Aus den Krefelder Schulen Digitales Lernen am Beispiel Moltke

Krefeld · Am Moltke-Gymnasium lernen die Schüler nun in der dritten Woche über die Online-Plattform MS Teams. Das neue System stellt Lehrer, Schüler und Eltern vor Herausforderungen – bietet aber auch viele Chancen.

 Felix sitzt an seinem Computer-Arbeitsplatz im Kinderzimmer.

Felix sitzt an seinem Computer-Arbeitsplatz im Kinderzimmer.

Foto: Bollmann

Udo Rademacher ist zufrieden. Seit fast drei Wochen lernen alle Schüler des Gymnasiums am Moltkeplatz über die Online-Plattform MS Teams. Sie können per Tablet, Laptop oder Computer auf die Aufgaben zugreifen, die ihnen die Lehrer stellen, und haben dann eine gewisse Zeit für die Bearbeitung, bevor sie die fertigen Arbeiten abgeben müssen.

„Es klappt eigentlich ziemlich gut“, sagt Felix, der in die 7. Klasse geht. Je nach Zusammensetzung der Klasse haben die Lehrer verschiedene Teams gegründet. „In manchen Fächen werden wir ja gemeinsam unterrichtet, in anderen wie in Religion oder Latein aber nicht. Deswegen habe ich mehrere Teams“, erklärt der Zwölfjährige. Er ist jeden Tag zwei bis drei Stunden lang mit den Aufgaben beschäftigt. „Mal haben wir einen Wochenplan, mal nur zwei Tage oder so, bis wir die Aufgaben zurückschicken müssen“, erklärt er. An die Struktur der Plattform muss er sich noch gewöhnen. „Ich finde es umständlich, die Aufgaben zu finden, die ich suche. Dafür muss ich immer alle Nachrichten durchsehen.“

Besonders anstrengend ist die Zeit momentan für Mutter Renate Bollmann. „Ich arbeite in Vollzeit im Homeoffice und muss gleichzeitig noch meine beiden Kinder beaufsichtigen und die Aufgaben kontrollieren. Das bringt mich häufig an meine Belastungsgrenze“, sagt die Abteilungsleiterin einer großen Rückversicherung in Düsseldorf. Sie sieht sich aus zeitlichen Gründen kaum in der Lage, die Schüler bei den zum Teil sehr anspruchsvollen Hausaufgaben zu unterstützen. „Ich weiß von anderen Eltern, die auch Schwierigkeiten haben, auch mit dem notwendigen Computerwissen. Unsere Kinder kannten das System vorher nicht und mussten es jetzt zu Hause lernen. Da wäre es natürlich besser gewesen, sie hätten die Plattform bereits vorher in der Schule kennengelernt. Aber mit einer solchen Situation konnte natürlich auch keiner rechnen“, sagt die Diplom- Mathematikerin.

Udo Rademacher gibt der Mutter Recht, wenn er sagt: „Bei den Kleinen hat es etwas geruckelt, da sie noch nicht im System integriert waren. Aber nach einer Woche wurde es deutlich besser und inzwischen funktioniert es wirklich gut.“ Er bekommt die Rückmeldung aus dem Kollegium, dass viele Schüler Spaß an dieser neuen Form des Unterrichts hätten und motiviert wären, ihre Aufgaben zu erledigen. Noch, betont der Schulleiter mit einem Augenzwinkern. „Natürlich wissen wir auch, dass dieser Effekt nach einiger Zeit verloren geht und dann auch dabei Alltag einkehren wird.“

Trotzdem ist er optimistisch, dass die Gymnasiasten gut aufgestellt sein werden, wenn der normale Schulbetrieb wieder startet. Nahtlos werde der Übergang wahrscheinlich nicht gelingen, aber doch so, dass die Lehrer auf den Lerninhalten, die über die Plattform MS Teams vermittelt wurden, aufbauen könnten. Besonders für die Abiturienten sei es wichtig, in dieser Form den Unterricht weiterzuführen, um sie auf die kommenden Prüfungen vorzubereiten. „Für sie ist es eine besonders schwierige Zeit. Wir versuchen, sie so gut wie  möglich zu unterstützen und ihnen zu helfen.“

Generell sieht Rademacher in der jetzigen Situation eine große Chance, den Umgang mit digitalen Medien zu lernen oder zu verbessern. Das findet auch Mutter Renate Bollman und stellt fest:  „Man merkt schon jetzt, dass die beiden sicherer werden im Umgang mit dem Computer und der Software. Außerdem lernen sie, ihre Schulthemen eigenständig zu bearbeiten. Das finde ich richtig super. So hat die Krise auch etwas Gutes.“

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