Lesung in der Alten Schule Das Korschenbroicher Erinnern gegen das Vergessen

Korschenbroich · Zum Jahrestag der Pogromnacht las Peter Rumpel in der Alten Schule aus den Erinnerungen des Ghetto-Überlebenden Erich Adler.

 Peter Rumpel las zum Gedenken an die Reichspogromnacht aus Erich Adlers Buch „An der Hölle vorbei“.

Peter Rumpel las zum Gedenken an die Reichspogromnacht aus Erich Adlers Buch „An der Hölle vorbei“.

Foto: Markus Rick (rick)

(anw) Wolfgang Klein wohnte mitten im Ort. Er starb 1943 in Theresienstadt. Sein Name wurde in der Alten Schule verlesen, wie auch die Namen von 29 weiteren jüdischen Mitbürgern, die dem nationalsolistischen Rassenwahn zum Opfer fielen. Besucher der Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht gaben den Toten eine Stimme, um Geburts- und Todesdaten zu verlesen.

Das würdige Gedächtnis ist fester Bestandteil der jährlich stattfindenden Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ und Mahnung zugleich. Zuvor las Peter Rumpel auf Einladung der gemeinschaftlich von Stadtarchiv, Friedensinitiative, Heimatverein, Realschule und Gymnasium realisierten Veranstaltung aus Erich Adlers Buch „An der Hölle vorbei“. Adler beschreibt darin seine Zeit von 1931 in Berlin bis zu seiner Befreiung aus dem Ghetto Theresienstadt. Unter den Besuchern war seine Schwiegertochter Heidemarie, auf deren Betreiben hin das Manuskript als Buch veröffentlicht wurde. Im ersten Kapitel schreibt Adler vom Brief seines Freundes, der im Sommer 1931 den sich ausbreitenden Nationalsozialismus als ansteckende Krankheit bezeichnet wie auch von den erschreckenden Ausmaßen der Hetze gegen Juden. Der damals junge Erich tat den Brief als Schwarzmalerei ab, musste aber später auf schmerzliche Weise seinen Irrtum erkennen.  Adler schreibt von seiner Verhaftung wegen des Besitzes eines Radios, von Umsiedlungen jüdischer Bürger in Tschechien, der Verschickung von Kindern und seinem eigenen Transport ins Ghetto Theresienstadt. Er überlebte als Geiger im Lagerorchester und starb 1982 im Alter von 71 Jahren.

Rumpel fing die ironischen, sarkastischen, besorgten und häufig lakonischen Nuancen des Schreibstils ein. Er brüllte die herrischen Befehle nationalsozialistischer „Ledermäntel“, schrie die verzweifelte Sorge des Vaters, dessen Kind entgegen aller Versprechungen nach Auschwitz verschickt wurde. „Wir müssen denen widersprechen, die behaupten, dass dies alles nicht geschehen ist. Mit den Stolpersteinen wollen wir das Vergessen nicht über uns kommen lassen“, mahnte Wolfgang Skiba von der Friedensinitiative. Skiba hatte mit Schülern die kleinen Gedenktafeln in Erinnerung an Menschen, die vertrieben, deportiert, ermordet und in den Selbstmord getrieben wurden, gereinigt.

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