Ernährungsexperten klären auf Das heilsame Fasten

Mönchengladbach · Heilfasten ist wie Urlaub für den Darm, sagen Experten. Aber nicht jeder sollte es auch tun.

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Foto: dpa-tmn/Kai Remmers

Am Aschermittwoch hat die vorösterliche Fastenzeit begonnen. Viele verzichten in den sieben Wochen bis Ostern auf Süßigkeiten oder Alkohol, lassen das Auto stehen und bewegen sich mehr, verzichten auf Fleisch oder leben ganz ohne tierische Produkte. Alle Religionen kennen das Fasten als Zeit der Reinigung von Körper, Seele und Geist. Fasten gilt aber auch als Heilmethode. Es sei die älteste Heilmethode überhaupt, meint der Mönchengladbacher Heilpraktiker Günter Brück. Er wendet das Heilfasten seit 50 Jahren bei seinen Patienten an.

„Fasten bringt den Stoffwechsel zur Ruhe“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Christel Rademacher, Professorin für angewandte Ernährungswissenschaften an der Hochschule Niederrhein. Es gehe dabei aber nicht ums Abnehmen, sondern um die Gesundheit. „Heilfasten kann viele Erkrankungen lindern.“

Davon ist auch Günter Brück überzeugt. „Heilfasten hilft gegen die Wohlstandskrankheiten“, sagt der Heilpraktiker. Es wirke bei zu hohem Blutdruck oder Cholesterinspiegel. Auch Migräne oder Rheuma lasse sich positiv beeinflussen. Und es helfe bei Entzündungen der Verdauungsorgane, meint er. „Heilfasten ist Urlaub für den Darm.“

Beim Heilfasten wird nicht vollständig auf Nahrung verzichtet. „Ein wenig Energie sollte man zuführen“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin, „und große Mengen an Flüssigkeit.“ Der Darm müsse mit geringen Energiemengen in Aktion gehalten werden. Die beiden am weitesten verbreiteten Methoden des Heilfastens sind die nach Buchinger, bei der auf Säfte und Gemüsebrühe gesetzt wird, und die Methode nach Franz Xaver Mayr, bei der altbackene Brötchen und Milch verwendet werden. Größere Mengen Kräutertee oder Wasser gehören bei beiden Kuren ebenso zum Konzept wie Bitter- oder Glaubersalze, die helfen, den Darm komplett zu entleeren. Günter Brück setzt die Methode von Mayr ein. „Durch die leichte Schonkost kommt der Verdauungsapparat zur Ruhe“, sagt er. „Der Darm kann gesunden.“ Fasten sei wie Hausputz zu halten. Der Körper könne entschlackt werden.

Aber gibt es das denn überhaupt – Schlacken im Körper? Ja, sagt Brück. Er verstehe darunter zum Beispiel so etwas wie Kotsteine im Darm. Nein, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Schlacken gebe es nicht, der Körper scheide aus, was er nicht gebrauchen könne. Sinnvoll bleibe Heilfasten dennoch. Aber nicht für jeden. „Vorab sollte man eine ärztliche Untersuchung machen lassen“, empfiehlt Rademacher. Kinder dürfen ebenso wenig fasten wie Schwangere oder Stillende. Bei Erkrankungen von Leber, Niere oder Schilddrüse ist ebenso davon abzuraten wie bei schweren neurologischen Krankheiten. Und auf gar keinen Fall dürfen Menschen mit Essstörungen fasten.

Als zeitlichen Rahmen für das Heilfasten empfiehlt Heilpraktiker Brück drei Wochen. „Was sich innerhalb von 30 Jahren angesammelt hat, kann nicht in drei Tagen verschwinden“, meint er. Die traditionellen, religiös geprägten Fastenzeiten setzen neben den körperlichen Aspekt auch den seelischen. Auch beim Heilfasten soll der Mensch ganzheitlich zur Ruhe kommen. „Es ist wichtig, den Stress zu reduzieren, sich zu bewegen und Ruhe zu gewinnen“, sagt Rademacher. Dann kann Heilfasten der Weg in ein gesünderes Leben sein.

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