Reaktionen in Hückeswagen Kirchengemeinde reagiert auf Gewaltakt

Hückeswagen · Rä-Te-Ma-Teng: keine zusätzlichen Kräfte oder Aktionen. Haupt-Schott: „Wir stehen auf gegen jede Gewalt.“

 Als Zeichen der Trauer wurde auf halbmast geflaggt.

Als Zeichen der Trauer wurde auf halbmast geflaggt.

Foto: Stadt Hückeswagen

Kann in Hückeswagen nach dem Anschlag in Hanau mit zehn Opfern zur Normalität übergegangen werden? Nein, sagt ganz klar Pfarrer Martin Haupt-Schott. Und so wird der Gottesdienst am Sonntag in der Pauluskirche, wo er predigen wird, auch nicht normal ablaufen.

„Wir sind alle fassungslos angesichts dieses Gewaltaktes“, sagt er, tief betroffen, im Gespräch mit der Redaktion. So wird er mit einem Statement den Gottesdienst beginnen: „Wir wollen uns in einem Moment der Stille erheben. Und ich werde die Gemeinde bitten, dass jeder Einzelne in dieser Stille an die Opfer und die Familien denkt.“

Mit diesem Aufstehen der Gemeinde möchte Haupt-Schott auch ein Zeichen setzen: „Wir stehen auf gegen jede Gewalt.“ Die Fassungslosigkeit mache sich besonders breit, weil auch die Kirchengemeinde mit vielen Ausländern gute Kontakt habe – sei es als Vermieter von kircheneigenen Wohnungen oder im Wiehagener Café Kiwi, das gern von Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern besucht werde.

Pfarrer Haupt-Schott wird im Gottesdienst auch die mahnenden Worte von Heinrich Bedfort-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche im Rheinland, noch einmal von der Kanzel aus wiederholen: „Diese Gewalttat ist ein trauriger Beleg für die brutalen Konsequenzen des Gifts, das rechtspopulistische und rechtsextreme Kreise zu streuen versuchen.“ Bedfort-Strohm hatte dies bereits kurz nach der Tat auf Facebook geschrieben.

Nach einem passenden Orgelspiel wird Martin Haupt-Schott nach eigenen Worten versuchen, den Gottesdienst in seine normalen Bahnen zu lenken.

Seit Freitagvormittag ist auf dem Schlossturm die Deutschlandfahne bereits zum Zeichen der Trauer auf halbmast gesetzt worden. Auf Facebook schreibt die Stadtverwaltung: „Im Gedenken an die Opfer von Hanau. Wir stehen gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt.“ Das Innenministerium hatte die Trauerbeflaggung angeordnet, sie sollte am Freitagabend eigentlich beendet werden. Torsten Kemper von der Stadtverwaltung: „Wir werden das ganze Wochenende weiter halbmast flaggen. Erst am Rosenmontag nehmen wir die Flagge ab.“

Zusätzliche Kräfte werden weder die Stadt Hückeswagen noch die Polizei beim Rosenmontagszug einsetzen. Das teilte der Leiter des Ordnungsamtes, Roland Kissau, auf Anfrage mit. Es sei ein recht kleiner Zug. „Wir als Ordnungsamt begleiten den Zug mit sechs Mitarbeitern und werden unsere Augen aufhalten.“ Die Polizei werde keine zusätzlichen Kräfte für die Schloss-Stadt abstellen. „Wir haben schließlich auch keine Moschee oder muslimische Einrichtung im Stadtgebiet. Deshalb planen wir auch keine besonderen Maßnahmen.“

Nicht einfach hat es die Kolpingsfamilie Hückeswagen in dieser Situation. „Wir sind kein Karnevalsverein“, sagt Heinz Pohl jr.. „Wir veranstalten hier einen Kinder-Karnevalszug.“ Was in Hanau passiert sei, sei schrecklich und tragisch. „Der Kolpingverband hat sich ganz klar gegen Rechtsextremismus und -populismus geäußert. Da stehen wir hinter.“ So werde man jetzt den Karnevalszug nicht absagen. Es werde auch keine Aktion geben. „Wir als Kolping haben zwei Fahrzeuge im Zug: Einer beschäftigt sich mit Lokalpolitik, auf dem anderen fährt das Kinderprinzenpaar.“ Ziel des „Rä-Te-Ma-Teng“ sei, den Kinder viel Spaß zu bereiten – auch in diesen schwierigen Tagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort