Einer der Höhepunkte der Landesgartenschau 2020 Abt aus Grevenbroich prägte den Garten von Kloster Kamp

Grevenbroich · Franziskus Daniels ließ den berühmten Barock-Garten des Klosters anlegen.

 Nach einem Stich aus dem Jahr 1747 entstand dieses Ölbild der Gartenanlage des Klosters Kamp.

Nach einem Stich aus dem Jahr 1747 entstand dieses Ölbild der Gartenanlage des Klosters Kamp.

Foto: Frank Kirschstein

Er war ein barocker Typ mit Freude an Pomp und Prachtentfaltung: Franziskus Daniels aus Grevenbroich, geboren 1692, gestorben 1749. Auf der Suche nach typischen Vertretern der Epoche des Barock wäre Daniels ein Top-Kandidat. Zeitgenossen schildern ihn als Mann von großer Tatkraft, als ausgezeichneten Redner mit weltgewandtem Auftreten. Seinen „Dienstwagen“ zogen vier schwarze Hengste, in seinem Wappen sieht man Daniel in der Löwengrube. Die Botschaft ist klar: Hier kommt ein Macher, ohne Furcht und mit Machtanspruch.

Dabei war Daniels kein Fürst, sondern zunächst nur Pfarrer in Rheinberg. Damit allerdings waren seine Vorstellungen von Karriere nicht erfüllt. Daniels arbeitet sich hoch und wird 1733 Abt des Klosters Kamp. In dieser Funktion lässt er ab 1740 eine neue Prälatur bauen und die Terrassengärten der Anlage deutlich vergrößern und nach den Ideen des Barock neu erschaffen. Der Kamper Mönch Benedictus Bücken erhält den Auftrag und macht sich ans Werk: Treppen, Bepflanzung, Terrassen, Brunnen, Beete und Hecken machten aus dem Klostergarten einen Ort der Prachtentfaltung, der höfischen Ansprüchen gerecht geworden wäre. Der spätere König Friedrich II. soll die Terrassengärten in Kamp als Vorbild für die Grünanlage von Schloss Sanssouci in Potsdam genommen haben.

 2020 wird der nach den Plänen aus der Zeit Daniels ab 1985 wieder rekonstruierte Garten einer der Höhepunkte der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort sein.

Franziskus Daniels wirkte bis 1749 als Abt des Klosters, griff aber auch nach weltlicher Macht: Von Clemens August, Kurfürst von Köln, kaufte er die hohe Gerichtsbarkeit in Zivil- und Kriminalfällen mit dem „Recht des Schwertes“. Vom preußischen König erhält er Sitz und Stimme im Landtag von Moers.

 Franziskus Daniels aus Grevenbroich ließ in seiner Zeit als Abt des Klosters Kamp (1733-1749) den Terrassengarten inspiriert durch die Ideen des Barocks neu anlegen.

Franziskus Daniels aus Grevenbroich ließ in seiner Zeit als Abt des Klosters Kamp (1733-1749) den Terrassengarten inspiriert durch die Ideen des Barocks neu anlegen.

Foto: Frank Kirschstein
 Franziskus Daniels aus Grevenbroich wurde 1733 Abt im Kloster Kamp.

Franziskus Daniels aus Grevenbroich wurde 1733 Abt im Kloster Kamp.

Foto: Frank Kirschstein
 Mitra und Krummstab zieren das Wappen von Abt Daniels.

Mitra und Krummstab zieren das Wappen von Abt Daniels.

Foto: Frank Kirschstein
 Franziskus Daniels ließ die Prälatur als Wohnsitz des Abtes bauen.

Franziskus Daniels ließ die Prälatur als Wohnsitz des Abtes bauen.

Foto: Frank Kirschstein
 Nach dem Vorbild des Kupferstichs von 1747 wurde der Terrassengarten des Klosters ab 1986 neu aufgebaut.

Nach dem Vorbild des Kupferstichs von 1747 wurde der Terrassengarten des Klosters ab 1986 neu aufgebaut.

Foto: Frank Kirschstein
 Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg gründet 1123 die Abtei.

Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg gründet 1123 die Abtei.

Foto: Frank Kirschstein

Die Bilderbuchkarriere des Grevenbroichers hat allerdings auch ihre Schattenseiten: Der Konvent des Klosters kritisiert das autoritäre Verhalten des Abts und hat – die Zisterzienser leben nach dem Motto „Bete und arbeite!“ – ein Problem mit Daniels Prunk und Pracht. Die aufwändige neue Prälatur und den barocken Garten soll er ohne Zustimmung der Klosterversammlung auf Kredit und durch den Verkauf klostereigener Wälder finanziert haben. Nach seiner Amtszeit wich die barocke Pracht in Teilen Nutzgärten und letztlich Wildwuchs, nachdem das Kloster 1802 unter französischer Besatzung aufgehoben wurde. Erst mit der Rekonstruktion des Gartens in den 80er-Jahren wurde wieder sichtbar, was der Abt aus Grevenbroich in Kamp geschaffen hatte. Seitdem beeindrucken die Gärten Touristen aus aller Welt – und ab April sicher auch die Besucher der Landesgartenschau 2020. Das Ziel: eine Verbindung der alten Gartenkunst am Kloster mit Rekultivierung und neuen Parkanlagen auf einem ehemaligen Zechengelände in Kamp-Lintfort. In der Stadt gilt die Gartenschau als „ambitioniertes Großprojekt“ – zumindest das hätte Franziskus Daniels gefallen.

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