Krefelder Geschichte Als Krefeld noch oranisch war: Ein Thema für Hausforscher

Krefeld · Für eine Expertentagung hat Christoph Dautermann vom Museum Burg Linn über die Entwicklung der Stadt zwischen 1650 und 1830 geforscht.

 Das Floh’sche Haus ist Zeichen königlichen Glanzes.

Das Floh’sche Haus ist Zeichen königlichen Glanzes.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

(ped) Architektur war in Krefeld nicht erst seit den Strömungen des Neuen Bauens ein großes Thema. Christoph Dautermann, stellvertretender Leiter des Museums Burg Linn, der sich intensiv mit den Formen des Wohnens und Bauens in der Geschichte der Region auseinandersetzt, hat in der neuesten Ausgabe des Jahrbuchs für Hausforschung einen Beitrag über Krefeld veröffentlicht. Dautermann beschäftigt sich mit Krefeld unter oranischer und preußischer Herrschaft, den fünf Stadterweiterungen und dem Baugeschehen.

Dautermann hat bereits einen maßgebenden Band über die Architektur der 1920er Jahre in Krefeld verfasst. Das gerade erschienene Jahrbuch versammelt 35 Aufsätze der Jahrestagung 2018 des Arbeitskreises für Hausforschung, die unter dem Titel „Die neuen Häuser in den neuen Städten und Dörfern – Neuerungen im Hausbau unter dem Einfluss der Landesherren und ihrer Baumeister zwischen 1650 und 1830“ in Schwerin stattfand.

Dautermann beschreibt, dass die Erweiterungen im 17. und 18. Jahrhundert in erster Linie auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen seien. „Ursache dafür war zunächst der Zuzug von Glaubensflüchtlingen, später die wirtschaftliche Prosperität der Stadt“, so Dautermann. Die erste Erweiterung 1691 vollzog sich unter den Oraniern, die folgenden vier von 1711, 1738, 1752 und 1766 unter dem preußischen Königshaus. Das Stadtbild in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts prägte der Architekt Michael Leydel (1749–1782) im Auftrag der Seiden-Verleger mit Gebäuden und Gebäudekomplexen. Bis auf das sogenannte Floh’sche Haus an der Friedrichstraße, einst erste Adresse der Stadt, wurde keines nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut.

In den Nebenstraßen reihten sich die wesentlich bescheidener ausgeführten Wohn- und Geschäftshäuser der übrigen Krefelder Bevölkerung. Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau und Nachkriegsplanung führten jedoch dazu, dass von dem im 18. Jahrhundert einheitlichen Stadtbild so gut wie nichts übrig geblieben ist. Mit dem Haus an der Lohstraße 106 sei im Gebiet der ersten Stadterweiterung von 1691 aber ein Fachwerkgebäude fast unbemerkt  erhalten geblieben. Die Untersuchung der Bauhölzer hat ein Baudatum in den 1730er-Jahren ergeben. „Das Gebäude dürfte der letzte Vertreter einer Häusergattung sein, wie sie für das 18. und frühe 19. Jahrhundert prägend für einen großen Teil der Krefelder Innenstadt war“, so Dautermann.

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