Caritas Kleve gibt Tipps Wie man mit Kindern den Krieg bespricht

Kleve · Bilder vom Ukraine-Krieg können bei Kindern Ängste auslösen und Fragen aufwerfen. Wie geht man am besten mit dem Thema um? Das hängt auch vom Alter der Kinder und ihrem Vorwissen ab. Zwei Experten von der Caritas Kleve geben dazu Tipps.

 Der Krieg in der Ukraine ist auch in den Medien omnipräsent. Kinder bekommen die Geschehnisse mit – daraus ergeben sich häufig auch Fragen an die Eltern.

Der Krieg in der Ukraine ist auch in den Medien omnipräsent. Kinder bekommen die Geschehnisse mit – daraus ergeben sich häufig auch Fragen an die Eltern.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Geschehnisse, die Bilder und die Berichterstattung über den russischen Angriff machen Angst – und das Menschen aller Altersgruppen. Holger Brauer, Leiter der Caritas-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familie, sowie Fachbereichsleiterin und Traumapädagogin Elke Kotthoff geben Antworten auf Fragen, die sie sich selbst als Eltern stellen. 

Wie erkläre ich Kindern den Ukraine-Krieg? Kinder brauchen je nach Alter unterschiedliche und spezifische Antworten. Durch Gegenfragen kann man den jeweiligen Wissensstand herausfinden. Was meinst du? Was stellst du dir vor? Wenn man weiß, worauf das Kind hinaus will, kann man bessere Antworten finden. Die zentrale Botschaft sollte dabei sein: Wir sind da, wir geben dir Sicherheit, wir passen auf dich auf. Auf keinen Fall sollte man Ängste bagatellisieren.

Mein Kind ist im Grundschulalter – was ist hier der beste Weg? Kinder im Grundschulalter haben eine feste Vorstellung von Frieden, von Gut und Böse. Hier kann man Putin und seinen russischen Angriffskrieg durchaus mit dem „Bestimmer in der Klasse“ vergleichen. Auf der einen Seite ist da jemand, der alle tyrannisiert, mit dem alle Streit haben. Auf der anderen Seite gibt es viele, die das nicht gut finden, die den Störer sanktionieren möchten. Für ihn gibt es beispielsweise keine Süßigkeiten mehr. Mit diesen negativen Konsequenzen möchte man ihn vom Gegenteil überzeugen. In diesem Sinne eignet sich das Thema auch, um Konfliktlösungsstrategien beziehungsweise soziale Kompetenz zu vermitteln.

Mein Kind geht auf eine weiterführende Schule, es hat tiefergehende Fragen. Ältere Kinder brauchen Antworten auf ihre Fragen. Hier gilt das Prinzip – auch für Erwachsene: Wenn man mehr versteht, hat man weniger Angst. Eltern sollten ehrlich und authentisch sein. Sie müssen nicht alles wissen, sollten aber auf die Fragen der Kinder eingehen. Ja, es gibt Krieg. Krieg macht Angst. Aber es gibt auch Menschen, die helfen, den Streit zu lösen. Menschen, die Frieden stiften. Wichtig ist auch zu erklären, dass der Krieg eine Sache von Putin und seinen Leuten und eben nicht von ganz Russland ist. Alles andere schürt Hass und Ausgrenzung.

Wann kann/sollte Schule in diesem Kontext leisten? Es ist wichtig, dass Lehrer und Erzieher die Informationsfragen sachlich, losgelöst von Emotionen und Befindlichkeiten, beantworten und sie auch im geschichtlichen Kontext einordnen. Lehrer und Erzieher haben die größte Möglichkeit, unparteiisch zu informieren.

Was ist mit ganz kleinen Kindern? Kinder bekommen etwa ab dem dritten Lebensjahr atmosphärische Schwingungen und Stimmungen, Gefühle der Eltern mit. Mediale Einflüsse sollten möglichst von kleinen Kindern ferngehalten werden.

Was ist, wenn Kinder Krieg spielen? Krieg hat emotionale Auswirkungen auf Kinder. Sie bekommen (Verlust)-Ängste, manchmal auch Aggressionen. Kinder arbeiten sich an den gesehenen Bildern ab, sie verarbeiten sie auf diese Art und Weise.

Ab wann sollten Kinder Nachrichten schauen? Kinder im Vor- oder Grundschulalter sollten ausschließlich Kindernachrichten schauen. Auch ältere Kinder sollten nicht mit den Bildern und Berichten allein gelassen werden. Wichtig ist, dass man darüber spricht und auch mal eine Pause macht. Man muss sich nicht jeden Tag über die schrecklichen Geschehnisse informieren.

Wie kann ich den Ängsten begegnen? Kindern hilft es, wenn Sie „ins Tun“ kommen. Wenn Sie Friedenstauben basteln, Lieder singen, Kleidung oder Spielzeug spenden, vielleicht auch beten, eine Kerze anzünden und innehalten. Das gibt den Kindern ein Gefühl von Selbstwirksamkeit, gemeinsam sind wir stark. Eltern können diese Aktionen fördern, unterstützen und Vorbild dafür sein, wie man aus der Ohnmacht herauskommt. Wichtig dabei: Kleinere Kinder sollte man nicht mit zu Demonstrationen nehmen, nur ältere, insbesondere, wenn diese die Teilnahme selbst vorschlagen.

Wann ist genug? Hier gilt die Faustregel: „Hör‘ auf, wenn die Kinder aufhören zu fragen.“ Auch sollte der Alltag weiterhin so normal wie möglich gestaltet werden. Eltern müssen den Krieg nicht von sich aus ansprechen.

Was mache ich mit meinen eigenen Ängsten, meiner Trauer, meiner Wut? Wichtig ist, dass man diese Gefühle nicht auf die Kinder überträgt. Wenn es uns gut geht, geht es auch den Kindern gut.

(RP)
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