Interview Wilfried Röth und Sascha Tück Macht Sparen ohne Zinsen Sinn?

Kleve · Der Vorstand und der Leiter des Privatkundengeschäfts der Sparkasse Rhein Maas über den Weltspartag und Geldanlage in Zeiten von Corona und Negativzinsen.

 Wilfried Röth (rechts) und Sascha Tück von der Sparkasse Rhein-Maas laden zum Weltspartag ein.   Foto: Sparkasse

Wilfried Röth (rechts) und Sascha Tück von der Sparkasse Rhein-Maas laden zum Weltspartag ein. Foto: Sparkasse

Foto: Sparkasse

Es ist so etwas wie ihr höchster Feiertag: Am letzten Arbeitstag im Oktober begehen die Sparkassen den Weltspartag. Aber wer spart heute noch? Und finden die Aktionstage in Corona-Zeiten überhaupt statt? Ein Gespräch mit Wilfried Röth, Vorstand der Sparkasse Rhein Maas, und dem Leiter des Privatkundengeschäftes, Sascha Tück.

Wir alle haben die Bilder der Weltspartage früherer Jahre vor Augen: Schlangen von Kindern, die ihr Erspartes einzahlen möchten und im Gegenzug ein kleines Geschenk erhalten. So wird das im Corona-Jahr 2020 doch sicher nicht laufen, oder?

Röth   Nein, da mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen. Statt eines Weltspartages gibt es in diesem Jahr mehrere Weltsparwochen. Wir haben die jungen Sparer bis 18 Jahre über drei Monate verteilt eingeladen, zu uns zu kommen und einzuzahlen. Damit lenken wir den sonst üblichen Ansturm in coronagerechte Bahnen und natürlich gibt es auch wieder ein kleines Präsent.

Macht Sparen ohne Zinsen überhaupt noch Sinn?

Röth  Wir beobachten, dass unsere Kunden in diesen von Unsicherheiten geprägten Zeiten wieder mehr an Vorsorge und Sicherheit denken. Da steht für den klassischen Spargroschen die Rendite nicht so sehr im Vordergrund.

Tück   Wir empfehlen, dem Ersparten eine gewisse Struktur zu geben: Zwei bis drei Nettogehälter als „eiserne Reserve“ für Unerwartetes. Darüber hinaus empfiehlt es sich für größere Anschaffungen mittelfristig zu sparen. Gerade den jüngeren Sparern empfehlen wir natürlich, langfristig zu denken und frühzeitig Vorsorge für das Alter zu treffen.

Es bleibt also beim öffentlichen Auftrag zur „Förderung des Spargedankens“?

Röth Unbedingt. Sparen schafft Sicherheit und Unabhängigkeit. Völlig zurecht wird es daher auch heute noch in Teilbereichen staatlich gefördert. Ganz aktuell hat man zum Beispiel die Rahmenbedingungen für den Erhalt der Wohnungsbauprämie erheblich verbessert.
Tück Gerade im Bereich des langfristigen Aufbaus von Vermögen sehen wir auch heute gute Renditechancen.

Wie meinen Sie das?

Tück Wenn man die letzten Jahrzehnte Revue passieren lässt, stellt man fest, dass diejenigen, die angemessene Teile ihrer Ersparnisbildung regelmäßig in Wertpapiere investiert haben, am „langen Ende“ sehr schöne Renditen erzielt haben. Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass man auch im Bereich der Immobilien ertragreich sparen kann. Zwei Wege der Vermögensbildung, die auch heute noch absolut Sinn machen.

Sie machen also weiter für das Sparen Werbung. Wird man dann – sozusagen als Lohn der guten Tat – mit Minuszinsen belastet?

Röth Wenn wir passend zum Weltspartag über den schon eben erwähnten Spargroschen reden, dann mit Sicherheit nicht. Wir gehen davon aus, dass deutlich über 90 Prozent unserer Privatkunden von Minuszinsen unbehelligt bleiben.
Tück Im Übrigen verdienen wir in den Fällen, in denen wir Minuszinsen berechnen, kein Geld, wir geben lediglich die uns seit geraumer Zeit von der Europäischen Zentralbank auferlegten Kosten von 0,5 Prozent pro Jahr weiter. Im Beratungsgespräch gelingt es aber sehr häufig, mit den betroffenen Kunden Lösungen zur Vermeidung von Minuszinsen zu finden.

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