Stadt Kempen Zechenturm nicht unter Denkmalschutz

Stadt Kempen · Der neue Kempener Denkmalausschuss hat gestern Abend mit der Mehrheit von CDU, FDP und Freien Wählern eine Unterschutzstellung der Gebäude der früheren Schachtanlage abgelehnt. Bürger demonstrierten vor der Sitzung.

 Schulterschluss für den Erhalt des Förderturms: Die beiden Bürgerinitiativen aus Tönisberg und Kempen demonstrierten gestern auf dem Buttermarkt für die Unterschutzstellung der Zechengebäude.

Schulterschluss für den Erhalt des Förderturms: Die beiden Bürgerinitiativen aus Tönisberg und Kempen demonstrierten gestern auf dem Buttermarkt für die Unterschutzstellung der Zechengebäude.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es bleibt dabei: Das Fördergerüst und die Nebengebäude auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Niederberg werden nicht als Denkmal anerkannt. Der neue Denkmalausschuss des Kempener Stadtrates hat gestern Abend eine Unterschutzstellung erneut abgelehnt. Damit folgte eine Mehrheit aus CDU, FDP und Freien Wählern im Ausschuss dem Vorschlag der Verwaltung. Der vom Kreis wegen Verfahrensfehlern monierte Beschluss der Sitzung des Bau- und Denkmalaussschusses am 17. März wurde damit im Ergebnis nicht zurückgenommen.

Keinen Einfluss auf die Entscheidung hatte eine Kundgebung der beiden Bürgerinitiativen - zur Rettung des Förderturms und "Denk mal an Kempen" - gestern vor der Ausschusssitzung auf dem Buttermarkt. Der Sprecher der Tönisberger Initiative, Peter Kunz, warb gemeinsam mit etwa 80 Sympathisanten eindringlich für den Erhalt des Wahrzeichens auf dem Wartsberg. Vor allem Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei unterstützten die Initiative. Mit Transparenten und Trillerpfeifen machten die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam. Angesichts der Kirmes auf dem Buttermarkt hatten sie allerdings einen schweren Stand. Anschließend verfolgten sie gespannt die Diskussion im Denkmalausschuss.

Doch als es um die Unterschutzstellung der ehemaligen Schachtanlage Niederberg 4 in Tönisberg ging, war schnell klar, dass es eine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung gegen eine Unterschutzstellung geben würde. Ein Antrag der Grünen, Peter Kunz als Sprecher der Initiative noch einmal das Wort zu erteilen, wurde abgelehnt. Bürgermeister Volker Rübo hatte zuvor ausdrücklich davor gewarnt, um nicht möglicherweise erneut sachfremde Argumente in die Diskussion zu bringen. Aus diesem Grund hatte die Stadt es auch abgelehnt, nochmals einen Vertreter des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege im Ausschuss zu hören. Das Denkmalamt hatte mit Schreiben vom 22. August dieses Jahres erneut die Unterschutzstellung beantragt.

SPD-Ratsherr Heinz Wiegers hielt ein Plädoyer für eine Unterschutzstellung der Zechengebäude als Denkmal. Er nannte es "grotesk", dass die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage Schuldzuweisungen für die rechtlich gerügte Abstimmung vom 17. März in Richtung Bürgerinitiative und Politik gemacht hatte. Ebenfalls kritisierte er, dass auch in der neuen Vorlage sachfremde Argumente wie mögliche finanziellen Folgen bei einer Unterschutzstellung auftauchten. Ganz gleich wie lange von Tönisberg aus Bergbau betrieben worden sei, der Zechenturm habe als "Westpol des Bergbaus ein Alleinstellungsmerkmal". Wie Wiegers bemängelte auch Grünen-Fraktionssprecher Joachim Straeten die erneuten wertenden Passagen in der städtischen Beratungsvorlage.

Für die Freien Wähler hätten sich seit der März-Sitzung keine neuen Argumente ergeben, erklärte der Fraktionsvorsitzender Udo Kadagies. Sie blieben deshalb bei ihrem Nein zum Denkmalwert der Zechengebäude. Für die CDU schloss sich deren Sprecher Peter Fischer der Argumentation der Verwaltung an, dass die Schachtanlage keine wesentliche Bedeutung für den Steinkohlenbergbau gehabt habe.

Bürgermeister Rübo hatte zuvor im Sitzungsverlauf die Haltung der Stadt verteidigt. Wenn der Bauminister nun "aus Landesgesichtspunkten" eine Unterschutzstellung wünsche, "dann möge er dies letztlich entscheiden". Dazu muss aber erst das Rheinische Amt für Denkmalpflege einen so genannten Ministererlass in der Sache beantragen. Das Denkmalamt hat bislang abgewartet, wie sich die Politik in Kempen entscheidet.

(RP)
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