Korschenbroich Jagdszenen zum Fest der Deutschen Einheit
Korschenbroich · Jagd-Geschichte in der Schorfheide ist ein ungewöhnliches Thema für einen Festakt zur Deutschen Einheit – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick erwies sich als durchaus zum Tag und zu Korschenbroich passend, was Dr. Burghard Ciesla und Helmut Suter bei der Feier in der Alten Schule an der Steinstraße den Zuhörern präsentierten. Denn Schorfheide ist eine Partnergemeinde Korschenbroichs, deren Region eine besondere Vergangenheit hat: In diesem Jagdrevier bliesen nicht nur die jeweils Mächtigen über mehr als 1000 Jahre zum Halali. Dort wurden auch politische Entwicklungen angestoßen, beispielsweise während der deutschen Wiedervereinigung.
Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit begrüßte Bürgermeister Heinz Josef Dick neben Brandenburger Gästen unter anderem den stellvertretenden Landrat Dr. Hans Ulrich Klose als einen der Initiatoren der über zwanzigjährigen Partnerschaft. Dick erinnerte an frühe Kontakte zu Finowfurt, inzwischen Teil der Gemeinde Schorfheide. Beim Besuch des schönen Waldgebietes habe er von der geschichtlichen Bedeutung des Ortes nichts gewusst.
Ciesla und Suter sind überzeugt, dass schon die slawischen Stammesfürsten vor 1000 Jahren die Landschaft zur wirkungsvollen Inszenierung nutzten, um die eigene politische und gesellschaftliche Stellung zu festigen. Die Referenten spannten den Bogen von der Kaiserzeit über Weimarer Republik, NS-Diktatur und DDR bis heute. In der Schorfheide rangen Zar Nikolaus und Kaiser Wilhelm um große Politik, bei Jagd und Spaziergang handelten sowohl Göring, als auch Honecker mit Jagdfreunden Entscheidungen aus. Hier war auch der Ort für deutsch-deutsche Treffen: Wehner war zu Gast, ebenso Franz Josef Strauß, um einen Milliarden-Kredit auf den Weg zu bringen und vermutlich auch den Freikauf politischer Häftlinge. Nach dem Verlust all seiner Ämter ließ sich Honecker in die Schorfheide fahren und verarbeitete seinen Frust, indem er zwei Hirsche schoss.
Die Glehnerin Heike Schuch bereicherte den Festakt in der Alten Schule mit hervorragend servierten Werken von Ligeti sowie Bach und dem Deutschlandlied.
