Künstler in Krefeld Die Entdeckung der Töpferscheibe
Krefeld · Dorothee Sprothen-Scheidt kommt von der Grafik und der Malerei. Aber ihre große Leidenschaft ist das Töpfern. Die Krefelderin hat erst spät zum Arbeiten auf der Drehscheibe gefunden. Doch das ist ihr Metier. In Linn arbeitet sie in der Keramik-Werkstatt von Karin Habermann.
Dorothee Sprothen-Scheidt reist gerne. Einen Fotoapparat hat sie nie im Gepäck. Sie ist mit dem Skizzenblock unterwegs. Ihre Impressionen hält sie auf Zeichenpapier fest. Die Krefelderin hat freie Malerei und Grafik an der Kunstakademie in Stuttgart studiert. Doch als Malerin versteht sie sich nicht. Ihr Metier ist der Ton. Die Zeichnungen geben nur die Inspiration für dreidimensionale Arbeiten.
Nach einem Berufsleben als Kunsterzieherin am Duisburger Krupp-Gymnasium hat Dorothee Sprothen-Scheidt ihre Leidenschaft für Keramik neu befeuert. „Ich habe zwar getöpfert, aber nie auf der Scheibe gearbeitet. Das hat mich gereizt“, erzählt sie.
Sie hat sich nach Möglichkeiten umgesehen, wo sie diese Technik für sich ausprobieren könnte, und ist auf Karin Habermann getroffen, die in Linn ihr Keramikatelier hat. Seit zwölf Jahren teilen sich die beiden Frauen die Werkstatt. „Von Karin Habermann habe ich das Handwerkliche gelernt“, sagt Dorothee Sprothen-Scheidt. „Es ist wunderbar, wir können uns gut miteinander austauschen, weil wir auch ganz unterschiedlich arbeiten.“
Seit der Entdeckung der Scheibe bildet die Malerei für sie nicht mehr den Mittelpunkt. Die Keramik ist das Material, in dem sie sich ausdrückt. Die Liebe zum Ton mag schon lange in ihr geschlummert haben, bevor Dorothee Sprothen-Scheidt sie mit fester Willenskraft erweckte. Grundlagen des Töpferns, Aufbau und Glasurlehre, hatten als Werklehre auf ihrem Studienplan an der Akademie gestanden: „Ich kann auch drechseln, löten und mit Holz arbeiten“, erzählt sie. Vor keinem Handwerk ist ihr bange. Aber zum Töpfern hat sie eine besondere Neigung. „Es hat durchaus auch therapeutische Wirkung. Das habe ich schon festgestellt, wenn ich mit Schülern gearbeitet habe. Die wollten oft gar nicht in die Pause, wenn wir getöpfert haben. Es ist ein gutes Pendant zur geistigen Arbeit.“
Ihre Teller und Gefäße sind beliebt und finden auch auf dem traditionellen Flachsmarkt ihre Liebhaber. Die irdenen Objekte versieht sie mit Unterglasurmalerei: Sie werden im rohen Zustand mit Engobe bemalt. Beim Brand im 940 Grad heißen Ofen verbindet sich die Engobe mit dem Ton und ergibt die typische, changierende Farbgebung. Florale Muster, auch abstrakte, wählt sie dafür aus. Und manchmal verbinden sie sich auch zu einem tönernen Bild, etwa als „Hommage an Max Ernst“, das die Bildsprache des Malers zitiert. „Für mich ist es immer auch spannend, wie ich mit der Glasur die Farbigkeit intensivieren oder zurücknehmen kann, um eine zusätzliche Raumtiefe zu zeigen“, sagt sie.