Bands in Krefeld Sie beaten wieder wie in den 60ern

Krefeld · Krefelder Musiker der 60er und 70er Jahre treffen sich zum Benefizkonzert im „Goldenen Hirsch“. Die Altrocker treffen den Nerv des Publikums. Die Karten waren innerhalb von Stunden weg. Es gibt bereits Anfragen fürs nächste Mal.

 Michael Roder (l.) und Frank Brünsing sind die Initiatoren von „Wer beatet noch?“.

Michael Roder (l.) und Frank Brünsing sind die Initiatoren von „Wer beatet noch?“.

Foto: Petra Diederichs

Ihre Clubs sind längst geschlossen. Die Haare nicht mehr so lang, die Hemden nicht mehr so bunt. Und doch ist jene vergangene Zeit immer präsent, wenn sie sich treffen: die wilden 60er Jahre, als sie in den angesagten Lokalen noch Livemusik machten, jedes Jugendheim, das über einen Keller verfügte, auch eine Band hatte und in zahllosen Garagen aus Spaß, mit Ernst und in der Hoffnung auf ein paar verdiente Mark am Wochenende und vielleicht auch mit dem Traum von der großen Bühne geprobt wurde. In jenen Jahren war Krefeld eine Beat-Hochburg. „Was machen die Musiker von damals heute eigentlich“, fragten sich Frank Brünsing und Michael Roder. Beide waren in Krefelder Bands aktiv.  Und es dauerte nicht lange, bis die Idee reifte, die Musiker von damals noch einmal  auf der Bühne zu versammeln.

Die Antwort auf die Frage „Wer beatet noch?“ geben acht Krefelder Bands bei einem Benefizkonzert am Donnerstag, 31. Oktober, ab 19 Uhr. Ort des Geschehens ist ein Saal, der in den 60ern schon ein Kultschuppen für junge Musiker war: der „Goldene Hirsch“ in Hüls. Kaum war die Initiative im Gespräch, da waren binnen Stunden sämtliche Karten verkauft.

Das kam eigentlich nicht unerwartet. Denn die Idee haben Brünsing und Roder mit Gleichgesinnten bereits 2017 erstmals umgesetzt – mit Riesenerfolg. „Am nächsten Tag riefen Leute an, die für das Konzert keine Karten bekommen hatten, und wollten schon mal fürs nächste Jahr reservieren.“ So bekommt die Veranstaltung, die eigentlich einmal laufen sollte, nun, nach zwei Jahren, eine Fortsetzung.

Es ist ein großes Unterfangen, so eine Wiedervereinigung zu organisieren. Denn die meisten Bands haben sich inzwischen aufgelöst, einige Musiker sind verstorben. Die Lösung: Die Altrocker formieren sich neu. Zum Beispiel sind unter dem Namen Friday Morning Musiker verschiedener Bands zusammengekommen, unter anderem Michael Roder (Ex-„Idea“).

Gitarrist Roder, der bis 2003 zur Urbesetzung von „Idea“ gehörte, weiß noch genau, wie es sich anfühlte, nach langer Pause wieder mit den alten Recken aufzutreten: „Es war wie damals. Weil das Publikum wie damals war: 65- und 70-Jährige brüllten ,Jetzt geht’s los’ und sangen alle Texte mit.“ Doch es waren nicht nur die Altersgenossen der Musiker gekommen, die sich in die eigene Jugend zurückkatapultiert fühlten, auch die Kinder- und Enkelgeneration feierte heftig ab. „Die Musik der Beatles und der Stones verbindet, weil alle sie kennen. Die Musik, die Jugendliche heute hören, können die meisten Erwachsenen nicht mitsingen.“

1966 gab es in Krefeld eine Beat-Meisterschaft. 30 Bands sind damals angetreten. Nun wollen acht Bands dieses Zeitgefühl in den Saal bringen. Einige Songs werden  auch Erinnerungen beleben an Musiker, die nicht mehr da sind. „Ich weiß jetzt schon, dass ich Gänsehaut bekomme“, sagt Brünsing. Und dass das Lampenfieber nicht kleiner ist als damals, steht auch fest. Alle Musiker treten ohne Gage auf. Der Erlös ist für Musikförderung in Krefeld bestimmt. Die Projekte stehen noch nicht fest. Vor zwei Jahren gab es Instrumente für die integrativen Band „Rock am Ring“, „No Handicap“ und die Gitarren-Lerngruppe der Bürgerinitiative Rund um St. Josef. Diesmal wird außerdem eine E-Gitarre mit Autogrammen aller Musiker zgunsten des Hospiz versteigert.

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