Lokalsport Hucky und seine Freunde

Kleve · Ehemalige Fußball-Stars im Kleverland (4): Manfred Linsen war beim VfB Lohengrin 03 Kleve über Jahrzehnte ein echter Roter. Sportlich hatte Hucky seine besten Jahre beim Oberligisten Viktoria Goch in der dritthöchsten Liga.

 Manfred Hucky Linsen vor großer Kulisse im Houbert-Houben-Stadion in Goch.

Manfred Hucky Linsen vor großer Kulisse im Houbert-Houben-Stadion in Goch.

Foto: Stade

Als Kind war er ein großer Verehrer von Willi Lippens, der gleich neben seinem Elternhaus in der Kaufhalle an der Mühlenstraße (heute Hagsche Poort) eine Lehre absolvierte und zu seiner Zeit für den VfB 03 Kleve kickte. Da hat Manfred Linsen, den alle nur "Hucky" rufen, sicher nicht davon geträumt, dass er später mal selbst in der dritthöchsten Fußballklasse für Furore sorgen würde. "Ente haben wir später noch oft an der Hafenstraße bei Rot-Weiss Essen besucht", sagt Linsen, dessen Vater Herbert, ein Steuerberater, später auch einige Jahre Vorsitzender des VfB Kleve war.

 Kurze Pause mit den Oberliga-Kollegen der Viktoria (v.l.) Horst Riege, Werner Schneider, Peter Mentzel, Hucky Linsen und Horst van Genabith.

Kurze Pause mit den Oberliga-Kollegen der Viktoria (v.l.) Horst Riege, Werner Schneider, Peter Mentzel, Hucky Linsen und Horst van Genabith.

Foto: G. Evers

Angefangen hat alles am Weißen Tor, wo an der Stelle, an der seit Jahrzehnten das Berufskolleg steht, einst der Sportplatz des VfB Lohengrin 03 Kleve stand. "Mit acht Jahren habe ich dort angefangen in der 1. Knaben. Vorher durfte man noch nicht im Verein mitmachen", erinnert sich der 60-Jährige. Während seiner Zeit im Klever Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ging er fast jeden Nachmittag mit guten Kumpels zum Bolzplatz am Waldspielplatz. "Unsere Tore waren aus Baumstämmen gefertigt, Netze gab es nicht. Wenn wir Ecken ausführen mussten, dann ging das oben auf dem Hügel. Und wer ein Tor geschossen hatte, der musste erstmal in den Wald gehen, um den Ball wieder zu holen."

 Manfred Linsen 2017 in Kleve.

Manfred Linsen 2017 in Kleve.

Foto: G. Evers

Über Schüler- und Jugendteams kam er als 18-Jähriger zur ersten Seniorenmannschaft, die an der Merowingerstraße und im Gustav-Hoffmann-Stadion spielte. "Die Highlights waren natürlich die Landesliga-Derbys mit dem Sportclub Kleve vor tausenden Zuschauern", sagt Linsen und fügt schmunzelnd hinzu: "Gegen die Blauen haben wir nie gewonnen."

1981 schien seine Karriere schon zuende zu sein, ehe sie überhaupt so richtig begonnen hatte. "Ich wollte eigentlich aufhören, um bei der vierten Mannschaft der DJK Kleve, einem Team mit vielen Studenten, aus Spaß zu kicken. Bei den Rot-Weißen hatte ich mich da schon abgemeldet." Burkhard Schacht, zu dieser Zeit Reserve-Trainer bei Viktoria Goch, wollte Hucky in die Weberstadt locken. "Die zweite Mannschaft ist für mich uninteressant", gab er Schacht einen Korb. Kurz darauf meldete sich Viktoria-Sponsor Werner Derksen, der die Selbego-Gruppe verkauft hatte und sich als Hobby mit reichlich Kohle bei der Viktoria engagierte. "Ich wurde zu seiner Villa in Goch mit Swimmingpool eingeladen. Der kannte mich von den Derbys gegen Goch. Und ganz unkompliziert wurde dort die Unterschrift geregelt", erzählt Linsen.

Trainer im Hubert-Houben-Stadion war Klaus Quinkert, der unter anderem FC Bayer Uerdingen 05 (heute KFC Uerdingen 05) in die Bundesliga geführt hatte. "Der kannte mich gar nicht", weiß der Klever Mittelfeldrenner, der meist über den rechten Flügel sprintete. "Wir haben fünfmal in der Woche trainiert, ich war topfit. Die drei Jahre in Goch waren ein Höhepunkt meiner Laufbahn", sagt "Hucky", der zusammen mit Fußball-Größen wie Arno Merckx, Horst Riege, Wolfgang Funkel oder "Rakete" Offermanns spielen durfte und der als zweiten Coach Toni Burghardt hatte. "Wir sind von der Verbandsliga in die Oberliga aufgestiegen und hatten bis zu 6500 Zuschauer im Gocher Stadion. Hier war alles sehr professionell."

Von 1984 bis 1988 bis ging er zurück zum VfB Kleve mit dem Aufstieg unter Trainer Norbert Lange in die Landesliga. Ein Jahr heuerte er bei Rheingold Emmerich an, ehe er von 1989 bis 1998 bei den Rot-Weißen als Spielertrainer der Reserve fungierte. Da hießen Linsen und seine Schützlinge überall nur "Hucky und seine Freunde", eine Zeichentrickserie aus den Sechziger Jahren. Bekannte Namen waren dabei: Peter Levels, Ernst Lindemanns, die Kalkes-Brüder, die Reichelt-Brüder, Günter Nellissen, Jochen Koenen, Matthias Hillebrand und Christoph Thyssen. Linsens Bilanz: Ein Jahr B-Liga, fünf Jahre A-Liga und drei Jahre Bezirksliga. Nach einem weiteren Jahr beim SV Donsbrüggen beendete Manfred Linsen seine Fußballkarriere.

"Dem Fußball bin ich aber immer noch verbunden. Mit meiner Frau Tina, mit der ich seit 36 Jahren verheiratet bin, und meinen Kindern fahre ich öfter zum Borussia-Park in Mönchengladbach." Beruflich ist er seit 21 Jahren Lohn- und Finanzbuchhalter bei Zevens Grundbesitz, "und das als Roter bei den Blauen", lacht der 60-Jährige, den man oft bei den Heimspielen des 1. FC Kleve antreffen kann. "Dass VfB und Sportclub mal fusionieren, hätte ich mir als Kind nicht vorstellen können", sagt er. Zwischenzeitlich war er sogar mal zwei Jahre im Vorstand. An die neuen Farben Rot und Blau hat er sich mittlerweile gewöhnt.

(RP)
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