Einsatz in Krefeld Polizei holt Minderjährige aus Bordell

Krefeld · Aus einem Bordell an der Mevissenstraße hat die Polizei minderjährige Mädchen herausgeholt, die dort der Prostitution nachgingen. Im Bereich Menschenhandel „spielt“ die Seidenstadt landesweit „im oberen Drittel“ mit.

In einem Eros Center an der Mevissenstraße entdeckte die Polizei minderjährige Prostituierte.

In einem Eros Center an der Mevissenstraße entdeckte die Polizei minderjährige Prostituierte.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Aus einem Bordell an der Mevissenstraße hat die Polizei minderjährige Mädchen herausgeholt, die dort der Prostitution nachgingen. Das erklärte Polizeipräsident Rainer Furth im Rahmen eines Gesprächs zum Thema Menschenhandel. Über den Zeitpunkt des Zugriffs sowie Anzahl und Nationalität der Mädchen machte der Chef der Krefelder Polizei keine Angaben. Im Bereich Menschenhandel „spielt“ die Seidenstadt landesweit „im oberen Drittel“ mit. Nach Aussage eines verdeckten Ermittlers umfassen die Delikte jedoch nicht nur sexuelle Ausbeutung, auch „Ausbeutung der Arbeitskraft und Bettelei“. Mit Blick auf Krefeld spricht er von „einem kleinen Bordell mit etwa 20 Frauen, einem kleinen Straßenstrich mit vier bis fünf Prostituierten sowie einer genehmigten Prostitutionswohnung“. Weitere Frauen würden sich über das Internet anbieten oder angeboten werden. Insgesamt geht die Polizei von etwa 50 Prostituierten in der Stadt aus.

Das Bordell an der Mevissenstraße sorgt in Krefeld dauerhaft für Diskussionen. Immer wieder ist von möglicher Schließung die Rede. Der Betrieb laufe jedoch noch, so der Polizeipräsident in der Gesprächsrunde. Hintergrund: Die Stadt hat bereits vor Monaten ein förmliches Verwaltungsverfahren eingeleitet, um das Eros Center, das ohne Baugenehmigung entstand, nach 30 Jahren zu schließen. „Die Stadtverwaltung Krefeld hat gegen den Betreiber des Bordellbetriebs Crazy Sexy an der Mevissenstraße ein Anhörungsverfahren zur ,Versagung der Erlaubnis nach Prostituiertenschutzgesetz wegen fehlender baurechtlicher Genehmigung’ eingeleitet“, erklärte Stadtsprecher Timo Bauermeister auf Anfrage unserer Redaktion bereits im Frühjahr. Einen entsprechenden Antrag nach dem Prostitutionsschutzgesetz habe der Betreiber bei der Stadtverwaltung gestellt. Für eine Nutzung der Räume an der Mevissenstraße als Prostitutionsstätte bestehe aber keine Baugenehmigung. Entsprechend werde die Verwaltung auch in Kürze zusätzlich ein baurechtliches Verfahren in der Sache einleiten, informierte Bauermeister weiter.

Der Stadtrat hatte in seiner Sitzung am 29. Januar 2019 mehrheitlich gegen eine Änderung des dortigen Bebauungsplans (B-Plan 502) gestimmt. Die Stadtverwaltung hatte vorab dargestellt, dass die Konsequenz einer solchen Entscheidung die Einleitung eines ordnungsbehördlichen Verfahrens zur Schließung des Bordellbetriebs wäre.

Oberbürgermeister Frank Meyer hatte seinerzeit das Rechnungsprüfungsamt der Stadt Krefeld und die Staatsanwalt Krefeld eingeschaltet, um dubiose Vorgänge rund um das Bordell – die viele Jahre und sogar Jahrzehnte zurückliegen – rückhaltlos und vollständig aufklären zu lassen. Im Ergebnis musste er feststellen, dass es in der Stadt unter Beteiligung von Politik und Verwaltung rechtswidrig über viele Jahre zu einer stillschweigenden Duldung dieser Einrichtung gekommen sei. „Strafrechtlich mögen die Vorgänge verjährt sein. Das ist aber kein Grund für mich, dieses Unrecht auch weiter zu akzeptieren. Ich bin im Gegenteil der Meinung, wir müssen jetzt Konsequenzen daraus ziehen, auch um unsere Glaubwürdigkeit in anderen Verfahren zu bewahren“, betonte der Oberbürgermeister damals.

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