Leonie Valks ist in den USA Abenteuer Au-pair geht trotz Corona weiter

Kevelaer/Minnesota · Leonie Valks lebt seit acht Monaten bei einer Gastfamilie in den USA. Dort erlebt die junge Frau aus Kevelaer hautnah mit, wie die Angst vor Covid-19 den Alltag bestimmt. Eine Verlängerung ihres Aufenthalts ist möglich.

 Leonie Valks aus Kevelaer mit ihrer Gastfamilie in den USA.

Leonie Valks aus Kevelaer mit ihrer Gastfamilie in den USA.

Foto: ja/Valks

„Die Jungs sind jetzt den ganzen Tag zuhause und stellen das Ganze ein bisschen auf den Kopf. Momentan gehen wir viel in den Garten oder laufen eine Runde um den See“, erzählt Leonie Valks lächelnd aus 7000 Kilometer Entfernung. Als ‚Familienmitglied auf Zeit‘ wohnt sie nun seit acht Monaten bei einer Gastfamilie in den Vereinigten Staaten und unterstützt diese bei der Kinderbetreuung als Au-Pair für zwei Jungs, zwei und vier Jahre alt. Seit ungefähr zwei Wochen hat sich jedoch auch ihr Alltag durch eine Ausgangssperre, die Schließung des Kindergartens, der Spielplätze und vieler weiterer Einrichtungen geändert: „Das ist schon noch was anderes. Die Kinder hatten vorher viel Abwechslung. Da sind wir in die Mall gegangen, in den Zoo, nach draußen in die Wälder oder in den Indoorspielplatz.“ Stattdessen versucht die 19-Jährige nun, andere kreative Ideen zu finden wie beispielsweise eine Schnitzeljagd mit Kreide. Außerdem haben sie nach einem langen Winter mit bis zu minus 27 Grad wieder das Sandspielzeug rausgeholt.

In Minnesota, dem Bundesstaat, in dem Leonie aktuell lebt, ist die Corona-Krise noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Staaten. Die Zahlen und Szenarien aus New York, welche auch bei uns in den Nachrichten zu sehen sind, findet die Kevelaererin erschreckend, jedoch nicht überraschend: „Hier war das mit der Ausgangssperre schon durch, und in New York hatten noch alle Bars und Restaurants offen.“ Das liegt daran, dass alle Bundesstaaten die Vorschriften zu Corona größtenteils selbst bestimmen. So liegt die Zahl der bestätigten Fälle am 30. April in Minnesota bei 4644, während New York über 160.000 Infizierte zählt.

Die Auswirkungen seien jedoch schon deutlich in Form von Hamsterkäufen zu sehen, welche extremer als in Deutschland ausfielen, da die Einkäufe generell immer etwas größer sind: „Das ist ein bisschen so, als würde man bei Ikea einkaufen gehen. In einer Packung Klopapier sind etwa 50 Rollen“, beschreibt Leonie, „Einmal hatten wir nur noch 24 Rollen Klopapier zuhause, und alles Klopapier war ausverkauft. Da bei Amazon auch alle Rollen ausverkauft waren, hat mein Gastvater sich dort auf die Warteliste setzen lassen. Dann haben wir in einem Laden Klopapier gefunden, und gleichzeitig kam das von Amazon an, woraufhin wir mit 100 Rollen viel zu viel Klopapier hatten“.

Angst um ihre eigene Gesundheit habe sie nicht, da das Gesundheitssystem in Minnesota laut ihrer Gastmutter einen guten Ruf im Vergleich zum Rest des Landes habe. Es sei jedoch wichtig im Auge zu behalten, was das Auswärtige Amt vorschreibt. Momentan ist der Stand, dass alle deutschen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen mit einer guten Versicherung und einem Langzeitvisum nicht zurückfliegen müssen. Die Entscheidung über einen eventuellen Rückflug nach Deutschland ist daher jedem Au-Pair selbst überlassen.

„Viele denken drüber nach oder sind schon nach Hause geflogen. Aus unserer WhatsApp-Gruppe mit den deutschen Au-pairs aus Minnesota sind mindestens zehn von den 60 Mitgliedern wieder zurück“, erzählt Leonie. Für sie kommt das vorerst nicht in Frage: „Da muss jeder für sich selbst die Pros und Contras abwägen. Ich fühle mich hier sehr wohl und sicher. Meine Gastfamilie ist in den Monaten hier meine zweite Familie geworden, und ich kann sie nicht im Stich lassen. Meine Gasteltern brauchen mich jetzt, da sie beide arbeiten gehen und meine Gastmutter im medizinischen Bereich tätig ist“.

 In Minnesota, dem Bundesstaat, in dem Leonie Valks bei ihrer Gastfamilie aktuell lebt, ist die Corona-Krise noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Staaten.

In Minnesota, dem Bundesstaat, in dem Leonie Valks bei ihrer Gastfamilie aktuell lebt, ist die Corona-Krise noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Staaten.

Foto: ja/Valks

Dennoch sei es oft nicht leicht, die Situation in Deutschland aus der Ferne zu beobachten. „ Klar mache ich mir Gedanken über meine Familie zuhause. Aber sie unterstützen mich bei meiner Entscheidung, und ich würde sie nur größerer Gefahr aussetzen, wenn ich mich jetzt in ein Flugzeug setze.“ Einen Flug gebucht haben daher nur ihre Mutter und ihr Bruder, welche in drei Monaten planen, Leonie zu besuchen. Ob das funktioniert, steht noch in den Sternen. Genauso wie die Frage, ob ihre Nachfolgerin ihren Flug am 20. Juni nach New York antreten wird. Wenn die Österreicherin nicht kommen kann, stände ihre Gastfamilie erstmal ohne Au-pair da. „Ich hatte mich aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden, zu verlängern. Mal sehen, vielleicht bleibe ich dann doch ein bisschen länger. Das ist alles noch sehr ungewiss, und ich bin gespannt, wie es weitergeht.“

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