Steinbildhauerei in Krefeld-Linn Ungewöhnlicher Entwurf für neuen Brunnen auf dem Friedhof

Krefeld · Der neue Friedhofsbrunnen soll die Lebenden ermutigen: Die junge Steinbildhauerin Laura Heinrichs hat ein Werk geschaffen, dass in Linn auf Begeisterung stößt. Der Brunnen wurde jetzt feierlich eingeweiht.

 Brunneneinweihung auf dem Linner Friedhof (v.l.n.r.) : Alexander Raitz von Frenz (Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt), Helmut Döpcke (Kommunalbetriebs Krefeld) und die Steinbildhauerin Laura Heinrichs. Im Hintergrund zusehen: Die Einweihung des Brunnens stieß auf lebhaftes Interesse.

Brunneneinweihung auf dem Linner Friedhof (v.l.n.r.) : Alexander Raitz von Frenz (Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt), Helmut Döpcke (Kommunalbetriebs Krefeld) und die Steinbildhauerin Laura Heinrichs. Im Hintergrund zusehen: Die Einweihung des Brunnens stieß auf lebhaftes Interesse.

Foto: Mark Mocnik

Der Entwurf ist ungewöhnlich, denn er erinnert daran, dass ein Friedhof ein Ort für die Lebenden ist – auch wenn es um den Tod geht: Nach mehr als 30 Jahren sprudelt ein neuer Brunnen auf dem Linner Friedhof. Er wurde jetzt feierlich eingeweiht – unter anderem mit einer Ansprache der Steinbildhauerin Laura Heinrichs, in der sie ihren Entwurf vorgestellt hat.   Ermöglicht wurde das Bauwerk  im wesentlichen durch  die Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt e.V., die bauliche Umsetzung lag beim Kommunalbetrieb Krefeld.

 Der alte Brunnen auf dem Linner Friedhof war marode und nicht mehr sanierungsfähig.

Der alte Brunnen auf dem Linner Friedhof war marode und nicht mehr sanierungsfähig.

Foto: AG Flachsmarkt

Die Steinbildhauerin Laura Heinrichs (29), die bei  der Werkstatt Karl Motes in Fischeln arbeitet, hat sich für einen achteckigen Brunnen aus „Limestone“, einem Kalkstein, entschieden. Die Brunnenwände zeigen  Symbole aus der Welt des Webens und  Spinnens. Sie knüpft damit zum einen an die Vergangenheit Linns an – einer der berühmtesten Bürger Linns ist bekanntlich der Seidenbaron Cornelius de Greiff (1781 - 1863). Zum anderen eröffnet das Stichwort vom Spinnen mythologische Bezüge zum Faden der griechischen Schicksalsgöttinen, die die Lebensfäden der Menschen spinnen. Rund um den Brunnen ist der Schriftzug „Jeder Mensch hängt am Faden seiner eigenen Spinnerei“ zu lesen. Sie habe, berichtet Laura Heinrichs, diesen Satz irgendwo gelesen; er habe sich bei ihr festgesetzt; „es ist ein philosophisches Wort und hat so viel Tiefe“, sagt sie, „bei jedem von uns stellt sich die Frage: Was können wir aus unserem Lebensfaden spinnen“.  Man arbeitet selber daran, man ist aber auch verwoben in Schicksalsfäden – für Laura Heinrichs eröffnen sich über die Spinnerei-Symbolik vielfältige Bezüge und Assoziationen. „Der Brunnen richtet sich mehr an die Lebenden, über ihr Leben und über ihr Leben mit den Verstorbenen nachzudenken. Er soll auch Mut machen, sein Leben in die Hand zu nehmen.“ Mittig erhebt sich aus dem Wasser eine Stele, an der reliefartig Kette und Schuss aus der Weberei dargestellt sind  – in diesem Bereich hat sich sinnbildhaft verfestigt, was sich auf der Brunennwand noch als Prozess darstellt.

 Alexander Raitz von Frentz von der AG  Flachsmarkt zeigt sich froh und begeistert über den Entwurf.  Eigentlich sollte der neue Brunnen bereits im Herbst 2020 stehen, doch die Pandemie verzögerte den Bau.   „Der Brunnen soll auch zum Verweilen einladen, er soll eine Ort der Begegnung und des Austauschs sein, Traurigkeit zulassen, aber vielleicht auch lindern“, sagt Frentz.

Diskussion und Planung rund um einen neuen Brunnen ziehen sich seit Anfang der 90er Jahre hin; der alte Brunnen war baufällig geworden. Für den neuen Brunnen mussten neue Wasserleitungen und ein Fundament gelegt werden. Friedhofsbesucher können Wasser direkt aus dem Brunnen schöpfen oder einen Wasserkran benutzen.

Den größten Teil der Finanzierung hat mit gut 40.000 Euro die AG Flachsmarkt übernommen, die Sparkasse spendete 1000 Euro.   Immer wieder hat die AG Flachsmarkt mit den Erlösen aus dem Flachsmarkt Projekte für Linn ermöglicht,  darunter die  Wasserpumpe mit Pferdetränke auf dem Andreasmarkt oder  den Linner Heimatbrunnen.

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