Kaarst im 20. Jahrhundert Stadtgeschichte wird wissenschaftlich aufgearbeitet

Kaarst · Der Kulturausschuss hat am Dienstag einstimmig den Beschluss gefasst, die Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts im Gebiet der heutigen Stadt Kaarst wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Dafür sollen für die Jahre 2021 bis 2023 insgesamt rund 180.000 Euro in die Haushalte eingestellt werden.

Am Ende soll das Ergebnis der Recherchen in Buchform präsentiert werden. Die Verwaltung hatte zu verstehen gegeben, dass das 1987 erschienene Werk über die Geschichte der Stadt Kaarst von Hans Georg Kirchhoff lückenhaft sei. Das künftige Projekt soll „die dunkelste Epoche der Kaarster Stadtgeschichte“ beleuchten. Es bildet auch die verlässliche Grundlage für ein angemessenes und zeitgemäßes Gedenken an die Kaarster Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges. Gesucht wird eine unabhängige Historiker-Persönlichkeit, die auch Informationen zusammentragen soll über jüdisches Leben in Büttgen.

Für die Erschließung der Unterlagen des Stadtarchivs werden für das ehrgeizige Projekt Unterlagen erschlossen und Findbücher erstellt. Da das der Archivar mit seinen vier Mitarbeitern – im Sommer kommt noch eine Auszubildende hinzu – diese Aufgabe nicht bewältigen kann, werden externe Archivdienstleister verpflichtet. Die Verwaltung schätzt den Zeitaufwand auf 2400 Arbeitsstunden und den Zeitrahmen auf vier Monate. Die Unterlagen sollen anschließend gescannt werden.

Sven Woelke, Archivar der Stadt Kaarst, nannte zwei Gründe für diese Prozedur: „Das erhöht den Nutzungskomfort und schont die Originale.“ Genutzt werden sollen aber auch andere staatliche, aber auch kirchliche Archive. Der beziehungsweise die Historiker werden zwei Jahre Zeit haben für die Recherche und die Erstellung des Manuskripts. Das Projekt kann von Ehrenamtlern begleitet werden, etwa bei der Transkription von Tagebuchaufzeichnungen und Feldpostbriefen sowie bei der Identifikation von Fotografien oder bei biografischen Recherchen. Heinz Kampermann (CDU) wollte wissen, ob es stimmt, dass Unterlagen aus der Nazi-Zeit verschwunden sind. „In Büttgen sind Akten vernichtet worden und in Schulen und Vereinen wurden Chroniken verkürzt“, gab Woelke zu. Er zeigte sich dennoch optimistisch: „Ich halte es für möglich, das Thema aufzuarbeiten, es gibt schließlich mehrere Verwaltungsebenen wie das Kreisarchiv sowie die Kirchen und private Nachlässe.“

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