Monheim Limes Der nächste Schritt zum Weltkulturerbe

Monheim · Heute wird der Antrag in Paris eingereicht. Der niedergermanische Limes inklusive Haus Bürgel soll in die renommierte Liste der Unesco.

 Der Grundriss von Haus Bürgel mit der Biologischen Station entspricht nahezu dem des antiken Kastells. 

Der Grundriss von Haus Bürgel mit der Biologischen Station entspricht nahezu dem des antiken Kastells. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Eintrag in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes des ehemaligen Kastells auf Haus Bürgel rückt näher. Heute wird der entsprechende Antrag eingereicht. Die Grenzanlagen aus römischer Zeit südlich von Bonn bis zum Seebad Katwijk in den Niederlanden sollen für das Unesco-Welterbe vorgeschlagen werden. Dazu gehören auch die Reste des ehemalige Römerkastells von Haus Bürgel. Am Donnerstag wird der Antrag auf Aufnahme in die Welterbeliste bei der Kulturorganisation der Vereinten Nationen in Paris übergeben werden, sagt Steve Bödecker, der Limes-Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen. Offiziell wird der Antrag in Paris von den Niederlanden eingereicht. NRW und Rheinland-Pfalz haben sich angeschlossen.

„Der Eintrag ist ein wichtiger Schritt“, sagt Manfred Klein, der die Vorbereitung als Vorsitzender der ehemaligen Interessengemeinschaft Haus Bürgel über viele Jahre begleitet hat. Insgesamt gehört der niedergermanische Teil des Limes für ihn auf jeden Fall auf die Welterbeliste.

Auf Monheim bezogen nennt Klein drei gute Gründe, warum es wichtig ist, das ehemalige Kastell aufzunehmen. „Haus Bürgel ist das einzige altrömische Objekt, das auf der rechten Rheinseite liegt“, sagt er. „Es gibt noch aufstehende Mauern und die Umrisse der Maternuskapelle auf diesem Grundstück sind deutlich zu sehen“. Darüber hinaus findet er, dass die Römer sehr kluge Menschen gewesen seien und deshalb mehr als 1000 Jahre lang herrschen konnten. „Die Römer haben hier gebaut, haben die Kultur der Menschen beobachtet und von ihnen gelernt, so wie sie selbst ihre eigene Kultur eingebracht haben“, sagt Klein. „Und“, das findet er ganz wichtig, „sie haben den Völkern, die sie beherrscht haben, ihren Glauben gelassen.“

Auch wenn der Antrag nach vielen Jahren der Vorbereitung nun eingereicht ist, wird es voraussichtlich noch bis Sommer 2021 dauern, bevor Monheim in die Liste aufgenommen ist. Doch die Stadt ist vorbereitet. Im Oktober 2018 ist Heike Rieger nach Monheim gekommen und hat zunächst einmal die Geschäftsführung der Interessengemeinschaft Urdenbacher Kämpe übernommen. Sie hat die Umwandlung in eine gemeinnützige GmbH begleitet, die von Stadt Monheim und der NRW-Stiftung zu je 50 Prozent getragen wird. „Wir haben viele Gespräche mit der Denkmalbehörde geführt und es werden noch weitere folgen, bis der Eintrag erfolgt“, so die Tourismusmanagerin. Ihre Aufgabe sei es nun, das Ensemble in den Rheinauen für Besucher attraktiv zu gestalten und Aktionen mit den Kulturerbe-Standorten in der Region abzusprechen „Das ist eine Riesenchance für Monheim“, so Rieger. Mit dem Welterbetitel könne man in einer ganz anderen Liga spielen.

Schon heute hat Haus Bürgel mit im Schnitt 10.000 Besuchern im Jahr eine herausragende touristische Bedeutung. Das Museum, die Kaltblutpferdezucht und die Biologische Station ziehen viele Menschen aus der Region an. „Diese Besucherströme wollen wir künftig besser lenken“, sagt Rieger. Geplant sei deshalb ein Wegeleitsystem. Ein Informationszentrum mit Shop und Café soll es geben. Auch die Öffnungszeiten sollen ausgeweitet werden.

Elke Löpke, Geschäftsführerin der Biologischen Station Haus Bürgel, sieht in dem Welterbeeintrag ebenfalls ein Chance. „Allerdings muss man auch bei steigender Bekanntheit und höheren Besucherzahlen die Interessen aller Nutzer im Auge behalten“, mahnt sie. Vor allem der Naturschutz müsse ausreichend berücksichtigt werden. Nächtliches Anstrahlen des Gebäudes etwa und zusätzlicher Lärm wäre vor allem für die Tierwelt schädlich. Auch sieht sie noch nicht, wie in der Wasserschutzzone II noch weitere Parkplätze entstehen sollen. „Alternativen könnten Planwagen-Fahrten, Busse oder römische Streitwagen sein, die Besucher zu ihrem Ziel bringen“, beschreibt sie nur einige Vorschläge. „Wir sind in regelmäßigem Austausch mit der Stadt“, hofft Löpke auf eine verträgliche Lösung für Naturschutz, Kaltblutzucht und Museumsbetrieb.

Geplant ist bis jetzt auch, über dem Stall (hinter der biologischen Station) einen Multifunktionsraum für Vorträge, Sitzungen, Ausstellungen und Workshops einzurichten – für alle, die mehr über das Leben der Römer und den niedergermanischen Limes erfahren wollen.

Dieser entspricht auf etwa 400 Kilometern Länge der Außengrenze des Römischen Imperiums in der Zeit von etwa 19 vor Christus bis etwa 430 nach Christus. Da der Rhein damals die Grenze war, heißt er der „nasse Limes“. Bis zu 30.000 Soldaten hatten die Römer zeitweise überwiegend am westlichen Ufer stationiert. „Das war ein Schwerpunkt der römischen Armee“, erläutert Bödecker. In NRW waren Bonn, Köln, Neuss, Xanten, Kalkar oder Kleve Standorte der Römer.

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