Protokoll des ersten Arbeitstages „Ich habe die Kunden vermisst“

Düsseldorf · Der Montag war für Friseure in NRW gleich ein Stresstest. Die Termine sind zum Großteil vergeben, und das Arbeiten findet durch die Vorschriften unter erschwerten Bedingungen statt. Salon-Inhaber Daniel B. aus Düsseldorf berichtet vom ersten Arbeitstag.

Friseur Daniel B. in seinem Salon „Kinky Cutters“.

Friseur Daniel B. in seinem Salon „Kinky Cutters“.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Tag der Wiedereröffnung war zwar schön, aber auch sehr stressig. Viele Kunden haben angerufen und waren überrascht, dass es für diese Woche gar keine Termine mehr gibt. Die Kunden, die bereits heute einen Termin hatten, waren sehr entspannt. Alle hatten eigene Masken dabei und sich schon auf die neue Situation eingestellt.

Getränke oder Zeitungen dürfen wir zum Beispiel nicht mehr ausgeben. Unser Werkzeug und die Frisierplätze müssen wir nach jedem Kunden desinfizieren – das haben wir aber auch schon vorher gemacht. Wir dürfen allerdings keine Bärte mehr rasieren und keine Augenbrauen färben oder zupfen. Auch Trockenhaarschnitte gibt es keine.

Es gibt natürlich Leute, die die Maßnahmen für unnötig halten und die Corona-Sache übertrieben finden, aber darum geht es nicht: Es gibt Regeln und die müssen eingehalten werden. Ich bin kein Virologe und finde es schon ein bisschen vermessen, wenn Leute meinen, sie könnten über solche Sachen urteilen.

Die Umstände, unter denen wir arbeiten, sind natürlich anders als sonst. Beim Waschen müssen die Kunden den Mundschutz festhalten, das funktioniert sonst nicht mit den Bändern. Gleiches gilt auch beim Schneiden der Konturen um die Ohren. Wegen der Bestimmungen kann man auch nicht so viele Kunden bedienen wie sonst. Wir achten darauf, dass sich auf zehn Quadratmetern im Laden nicht mehr als ein Kunde aufhält, daher ist der Terminkalender schon sehr voll. Auch die Daten der Kunden müssen wir notieren, damit mögliche Infektionsketten nachvollziehbar sind. Das muss man in diesen Tagen schon spezieller planen, aber es muss halt sein.

Ich führe seit 16 Jahren meinen eigenen Salon und habe so etwas noch nie zuvor erlebt. Die ersten Tage, an denen ich nicht arbeiten durfte, waren der Horror. Da musste ich mich dringend beschäftigen und habe Renovierungsarbeiten vorgenommen – sonst wäre ich durchgedreht.

Ich konnte es vermeiden, meinen drei Angestellten zu kündigen. Wenn man selbstständig ist, dann muss man immer davon ausgehen, dass mal irgendwas passiert. Corona habe ich natürlich nicht kommen sehen, aber ich habe gedacht: Was passiert, wenn ich mir mal das Bein breche, oder das Haus einsturzgefährdet ist, sodass ich sechs Wochen lang nicht arbeiten kann? Da muss man auch ein Polster für haben.

In der Zeit, in der der Salon geschlossen bleiben musste, haben wir die Kunden trotzdem so gut es ging zum Beispiel mit Farbe versorgt. Ich hatte gesehen, dass in den Drogeriemärkten Haarfärbemittel zum Großteil ausverkauft waren. Daraufhin habe ich unseren Kunden ihre auf sie abgestimmten Farben zusammengemixt. Die konnten sie sich dann samt Umhang, Pinsel, Schälchen und Anleitung bei mir abholen. Das kam gut an.

Ich bin aber froh, dass es endlich wieder losgeht. Es ist schön, wieder arbeiten zu können. Ich habe die Kunden vermisst.

(protokolliert von Sabine Dwertmann)

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