Zyfflich „Woodstock“ in der Dorfscheune

Zwei Tage lang verwandelte der Zyfflicher Verein „Blues in Zyfflich e. V.“ das sonst so beschauliche Storchen-Dorf in ein wahres Mekka für Fans von Woodstock oder Blues. 1000 Gäste besuchten das beliebte Festival.

Joe Cocker-Double Leon van de Laars begeisterte mit der „Joe Cover Band“ in Zyfflich.

Joe Cocker-Double Leon van de Laars begeisterte mit der „Joe Cover Band“ in Zyfflich.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Als um 23.26 Uhr das einzigartige E-Gitarrenriff zu Deep Purples „Smoke on the Water“ die Luft in der Zyfflicher Dorfscheune zerfetzte und in der Folge dutzende Kehlen den Refrain mit grölten, erreichte der Abend einen fulminanten Höhepunkt. Die niederländische Band „Purple Strangers“ hatte den Hardrock-Pionieren zur Genüge Tribut gezollt und rundete die Performance mit dem Zehn-Minuten-Epos „Child in Time“ ab. Knapp eineinhalb Stunden lang hatte das vierköpfige Line Up rund um Sänger Ron Gershwin an Drums, Bass, E-Gitarre und der unverkennbaren Hammond-Orgel für 70er-Jahre Rockmusik vom Allerfeinsten gesorgt.

All dies anlässlich des alljährlichen Woodstock-Tribute-Festivals im beschaulichen Zyfflich. Am Freitag stand an der Dorfscheune und im Zelt alles im Zeichen des legendären Open-Air-Festivals, das sich 2019 zum 50. Mal jährt. Insgesamt acht Acts hatte der Abend zu bieten. Kombiniert mit den typischen Flower-Power-Outfits der 1960er-Hippiebewegung, die der Veranstalter „Blues in Zyfflich e. V.“ den Besuchern zur Verfügung stellte, brachten ihre Darbietungen das einzigartige Woodstock-Flair in das 500-Seelen-Dorf.

Den Anfang machte der 18-jährige Niederländer Benjamin de Groot, der sich im Vorfeld bei einem lokalen Singersongwriter-Contest gegen sieben Kontrahenten durchgesetzt und so seinen Auftritt vor Publikum erspielt hatte. Nachdem den Besuchern um 19 Uhr Einlass gewährt wurde, sorgte er, begleitet von seiner Gitarre, für Stimmung. Die Inhalte seiner selbstverfassten Songs ziehe er aus seinem Leben, so de Groot, der sich ein Engagement in einer Band vorstellen könnte.

Eben solch eine Band spielte zeitgleich im benachbarten Zelt. „Tribute to Creedence Clearwater Revival“ ehrte die US-amerikanischen Rockmusiker, die, zwischen 1967 und 1972 aktiv, auch bei Woodstock spielten. „Durstig“ aus Hannover brachte zwischenzeitlich wieder etwas modernere Töne ein und verstand sich darauf, auch mit den Gästen zu interagieren. So holte die Band kurzerhand einen Junggesellenabschied auf die Bühne und zerrte die Braut vor das Mikrophon. Eindrucksvoll wurde es, als die dreizehnköpfige „Joe Cover Band“ um Cocker-Double Leon van de Laars, der dem Original in Gesang, Mimik und Gestik in nichts nachstand, zeitlose Hits wie „Unchain My Heart“ und „With A Little Help From My Friends“ zum besten gab – das Festzelt tobte.

Das Nimweger Ensemble „Terra Volta“ kombinierte Elemente von Folk-, Reggae-, Ska- und Balkan-Musik und „Hard Rain“ beschallte die Scheune mit Bob-Dylan-Coversongs. Den krönenden Abschluss bildete die „Woodstock Tribute Band“, die auch noch nach Mitternacht auf der großen Bühne im Zelt – selbstverständlich ebenfalls entsprechend gekleidet – Stimmung verbreitete.

Beim zweitägigen Zyfflicher Festival gab es Kleiderproben inklusive. Woodstock-gerechtes Outfit hat heute nicht mehr jeder.

Beim zweitägigen Zyfflicher Festival gab es Kleiderproben inklusive. Woodstock-gerechtes Outfit hat heute nicht mehr jeder.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Keine 19 Stunden später drehte sich in Zyfflich alles ums Thema Blues. Einen Unterschied stellte die breite Auswahl an Nationalitäten dar. So brachten neben vielen Künstlern aus den Niederlanden „Catfish“ (Großbritannien) und Stevie Nimmo (Schottland) einen Hauch Internationalität. Ins Schwärmen geriet Hauptverantwortliche Jeannette van Olst bei Hauptakt Kat Riggins. Die US-Amerikanerin aus Miami tourt mit einem Blues-Programm durch die Niederlande und machte auch in Zyfflich Halt. Insgesamt bot das Wochenende im Storchendorf wenig Spielraum für Kritik, die laut van Olst sogar gar nicht aufkam. „Nach dem Motto ‚back to the roots‘ bekannte Bands zu holen, war genau das Richtige. An den zwei Abenden kamen zwei andere Gruppen Mensch. Freitag, die Party-Leute, Samstag die faszinierten Musikliebhaber“, erklärt van Olst. Zudem würden die Blues-Fans mehr Bier trinken, scherzt sie. „Mein Dank gilt den Menschen aus Zyfflich für den wahnsinnigen Zusammenhalt – unser Dorf lebt.“ Am Sonntag wurde das Zepter an die Kirmes-Verantwortlichen übergeben. Für Jeannette van Olst und ihr vierköpfiges Vorstandsteam ist die Arbeit nicht zu Ende. Die Musikplanung für 2020 beginnt bereits in Kürze.

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