Das Ferien-ABC V wie Volkshochschule Weiterbildung für alle ist das Ziel

Kreis Viersen · Helga Gisbertz, stellvertretende Leiterin der Kreisvolkshochschule Viersen, setzt auf eine große inhaltliche Bandbreite,

 Auf diesem Archivfoto erklärt Helga Gisbertz von der Kreisvolkshochschule Viersen Kurse zur Integration.

Auf diesem Archivfoto erklärt Helga Gisbertz von der Kreisvolkshochschule Viersen Kurse zur Integration.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Wer die Website der VHS Viersen unter der Rubrik „Vorträge und Lesungen“ öffnet, findet unter anderem folgende Angebote: Infoveranstaltung Sportbootführerscheine, Chinesisch zum Kennenlernen, Energievision 2050, Zweite Chance Fachhochschule/Abitur oder Edith Piaf – la plus grande chanteuse francaise. Der kleine Auszug zeigt schon auf, was geradezu das Markenzeichen einer Volkshochschule ist: ihre große inhaltliche Bandbreite. „Unser Ideal ist es, das Abbild der Gesellschaft zu sein“, sagt Helga Gisbertz (46), die stellvertretende Direktorin der Kreisvolkshochschule Viersen. Das Ziel ist Erwachsenenbildung für Menschen aller sozialen Schichten, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion oder Bildungsstand. Ein hoher Anspruch und ein öffentlicher Auftrag.

Die Volkshochschulen sind kommunale Bildungseinrichtungen. In Nordrhein-Westfalen sind die Städte und Kommunen durch das Weiterbildungsgesetz NRW dazu verpflichtet, Volkhochschulen einzurichten. 1919 erhielt die Weiterbildung in der Weimarer Verfassung erstmals Verfassungsrang. Daher feiern die Volkshochschulen in Deutschland in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.

So alt ist die Volkshochschule des Kreises Viersen mit ihrem Sitz am Willy-Brandt-Ring noch nicht. Der Fokus sei dort auch weniger auf das große Jubiläum als auf die aktuellen Tagesherausforderungen gerichtet, berichtet Helga Gisbertz. Entstanden ist die Kreis-VHS im Jahr 2001 aus der Fusion der zuvor eigenständigen Einrichtungen in Viersen und Kempen. Sie gehört zu den zehn größten Volkshochschulen in NRW. Beschäftigt sind dort 25 hauptamtliche Mitarbeiter, auch in Teilzeit. Im Herbstsemester 2019/20 werden 309 Honorarkräfte als Dozenten und weitere Einzelpersonen mehr als 700 Seminare, Vorträge und Exkursionen anbieten.

Die Veranstaltungsorte ziehen sich wie ein Netz über den gesamten Kreis Viersen. „Uns ist es wichtig, in die Fläche zu gehen“, sagt Helga Gisbertz. Denn nur mit relativ kurzen Wegen blieben die Menschen auch erreichbar. Trotzdem gebe es „ein massives Raumproblem“.

Räumliche Veränderungen stehen allerdings sowieso an. Denn nach dem für 2021 geplanten Umzug des Kreisarchivs Viersen von Kempen nach Dülken übernimmt die Stadt Kempen die historische Landesburg als neuer Eigentümer vom Kreis. Eine entsprechende Vereinbarung sieht vor, dass die Kreisvolkshochschule dann als Ankermieter in die Burg einzieht. Aber noch ist dies Zukunftsmusik.

Helga Gisbertz erzählt vom Auf und Ab in den einzelnen Fachbereichen. Gerade sei der Bereich „Kunst, Kultur und Kreativität“ sehr gefragt. Sei es Tierfotografie im Zoo oder Filzen: „Gerade für Menschen, die am Schreibtisch arbeiten, ist das Haptische ein Ausgleich“, vermutet sie. Weniger stark frequentiert seien derzeit die EDV-Kurse, die vor 20 Jahren, als die Digitalisierung einsetzte, geboomt hatten. „Eine Veranstaltung zum Thema Darknet war allerdings im letzten Jahr sehr gefragt“, erinnert sie sich. Besorgte Eltern und Großeltern informierten sich hier.

Einen eigenen Schwerpunkt hat die Kreisvolkshochschule gesetzt im Bereich der Integration von Zugewanderten. Hier gibt es eine Vielzahl von vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder von der Bezirksregierung in Düsseldorf geförderten Deutsch- und Berufssprachkursen.

Beratungsangebote und Bildungsgutscheine richten sich vor allem an junge Menschen in der beruflichen Findungsphase. Dagegen sind es oft frisch gebackene Ruheständler, die an der VHS lange zurückgestellte Pläne in Angriff nehmen und etwa einen der Sprachkurse in 17 Sprachen belegen. „Die Menschen sind sehr unterschiedlich“, sagt Helga Gisbertz. „Wir möchten möglichst jedem ein passendes Angebot unterbreiten, ob er nun in die Oper möchte oder im Repair-Café sein Radio reparieren lassen möchte.“ All die Angebote der Kreisvolkshochschule seien wie ein „Quäntchen Glück“ jenseits vom Druck des Arbeitsalltags.

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