Fußball Der rot-blaue Schlussakt missglückt

Kleve · Fußball-Oberliga: 1. FC Kleve - SpVg. Schonnebeck 2:3 (0:1). Die Elf von Trainer Umut Akpinar zeigte sich am finalen Spieltag defensiv anfällig und vor dem Tor nervös. Es hing das Phlegma eines Testkicks am Klever Bresserberg. Den ersten Treffer im Dress des FC markierte Nachwuchsakteur Nathnael Scheffler.

 Nathnael Scheffler traf gegen Schonnebeck erstmals. Und das sehenswert aus der Distanz.

Nathnael Scheffler traf gegen Schonnebeck erstmals. Und das sehenswert aus der Distanz.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es ist Samstagabend, 18:50 Uhr in der Getec-Arena. Die Spielvereinigung aus Essen-Schonnebeck hatte zuvor den 1. FC Kleve mit 3:2 besiegt. Für emotionale Ausreißer aber vermochte das Resultat auf Klever Seite nicht zu sorgen. Die Spieler fielen sich in die Arme, der Nachwuchs wurde auf den Rasen gehoben, sogar der Schiedsrichter nahm dankbare Worte entgegen. Immerhin war die Partie der Schlusspunkt einer 34 Spieltage langen Saison. So fiel den Protagonisten sichtbar eine Last von den Schultern.

Nur einer zeigte sich  erregt: Umut Akpinar. Der Trainer des 1. FC Kleve gilt gemeinhin als unermüdlicher Perfektionist. Daher gefiel es ihm überhaupt nicht, wie sich seine Kicker zuvor präsentiert hatten. „Wir kassieren hier drei Eigentore und lassen vorne so viele Chancen liegen. Das geht so überhaupt nicht“, sagte er. Die Szenerie ist gewissermaßen skurril: Um den Trainer herum herrscht gelöste Stimmung, und während die ersten Rufe nach Untergärigem laut werden, hadert Akpinar noch immer.

Wer den Blick auf dem Feld noch ein wenig schweifen ließ, der sah auch Kapitän Fabio Forster abseits der Ströme zerknirscht auf dem Boden liegen. Vielleicht sind es diese beiden Bilder, die auf den Punkt beschreiben, warum der 1. FC Kleve eine gute Spielzeit hingelegt hat, die final im Tabellenmittelfeld abgeschlossen wird. Selbstzufriedenheit ist den Architekten des Erfolgs nämlich fremd. Auch, wenn der Druck völlig abhanden gekommen ist. Wie in der Partie gegen den Tabellennachbarn Schonnebeck. „Es war natürlich ein entspanntes Spiel, bei dem es um nichts mehr ging. Daher war auch klar, dass wir viele Tore sehen würden“, sagt Dirk Tönnies, Trainer der Gäste. Insgesamt fünf Treffer durfte das Klever Publikum observieren.

Die erste aussichtsreiche Gelegenheit oblag Kleves Mike Terfloth, der von Yusuke Unoki steil in den Strafraum geschickt wurde, dort aber in Schonnebecks Schlussmann Stefan Jaschin seinen Meister fand. Von Beginn kickten die Oberligisten mit offenem Visier. Kapital daraus schlug Essens Marius Müller nach 27 Minuten. Er wurde von Nils Klima mit einer maßgenauen Flanke bedient, Müller musste nur noch seinen Fuß hinhalten. Tim Haal köpfte (30.) nach einer Ecke gefährlich, Michel Wesendonks Abschluss (43.) klärten die Gäste kurz vor der Torlinie. Forster setzte vor dem Seitenwechsel auch Levon Kürkciyan nochmals in Szene, er schoss jedoch knapp vorbei.

Nach dem Seitenwechsel agierten die Klever deutlich offensiver und drückten auf den Ausgleich. Kürkciyan gelang dieser aus kurzer Distanz nach 55 Zeigerumdrehungen nicht. Unoki verfehlte das Ziel nach einer Stunde nur um wenige Zentimeter. Dem Klever Chancen-Festival bescherte Nachwuchsakteur Nathnael Scheffler eine weitere Episode, aber mit glücklicherem Ende. Er, in der Halbzeit für den angeschlagenen Tim Haal gekommen, fasste sich ein Herz und finalisierte mit einem strammen Schuss aus 20 Metern. „Er hat es heute gut gemacht“, lobte Akpinar in seinem typischen Überschwang.

Doch Essens Damian Bartsch schlug zurück. Er nutzte einen leichtfertigen Ballverlust des FC aus und schloss kaltschnäuzig von der Strafraumkante aus in den Winkel ab. Wesendonk hätte nach 80 Minuten ausgleichen können. Wenige Augenblicke danach köpfte Emre Can völlig frei aufs Klever Tor, Schlussmann Andre Barth brachte noch seine Finger ans Spielgerät, konnte dessen Flugkurve aber nicht mehr entscheidend ändern.

So war der Sieg der Tönnies-Elf bereits perfekt, als Sebastian van Brakel (85.) aus wenigen Metern per Vollspann zum 2:3-Endstand traf. Er rief nach Abpfiff seinem Trainer frohlockend zu: „Wir sind mit einem Tor von mir in die Saison gestartet und schließen damit ab.“ Der Grund: Beim Auftakt gegen den VfB Hilden hatte er schon per Kopf zum 1:0 getroffen. Nun setzte der Innenverteidiger den Schlusspunkt. Sein Trainer klatschte ab, noch aber war Akpinar bedient. Nach einer Aufstiegs-Saison mit 45 Punkten sollte diese Stimmung jedoch schnell verflogen sein.

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