Gastspiel in Kamp-Lintfort Glückliche Momente sammeln mit Bernd Stelter

Kamp-Lintfort · Der Comedian unterhielt in der Stadthalle Kamp-Lintfort mit humorvoll-besinnlichen Liedern und Schauspielkunst. Seine Botschaft: Nicht immer nur das Negative sehen, sondern sich der vielen schönen Dingen des Lebens erfreuen.

 Bernd Stelter gastierte in der Stadthalle Kamp-Lintfort.

Bernd Stelter gastierte in der Stadthalle Kamp-Lintfort.

Foto: Manfred Esser

Einen kleinen Beitrag zur Work-Life-Balance schuf Bernd Stelter seinem Publikum in der Stadthalle. Wenn der Saal auch nur halb gefüllt war, so genossen die Kultur- und Humorhungrigen einen entspannten Abend. Man solle „glückliche Momente einsammeln und in die Hosentasche stecken“, lautete Stelters Rat zu Beginn in einer Mischung aus Lebensberater und Achtsamkeits-Coach. Mit seinem abwechslungsreichen Programm aus lustig-nachdenklichen Liedern, Alltagsweisheiten, Poesie und komödiantischer Schauspielkunst präsentierte er seinen eigenen Beitrag zu dieser Sammlung.

Mit nunmehr 60 Jahren sei er gelassen genug, um niemandem etwas beweisen zu müssen und könne getrost unwichtige Dinge loslassen. Der „besten Frau der Welt“, mit der er nach 30 gemeinsamen Jahren immer noch glücklich sei, widmete er das augenzwinkernde Lied über die Unmöglichkeit, rechtzeitig vor Abflug in den Urlaub die Koffer zu packen.

Es könne doch nicht angehen, so Stelter, dass im Radio schon am Montagmorgen zu hören sei, dass man noch fünf Tage bis zum nächsten Wochenende durchhalten solle. Was für eine Verschwendung von Lebenszeit! Viele kleine, glückliche Momente verpasse man auf diese Art. Er plädierte für mehr Zufriedenheit und Dankbarkeit, wir lebten schließlich in einem „reichen, schönen, friedlichen Land“. Glücksforscher hätten herausgefunden, man solle mehr in Erlebnisse statt in Konsumgüter investieren, denn diese verlieren nun mal schnell ihren Reiz. An ein Grillfest mit Freunden oder einen Urlaub mit der ganzen Familie erinnere man sich hingegen gerne über viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Über seine Vorliebe fürs Ganz-Jahres-Barbecue sang Stelter dann prompt ein Lied, bei dem er sich am Flügel begleitete: „Der Mann ist erst ein Mann – archaisch, ursprünglich und wild – wenn er grillt!“

Von den Skandinaviern, die regelmäßig die Liste der glücklichsten Menschen der Welt anführen, könne man rein sprachlich einiges lernen: Freiluftleben, hyggelig oder ein finnisches Wort mit der Bedeutung „sich alleine zu Hause in Unterhose besaufen“ – echte Lebenskunst! Auch mit dem Lied zum Thema „Loslassen“ plädierte er für den Mut, Neues auszuprobieren, denn „du wirst nie neues Land entdecken, wenn du das Ufer immer siehst“.

Mit seiner Rolle als naiver sauerländischer Bauer inklusive Hut und sauerländischem Zungenschlag brachte Stelter das Publikum dann richtig zum Lachen. Bei Nachbar Heinz hatte er nämlich eine Stimme durchs Fenster gehört, die auf eine tolle neue Frau hindeutete. Diese „Alexa“ macht doch glatt immer alles, was Heinz ihr sagt! Als Jugendlicher mit Käppi und herunterhängender Hose nahm er die „Generation Z“ liebevoll aufs Korn und überzeugte mit atemberaubender Wortakrobatik. „Wenn das Schöne passiert, stehen bleiben und gucken!“, lautete sein Rat, der sich durch den Abend zog. Und zwar an jedem Tag der Woche. Dann braucht man auch nicht mehr über Montage mosern und Donnerstage doof finden. Findet Bernd Stelter. Und freute sich genauso wie das Publikum über die ersten Auftritte nach anderthalb Jahren.

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