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Gruppe macht Vergangenheit lebendig Gelebtes Mittelalter: Die Ritterschaft zu Kalios

Kamp-Lintfort/Geldern · Sie sind seit fast zwei Jahrzehnten in ganz Deutschland unterwegs und lassen die Zeit der Schwerter und Rüstungen lebendig werden. Darüber hinaus tritt die „Ritterschaft zu Kalios“ seit einiger Zeit mit einem Drachen auf. Doch was ist die Geschichte der Gruppe?

Bernhard Engmann und Michael Weis bei einem Showkampf 2007.

Bernhard Engmann und Michael Weis bei einem Showkampf 2007.

Foto: Ritterschaft zu Kalios

Beim großen Drachen- und Feuerfest am Sonntag, 5. Januar, ist die „Ritterschaft zu Kalios“ wieder mit ihrer Drachendame vor Ort, um den Kindern das Fabeltier vorzuführen und mit ihm durch den Stadtkern zu ziehen. Doch was waren die Ursprünge der Ritterschaft und wie kamen sie zu ihrem schuppigen Feuerspucker? Um diese Frage zu beantworten, wühlten Michael Weis, der 1. Vorsitzende, Waffenmeister und Herold, Bernhard Engmann, der 2. Vorsitzende und Vereins-Narr, sowie Tanja Weis, die Schriftführerin und Organisatorin tief in ihren Erinnerungen.

„Die Anfänge waren so: 2001, da waren wir bei zwei Freunden, Thorsten und Pamela Beier, die uns von einem Mittelaltermarkt erzählten“, sagt Weis, der als CNC-Dreher arbeitet und Computermaschinen bei einem Pflugmaschinenhersteller bedient. „Wir sind dann im nächsten Jahr zum Markt in Horb am Neckar gegangen, das ist in der Nähe von Frankfurt.“ Seine Frau Tanja, eine gelernte Kinderpflegerin, erzählt weiter: „Der gesamte Ort machte dort mit, alles war im Mittelalter-Stil gehalten, und es war richtig toll. Da haben wir uns mit dem Mittelalter-Virus infiziert. Wir dachten uns: ‚Ich kann mir auch vorstellen, hier als Gewandeter herumzulaufen.‘“

Mit einem Jahr Vorbereitung waren die fünf Freunde 2003 gewandet wieder vor Ort. „Und es ist wichtig: Das nennt man ‚gewandet‘ und nicht ‚verkleidet‘, denn wir sind kein Karnevalsverein‘. Wir achten darauf, dass es einigermaßen authentisch aussieht“, betont Bernhard Engmann. Doch was ist dann mit dem Drachen, wie authentisch ist der denn? „Also, wir schauen, dass wir bei den Kostümen die Geschichte so gut nachinterpretieren wie möglich, und keine Plastiksachen oder so etwas verwenden“, sagte Weis mit einem Lächeln.

 Die Gewandeten (v.l.): Thorsten und Pamela Beier, Bernhard Engmann sowie Tanja und Michael Weis.

Die Gewandeten (v.l.): Thorsten und Pamela Beier, Bernhard Engmann sowie Tanja und Michael Weis.

Foto: Ritterschaft zu Kalios

Nachdem die Mittelalter-Faszination die Fünf gepackt hatte, kaufte man 2004 Waffen und trainierte den Schwertkampf. Und sie lernten andere Interessierte aus Osnabrück kennen. Nach einigen gemeinsamen Festen kam man auf die Idee, die „Ritterschaft zu Kalios“ zu gründen. „Kalios“ war ein Wortspiel aus KAmp-LIntfort und OSnabrück. 2006 wurde man zum eingetragenen Verein und hatte 2007 in Moers den ersten großen Auftritt mit Schwertkampf-Einlage. Es kamen über die Jahre weitere Gruppen dazu, unter anderem auch aus den Niederlanden, bevor sich 2011 die Wege der Gruppen trennten und man den Verein komplett auf Kamp-Lintfort überschrieb. „Es waren immer mehr Auftritte, da mussten wir langsam auf die Bremse drücken, denn wir machen das ja alles nur aus Spaß“, so Engmann, der früher als Bergmann gearbeitet hat. „Das Geld, das wir einnehmen, geht in die Vereinskasse und wird für Zelte oder das Erneuern von Tischen genutzt. Gewandung und Schwerter bezahlt jeder privat. Falls sich der Verein mal auflöst, wird das gesamte Geld zu Gunsten der deutschen Knochenmarkhilfe gespendet.“

2013 kam der Drache ins Leben der „Ritterschaft zu Kalios“. „Denn man muss für die Veranstalter ja interessant bleiben“, so Weis. Und wie hat das Team den Feuerspucker gebaut? „Gebaut? Der wurde natürlich gefangen“, erklärte Weis mit einem Schmunzeln. „Auch wenn wir von Kindern gefragt werden, ob da ein Mensch drinsteckt, der das steuert, dann sagen wir: ‚Da ist nur ein Mensch drin, wenn er gerade gefressen wurde‘. Der Drachendame geht es über die Jahre immer noch gut, sie lebt bei unserem Drachenhüter Heinz Roelofs in Twisteden. Sie hat 2018 sogar eine TÜV-Plakette bekommen.“ Die schuppige Attraktion hat sogar einen Namen: Kalidra.

Doch was ist es, das die „Ritterschaft zu Kalios“ nun seit so vielen Jahren immer noch fasziniert? Was bringt sie immer wieder dazu ihre Gewandungen anzulegen? „Es ist der Spaß daran, den Leuten das Mittelalter nahe zu bringen. Dazu üben wir Schwertkampf, und mit den Kindern nähen wir Stoffbeutel oder flechten Jungfernkränzchen“, erklärte Bernhard Engmann und Tanja Weis verriet: „Im Zivilen trag ich keine Kleider, im Mittelalter trage ich nur Kleider: Es ist einfach eine ganz andere Welt und es macht Spaß, sich mit anderen Gewandeten zu treffen. Man kommt schnell ins Gespräch.“

Die Drachendame hat einen Namen. Kalidra heißt sie.

Die Drachendame hat einen Namen. Kalidra heißt sie.

Foto: Ritterschaft zu Kalios

Abschließend betont Weis, „dass vieles auch mit der eigenen Neugier zu tun hat und mit der Frage: Wie hat es sich damals angefühlt zu leben? Das zu vermitteln und dabei Spaß zu haben, das ist einfach wunderbar. Deshalb haben wir auch ein offenes Lager und schotten uns bei Festen nicht ab. Jeder kann gerne kommen und mit uns reden, dafür sind wir da.“

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