Landpartie am Niederrhein 2020 Kunst unter Corona-Bedingungen
Kevelaer/Weeze · Mehr als 20 Orte laden bei der Landpartie zu einer Besichtigung ganz unterschiedlicher Werke ein. Die Veranstalter ziehen ein erstes positives Fazit. In diesem Jahr ist alles anders. Bis Ende August läuft die Veranstaltung noch.
Seit fünf Jahren ist die Landpartie am Niederrhein rund um die Wallfahrtsstadt Kevelaer ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens. „Dieses Jahr ist alles anders“, sagt Projektleiterin Raphaele Feldbrügge. Die „andere“ Landpartie erstreckt sich nicht nur über ein Wochenende, sondern 2020 über mehrere Wochen. Geschuldet ist das den Bestimmungen, die aufgrund des Coronavirus herrschen. Es sollen nicht zu viele Menschen gleichzeitig am gleichen Ort sein. Deswegen wurde die Landpartie am Niederrhein in diesem Jahr zeitlich in die Länge gestreckt, damit sie von möglichst vielen Menschen besucht werden kann.
Zur Halbzeit sei noch kein Fazit von allen gezogen worden, aber jeder der 24 Teilnehmer könne sich vorstellen, die jährliche Aktion auf mehrere Wochenenden auszuweiten. „So lange wie in diesem Jahr aber nicht mehr“, vermutet die Künstlerin. Denn die monatelange Präsentationsphase verpflichte die Kreativen zur ständigen Präsenz an ihren Adressen. Andererseits haben alle in diesem Jahr viel mehr Zeit und Ruhe für die Gäste. „Wann kann ich kommen?“, melden sich Interessierte außerhalb der Wochenenden an. Das Angebot, in der Heimat Kunst an verschiedenen Stätten zu genießen, wird vorzugsweise mit einer Radtour kombiniert. Jedermann sei dankbar, dass eine Veranstaltung in den Corona-Zeiten durchgeführt werden kann. Alle Besucher verhielten sich äußerst respektvoll.
Was überzeugt, ist die Vielfalt, die die mitmachenden Künstler bieten. Die Inspiration zur Kunst von Nicole Hiekmann in Kevelaer könnte unter dem Motto stehen „Aus Alt mach‘ Neu“. Auch bei ihr an der Gelderner Straße wehen die bunten Bänder der Landpartie als Signal: Hier können Sie einkehren, wir haben geöffnet! Am Bürgersteig ist bereits die Pflanzenetagère aus bunten Kinderstiefeln ein Hingucker. Die Kreative verarbeitet in der eigenen Werkstatt alles, was sie in die Finger bekommt: Muscheln vom Strand, Holz, Metall und andere Grundstoffe. Sie fertigt individuelle Auftragsarbeiten etwa zum ersten Schultag, und gerade aktualisiert sie das Datum für ein Dekostück anlässlich einer Kinderkommunion.
Etwas weiter bietet das Quartier Clemenskirche Platz, Raum und Muße zum Betrachten von ausgewählten Stücken des Fotoclubs „Lichtstark“ sowie der Malerin Gabriele Schwarz-Lamche. Ein Wiederkommen lohnt sich, denn im Laufe der Landpartie-Zeit werden immer wieder Bilder ausgetauscht.
Leider nicht mehr dabei: die Fotoauswahl von der Clemensschwester zum Thema „Barmherzigkeit“. Die unglaublich beeindruckende Wanderausstellung, Schwarz-Weiß-Fotografien von unterschiedlichen Händen der Ordensschwestern, wechselte inzwischen ins Sauerland und wird danach ins Mutterhaus nach Münster zurückkehren. Clemensschwester Marlies war an den Wochenenden stets Ansprechpartnerin: „Ich habe Details dazu erklärt und nur positive Resonanz auf die Präsentation erhalten.“
In der KuK-Galerie gegenüber der Marienbasilika trifft Malerei auf Fotografie. Fotograf Axel Hundertmarck beschreibt seine „Entdeckungsreisen mit der Kamera“, Acrylbilder von Maris Hoffmann hängen im Fenster, und das 3D-Bild von Fredda Wouters regt Betrachter dazu an, selbst einmal die Kamera zu zücken.
Die Landpartie soll dazu anregen, sich mit dem Fahrrad auf ausgedehnte Entdeckungstour zu begeben. Ein Rundkurs führt nördlich hoch bis Kervenheim und zum Schloss Wissen, wo Bettina Hachmann in ihrem Atelier unterschiedliche Künstler begrüßt. Also, nichts wie ab aufs Rad, denn die „etwas andere“ Landpartie 2020 kann noch bis Ende August entdeckt werden.