40 Tage So schafft die Fastenzeit Freiräume

Monheim · Für die Wochen vor Ostern hat Pfarrer Michael Hoßdorf die Monheimer Kirchgänger zum „Facebook-Fasten“ ermuntert.

 Der Monheimer katholische Michael Hoßdorf vor dem Hungertuch in St. Ursula.

Der Monheimer katholische Michael Hoßdorf vor dem Hungertuch in St. Ursula.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern sind für den Monheimer Pfarrer Michael Hoßdorf eine Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Er möchte sich und der Gemeinde mehr Freiräume für die Beziehung zu Gott zu schaffen. Weniger der Verzicht stehe dabei im Vordergrund als das, was mehr an Zeit für den anderen und für Gott gewonnen werden kann. Und deshalb gibt es für den Geistlichen selbst in der Fastenzeit eine Sache, auf die er auf keinen Fall verzichten möchte. „Das ist für mich das Gebet.“

In seiner Predigt am Aschermittwoch hat er den Kirchgängern unter anderem „Facebook-Fasten“ vorgeschlagen. Der Geistliche möchte aber, dass jeder für sich entscheidet, was ihn vielleicht mehr in Beschlag nimmt, als ihm lieb ist, und worauf er verzichten will. Die gewonnene Zeit könne dann in die Familie, in das Gebet oder das Lesen des Evangeliums investiert werden. Die Fastenzeit sieht Hoßdorf durchaus als „ein Projekt“. Wer bis Ostern durchhalte, habe etwas geschafft und könne stolz auf sich sein. Weil in Gemeinschaft alles leichter ist, wird dienstags um 19.30 Uhr in St. Gereon die „Lectio Divina“ angeboten. Das ist eine Methode der betenden Meditation über Bibeltexte. Und sonntags werden in St. Ursula im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus, Sperberstraße 2, die Stühle für die Heilige Messe um 18 Uhr im Halbkreis aufgestellt, statt sie in Reihen anzuordnen. „Das ist kommunikativer.“ Und auch die Kleinen werden einbezogen. Für Vorschulkinder startet in der Fastenzeit eine Kinderkirche. Auch eines von Hoßdorfs „Projekten“. Erstmals wird sie am Sonntag, 8. März, 10 Uhr, in St. Gereon gefeiert. Auch die Beichte gehört für ihn unbedingt in die Fastenzeit. Dabei mache sich der Gläubige seine Taten und Handlungen bewusst, indem er sie vor Gott an- und ausspricht. Regelmäßige Beichtgelegenheiten sind in den kommenden Wochen samstags von 17.15 bis 17.45 (St. Gereon) und 18 bis 18.15 Uhr (St. Dionysius). „Die Fastenzeit soll dabei helfen, auf den richtigen Weg zu Gott zu gelangen.“

Hoßdorf selber macht zwei Wochen lang eine Heilfastenkur. „Dann habe ich irrsinnig viel Zeit, um zu beten.“ Und er spare Zeit und Geld für Einkäufe. „Das Geld spende ich für karitative Zwecke.“ Natürlich gebe es während der kommenden Wochen auch sehr viele Kursangebote und Seminare, die sich mit dem Thema Ernährung oder Heilfasten beschäftigten. „Grundsätzlich sind diese Angebote gut“, sagt er. Wenn es nicht nur darum gehe, fünf oder sechs Kilogramm abzunehmen, sondern sich die Teilnehmer überlegten, wie sie mit ihrer Ernährung in Zukunft bewusster umgehen wollen. Dazu gehöre es auch, beispielsweise darüber nachzudenken, wie Mahlzeiten eingenommen werden. Heutzutage sei es eine häufig praktizierte Un-Kultur, keine Mittagspause mehr zu machen oder während der Arbeit am Bildschirm zu essen. „Es wird kaum noch etwas konzentriert gemacht.“ Dabei spiele gerade in der christlichen Gemeinschaft die Ruhepause in der Mitte des Tages eine große Rolle. Nur wer sich selbst bewusst werde, dem könne Gott bewusst sein. Die Beziehung zu mir selber, zum Nächsten und zu Gott bilde einen harmonischen Dreiklang, sagt Hoßdorf.

Der Pfarrer, der regelmäßig im katholischen Familienzentrum zu Gast ist, hat dort mit den Kindergartenkindern zu Beginn der Fastenzeit die Luftschlangen der Karnevalsdekoration verbrannt, die Asche mit Erde verbunden und alles in kleine Blumentöpfe gelegt. „Wir haben Samen hineingedrückt und geben Wasser zu“, erzählt er. „Das Wasser soll an die Taufe erinnern, und aus den Samen wächst bis Ostern Gras.“ Das symbolisiere den Weg der Hinwendung zu Gott. In der Osternacht werde des Taufversprechen erneuert. Auf Aschekreuze hat er in der Kita bewusst verzichtet: „Für die Vorschulkinder ist es noch zu früh, Fasten und Verzicht zu thematisieren.“

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