Norbert Quinders im Portrait Einst Mittelstürmer – heute Gipfelstürmer

Niederrhein · Norbert Quinders spielte früher für Viktoria Goch in der Fußball-Verbandsliga. Heute engagiert sich der 42-Jährige in der integrativen Klettergruppe des SV Sonsbeck – den „Klimpansen“. Ein Blick auf eine Laufbahn abseits der großen Stadien.

 Norbert Quinders (links) im Jahr 2003 als Spieler von Viktoria Goch. Dort wurde er zum Innenverteidiger umgeschult.

Norbert Quinders (links) im Jahr 2003 als Spieler von Viktoria Goch. Dort wurde er zum Innenverteidiger umgeschult.

Foto: Stade, Klaus Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Im Januar feiert Norbert Quinders seinen 42. Geburtstag. Aktuell hat der Sonsbecker nur einen Wunsch, der sich erfüllen soll. Und das ist der Bau einer eigenen Kletteranlage im Sonsbecker Willy-Lemkens-Sportpark. „Wir sind unserem Traum einen Schritt näher gekommen und hoffen, im Frühjahr mit dem Bau beginnen zu können“, sagt der Übungsleiter der „Klimpansen“.

Diese Klettergruppe ist eine Abteilung des SV Sonsbeck. Dort lernen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung das Klettern als verbindendes Element kennen und machen gemeinsam wichtige sowie intensive Erfahrungen, die der persönlichen Entwicklung dienen. Alle zwei Wochen treffen sich die Kinder und Jugendlichen zum Klettern. Mal in der Kletterhalle, mal am Berg. „Im Moment müssen wir immer noch viel fahren. In der Regel geht’s dann nach Duisburg, Düsseldorf oder Hilden“, sagt Quinders

In Zukunft soll alles anders werden. Denn in der vergangenen Woche sind die Bauunterlagen an die Bezirksregierung geschickt worden. Auf der Sportanlage an der Parkstraße soll eine große Kletteranlage (elf ´ Meter hoch, 15 Meter breit) mit 40 Routen errichtet werden. Nach vielen Gesprächen mit dem Vorstand des SV Sonsbeck und der Gemeinde wurden die Unterlagen letztlich auf die Reise geschickt.

Quinders ist seit 2009 Übungsleiter bei den „Klimpansen“ und engagiert sich dort, wo er nur kann. Dazu gekommen ist er wegen seinen beiden blinden Töchtern Lotta (zehn Jahre) und Leni (14). „Wir hatten lange überlegt, welches Hobby man mit blinden Kindern machen kann und sind dann auf die Klettergruppe gekommen“, sagt Quinders, der das Hobby mittlerweile genauso ins Herz geschlossen hat wie seine Leidenschaft für den Fußball. Auch hier engagiert er sich persönlich, wenn es zeitlich passt. Dann läuft er für die Alte-Herren-Mannschaft des SV Sonsbeck auf, spielte im vergangenen Jahr bei der Jubiläumsfeier des SVS auch gegen die Traditionsmannschaft des FC Schalke 04. Ansonsten begleitet er seinen Sohn Matti (15 Jahre) bei den B-Jugendlichen und fungiert dort auch als Trainer.

 Norbert Quinders bei einer Klettertour der „Klimpansen“

Norbert Quinders bei einer Klettertour der „Klimpansen“

Foto: Verein

Quinders kann auch auf eine schöne und erfolgreiche Zeit als Fußballer zurückblicken. Aufgewachsen in Labbeck, durchlief er bei der DJK Labbeck/Uedemerbruch alle Jugend-Mannschaften und sorgte als treffsicherer Mittelstürmer auch bei den Senioren in der Bezirksliga für Furore. Die Lockrufe anderer Vereine ließen daher nicht lange auf sich warten. Viktoria Goch sicherte sich 2000 die Dienste von Quinders. Direkt in der ersten Saison schaffte er mit der Viktoria den Aufstieg in die Verbandsliga, in der er dann vier Jahre spielte –erst unter Trainer Toni Burghardt und später unter Hartmut Scholz. In der Saison 2002/2003 wäre beinahe noch der Aufstieg in die Oberliga gelungen. Doch die Viktoria verlor das Entscheidungsspiel gegen den SV Bergisch Gladbach mit 1:3.

Die Jahre in Goch möchte er nicht missen. „Es war eine super tolle Zeit, wir hatten einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft“, sagt Norbert Quinders, der in Goch vom Stürmer zum Innenverteidiger umgeschult wurde und die Abwehr zusammen mit dem früheren Budberger Henrik Lerch zusammenhielt. Aber es gab auch einen Schreckmoment: Bei den Hallen-Kreismeisterschaften 2003 in Geldern verletzte er sich schwer am Oberschenkel. Im Finale gegen den 1. FC Kleve saß er gerade auf der Ersatzbank und wollte aus einer Glasflasche etwas trinken. „Ein Ball traf die Flasche, diese explodierte“, erinnert sich Quinders. Die Scherben bohrten sich tief in seinen Oberschenkel.

Ein Dreivierteljahr dauerte es, bis sich der ehrgeizige Spieler zurückgekämpft hatte und wieder auf dem Platz stand. 2005 wechselte er dann zum SV Sonsbeck – in die Gemeinde, in der mittlerweile auch wohnte. „Nach der langen Zeit in Goch brauchte ich mal wieder eine Veränderung und freute mich dann, vor der eigenen Haustür zu spielen.“ Mit vielen Eigengewächsen und seinen Freunden wie Jörg Hahn und Heiner Gesthüsen lief er fortan auf. In Sonsbeck agierte Quinders wieder als Mittelstürmer und konnte seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellen – erst unter Trainer Georg Mewes, anschließend zwei Jahre unter Thomas Geist. In drei Landesliga-Spielzeiten erzielte Quinders in 77 Partien 39 Treffer.

In guter Erinnerung blieb ihm auch die dritte Halbzeit in der Vereinskneipe bei Hans Hahn. Nach jeder Partie ging dorthin, um die Spiele mit den Kameraden Revue passieren zu lassen. „Aber auch das eine oder andere Pläuschchen mit den Fans war immer schön“, so Quinders. 2008 ging es für eine Saison noch zum SV Grieth, ehe er 2009 in die Heimat nach Labbeck zurückkehrte und 2010 den Aufstieg in die Kreisliga A feierte. 2012 beendete er seine Karriere. In der Saison 2016/2017 erreichte Quinders ein Hilferuf der zweiten Mannschaft des SV Sonsbeck. In 19 A-Liga-Spielen erzielte er noch 16 Treffer.

Rückblickend hatte er eine Schwäche, die er gerne weniger auf den Platz gebracht hätte. „Ich habe zu viele Karten und Platzverweise bekommen. Ich war nicht unfair und habe keine großartigen Fouls gemacht, aber ich war ein Hitzkopf und habe zu viel gemeckert“, sagt Quinders, der gerade jetzt bei den B-Jugendlichen viel auf die Disziplin und das Verhalten auf dem Platz achtet.

Da während des Corona-Lockdowns aktuell keine Spiele stattfinden, kann Quinders nun seinen Ehrgeiz dafür aufwenden, die Kletteranlage für die „Klimpansen“ Wirklichkeit werden zu lassen.

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