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Corona-Krise in Krefeld Friseure haben endlich wieder offen

Krefeld · Kundinnen und Kunden waren am Montag sichtlich erleichtert, wieder zum Friseur gehen zu können, um die Mähne kürzen oder den Ansatz tönen zu lassen. Dass der Service corona-bedingt eingeschränkt ist, störte sie dabei nicht.

Fotos: So war der erste Tag nach der Wiedereröffnung beim Friseur in Krefeld
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So war der erste Tag nach der Wiedereröffnung beim Friseur in Krefeld

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Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

„Mit dem grauen Ansatz sehe ich ja aus wie ein Streifenhörnchen“, beschreibt Angelika Schindler ihr Aussehen nach sieben Wochen ohne Friseur. Sichtlich erleichtert nimmt sie im Stuhl des Friseursalons „Mona Lisa“ an der Uerdinger Straße Platz. Heute haben die Friseursalons nach acht Wochen wieder geöffnet, wobei allerdings die strengen Sicherheitsregeln den normalen Friseurbetrieb deutlich verändern: Es werden nur Kunden mit vorher fest vereinbarten Terminen bedient.

Das Reinigen und Desinfizieren von Händen, Bedienplatz, Stühlen und Becken wird durch die Berufsgenossenschaft vorgegeben. Auch müssen die Kunden mit Hand anlegen, um beispielsweise die Gesichtsmaske von Farbe und Schere wegzuhalten. Die erforderlichen Abstände zwischen den Plätzen verringern die mögliche Anzahl der Kunden, und auch der zeitliche Abstand der Termine hat sich deutlich vergrößert. „Unser normaler Umsatz wird beileibe nicht erreicht, weil wir nur die Hälfte der sonst üblichen Termine vergeben können“, erläutert Mehmet Ak, Friseurmeister und Inhaber von „Memo’s Haarstudio“ an der Hafelsstraße in Fischeln.

Wie viel Arbeit hinter den Kulissen nötig war, kann man nur ahnen. Mehmet Ak hat sich durch die aufwendigen Umbau- und Montagearbeiten sogar einen Hexenschuss zugezogen, obwohl er drei Helfer hatte. „Man sieht gar nicht, was wir alles ausprobiert und gebaut haben“, erklärt er. Zuerst habe er Trennwände aus Holz errichtet, diese erwiesen sich aber als gefährlich wegen der Stolpergefahr.

In der Tat ähnelt der Salon mittlerweile eher einer Quarantänestation als dem großzügigen Salon aus Vor-Corona-Zeiten: Bodentiefe Plastikplanen grenzen die Bedienplätze voneinander ab. Gelb-schwarzes Band unterteilt auch optisch die einzelnen „Kabinen“, am Eingang stehen auf Perückenköpfen unterschiedlich große Masken für Erwachsene und Kinder, falls jemand ohne Mund-Nasen-Schutz kommt.

Diese Masken hat Chefin Semra Ak mit zwei Freunden selbst genäht und auch mehrfach gewaschen – übrigens in einem eigenen Kochtopf: „Ich habe jetzt extra einen markierten Corona-Kochtopf, damit ich den nicht mit dem für Gemüse verwechsle“, erklärt sie. Die Mitarbeiterinnen tragen jedoch eine andere Art Maske, nämlich einen Kunststoffgesichtsschutz, der auch die Augen schützt und auch von Ärzten benutzt wird.

Die Kunden lassen sich von den optischen Veränderungen oder den Service-Einschränkungen aber kaum stören. „Endlich“, lautet der Stoßseufzer einer 85-jährigen Stammkundin von „Memo“: Die Seniorin kann nach drei Monaten ohne Friseurbesuch den Ansatz nachfärben und die Haare schneiden lassen. „Zum Schluss musste ich mir jeden Tag selbst die Haare aufwickeln, weil die Frisur herausgewachsen war“, erklärt sie.

Es sind aber beileibe nicht nur Damen, die sich auf diesen Tag gefreut haben. Ein Herr mittleren Alters verlässt zufrieden den Salon in Fischeln, er fühle sich „wie neugeboren, aber richtig“, erklärt er, und der zwölfjährige Elias Deter freut sich über seinen wieder vorzeigbaren Undercut.

Kraft-Friedrich Müller hat schon vor einigen Wochen seinen Friseurtermin bei „Mona Lisa“ vereinbart – „sehnsüchtig erwartet“ nach zehn Wochen ohne Friseur. „Die langen Haare hängen vor der Brille, aber das Schlimmste ist, wenn die Ohren zuwachsen“, meint er. „Man fühlt sich ja nicht wohl, wenn die Haare nicht gut aussehen“, erklärt auch Gudrun Perrey; da sind sich die männlichen und weiblichen Kunden einig.

Emine Tanriöven, die Inhaberin des Friseursalons „Mona Lisa“ an der Uerdinger Straße, findet es schade, dass sie den Kunden kein Getränk anbieten kann, denn „das gehört ja auch irgendwie zum Wohlfühlen dazu“, meint sie. Doch da regt sich Widerspruch seitens der Kunden, denn Kaffee oder Zeitschriften vermissen die wenigsten. „Die Hauptsache ist doch, die Haare werden gemacht“, erklärt Gudrun Perrey unter zustimmendem Nicken auf anderen Stühlen.

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