Krefeld Annäherung im Streit ums Stadthaus

Krefeld · Die Stadt und das Amt für Denkmalpflege im Rheinland haben einen Gesprächstermin vereinbart und sind bestrebt, ihre Differenzen beizulegen. Zuletzt konnten sich beide Seiten nicht mal einigen, ob prüffähige Unterlagen vorliegen.

 Nicht ganz dicht: Die Fenster des Stadthauses. Die Stadt will  alle Fenste gegen gleich aussehende, moderne Fenster austauschen. Das ist für Denkmalschützer eine schwer zu schluckende Kröte.

Nicht ganz dicht: Die Fenster des Stadthauses. Die Stadt will  alle Fenste gegen gleich aussehende, moderne Fenster austauschen. Das ist für Denkmalschützer eine schwer zu schluckende Kröte.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Nach einer Phase der verhärteten Fronten im Streit um den Erhalt der Fenster kommt Bewegung in die Gespräche um den Denkmalschutz für das Stadthaus: „Die Stadt Krefeld und der LVR treffen sich demnächst zu einem Gesprächstermin, um konstruktiv Lösungswege zu eruieren und entsprechende Vereinbarungen zu treffen“, erklärte das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftverband Rheinland (LVR) im RP-Gespräch. Die Stadt bestätigte das Treffen, wollte aber Details nicht nennen: „Wir möchten zunächst nur die Aussage des Landschaftsverbandes Rheinland bestätigen. Dafür bitten wir um Verständnis“, erklärte ein Sprecher - solche Verlautbarungen sind üblich, wenn man ein Gespräch unbelastet von öffentlicher Begleitmusik antreten möchte. Der Wille zur Einigung ist offenbar gewachsen.

Der Rat der Stadt hat zuvor klargemacht, die mit mehr als 80 Millionen Euro angesetzte Sanierung des Stadthauses nur ohne preistreibende Auflagen des Denkmalschutztes umzusetzen und andernfalls einen Neubau anzustreben. Damit droht das Stadthaus zur Denkmalruine zu werden.

Zuletzt waren sich beide Seiten nicht mal einig über die Frage, ob prüffähige Unterlagen der Stadt zum Stadthaus vorliegen oder nicht. Das Amt für Denkmalpflege hat nun auf Anfrage näher erläutert, was gemeint ist. Im Kern wirft der LVR der Stadt vor, bei den Untersuchungen zum Erhalt der Fenster nicht die im Denkmalschutz üblichen Standards eingehalten zu haben. Prüffähige Unterlagen, so erklärte das Amt für Denkmalpflege, lägen vor, „wenn durch angemessene und nachvollziehbare Voruntersuchungen geklärt ist, wie mit denkmalwertem Bestand umgegangen werden sollte“. Zu klären sei, ob er erhalten werden und wie eine Sanierung erfolgen könne oder ob der Bestand erneuert werden müsse. „Der LVR hat hierzu angemessene und zumutbare Voruntersuchungen empfohlen, die dem heutigen Standard entsprechen. Die bislang eingereichten Unterlagen lassen die gestellten Fragen jedoch offen.“

Bei der von der Stadt durchgeführten Mustersanierung eines Fensters sei „unter schlechten Bedingungen“ eine Dichtung eingeklebt worden, die nicht dauerhaft gehalten habe, heißt es. Aus Sicht des LVR seien weitere Untersuchungen nötig gewesen, um die die Stadt seit Anfang 2016 gebeten worden sei. „Diese wurden unserem Kenntnisstand nach noch nicht durchgeführt.“ Was genau mit „schlechten Bedingungen“ gemeint ist, wollte der LVR nicht weiter ausführen: Man wolle „die Ergebnisse des Gesprächstermins zwischen der Stadt Krefeld und dem LVR abwarten, bei dem die offenen Fragen erörtert werden“, hieß es. Die Äußerung zeigt: Der LVR ist wie die Stadt bestrebt, das Treffen nicht durch neuerliche Äußerungen zu belasten.

Auf die Ausschreibung der Stadt zur Stadthaussanierung hat kein einziges Unternehmen reagiert; Nachfragen der Stadt bei Unternehmen hatten ergeben, dass die Risiken und Unabwägbarkeiten, zu denen auch eine denkmalgerechte Sanierung der Fenster gehörten, als zu groß empfunden wurden. Die Stadt hat daraufhin mit dem Segen des Rates eine neue Ausschreibung auf den Weg gebracht, in der der Austausch aller Fenster durch moderne, gleich aussehende Fenster vorgesehen ist.

Diese Lösung ist aus Sicht des Denkmalschutzes problematisch: Das gleiche Aussehen ist nicht entscheidend; der Erhalt historischer Bausubstanz hat eine hohe Prioriätät.

Anders als gelegentlich zu hören, spielen aber sehr wohl auch wirtschaftliche Erwägungen für den Denkmalschutz eine Rolle.

(vo)
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