Hückeswagener Ehepaar feiert Diamantene Hochzeit 60 Jahre Eheleben im Dienst am Nächsten

Hückeswagen · Am Samstag begehen Marianne und Friedel Pfeiffer ihre Diamantene Hochzeit nach 60 gemeinsamen Ehejahren. Ihrem Leben gaben sie einen Sinn, indem sie vielen Menschen geholfen und neue Hoffnung gegeben haben.

 Marianne und Friedel Pfeiffer auf der Terrasse ihres neuen Hauses in Oberdorf. Sie feiern am Samstag das Fest der Diamantenen Hochzeit.

Marianne und Friedel Pfeiffer auf der Terrasse ihres neuen Hauses in Oberdorf. Sie feiern am Samstag das Fest der Diamantenen Hochzeit.

Foto: Jürgen Moll

Über der Wohnzimmertür im Haus von Marianne und Friedel Pfeiffer in Oberdorp hängt ein großes, handgefertigtes Holzschild mit der Aufschrift: „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden.“ Diesen Bibelvers haben sich die Eheleute zum Motto genommen und sind auch nach 60 Jahren nicht müde geworden, anderen Menschen ihre Hilfe anzubieten. Die „Gefährdetenhilfe Scheideweg“, die Friedel Pfeiffer 1975 mit etwa 30 engagierten Freunden gründete und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Strafentlassene auf den richtigen Weg zu bringen, bestimmte das Leben des gläubigen Ehepaars.

Gemeinsam gaben sie Haftentlassenen wie auch Pflegekindern ein intaktes Zuhause und eine Arbeit. „Junge Menschen durften in unserem Haus ein- und ausgehen und sich zuhause fühlen“, sagt Marianne Pfeiffer. Zu den meisten ehemaligen Mitbewohnern besteht noch heute eine Verbindung. „Die Ältesten sind schon selbst im Rentenalter, rufen aber immer noch bei uns an“, berichtet Friedel Pfeiffer, der immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte anderer Menschen hat. Auf eine Feier mit der Familie, den Freunden und Nachbarn zu seinem 85. Geburtstag im Juli musste Friedel Pfeiffer aufgrund der Corona-Situation verzichten, ebenso wie jetzt zur Diamantenen Hochzeit. „An diesem Tag geht unser Dank an Gott, für seine Güte und Fürsorge in den gemeinsamen 60 Jahren“, betonen die Jubilare.

  Marianne und Friedel Pfeiffer am 12. Dezember 1960.

 Marianne und Friedel Pfeiffer am 12. Dezember 1960.

Foto: Fam. Pfeiffer

Kennengelernt haben sich die beiden gebürtigen Hückeswagener bereits als Kinder in der Volksschule Scheideweg, in der alle 80 Kinder in einer Klasse unterrichtet wurden. „Es herrschte strenge Disziplin, aber es hat funktioniert, man hat etwas gelernt“, erinnert sich die Jubilarin. Als Marianne Dittrich wurde sie 1936 in Oberdorp geboren. 1952 begann die junge Frau eine Ausbildung als Industriekauffrau und arbeitete danach bei der Firma Klingelnberg.

Friedel Pfeiffer war erst 13 Jahre alt, als er bei seinem Vater in die Schneiderlehre ging. Acht Jahre später legte er an der Modeakademie in München die Meisterprüfung ab und führte zunächst das Geschäft des Vaters weiter, bevor er 1976 eine eigene Bandweberei mit Fertigung in Oberdorp aufbaute.

Wer damals den ersten Schritt zu einer festen Beziehung gewagt hatte, wissen die Jubilare heute nicht mehr. Ihnen war jedoch von Anfang an klar, dass sie ihr Leben nicht nur für sich selbst leben wollten. 1958 verlobte sich das Paar, am 12. Dezember 1960 folgte die kirchliche Trauung in der Waldkirche Kräwinklerbrücke. Zuvor hatten die Eheleute das eigene Haus in Oberdorp mit viel Eigenleistung fertiggestellt. Drei Jahre später kam Sohn Peter Torsten zur Welt, 1966 folgte der zweite Sohn, Jörn Carsten.

„Besonders lebhaft wurde es bei uns, als wir aus der Bandweberei eine Teestube machten, wo am Sonntagabend oft bis zu 150 junge Leute zusammenkamen“, erinnert sich die 83-Jährige, die am morgigen Hochzeitstag zeitgleich ihren 84. Geburtstag feiert. Ganz private Urlaube zum Entspannen gab es kaum. Die meisten Reisen hatten den missionarischen Hintergrund, Gottesdienste in den Gefängnissen vor Ort zu veranstalten und humanitäre Hilfe dort zu leisten, wo die Menschenwürde missachtet wurde. Kanada, Kenia, Indien und Brasilien, die Mongolei, Sibirien, Ungarn und Polen durfte das Ehepaar auf seinen Reisen kennenlernen. „Wir würden sehr gerne noch einmal nach Kenia reisen“, schwärmt Friedel Pfeiffer von dem Land, aus dem Sohn Jörn Carsten und die Enkel Chris Pascal und Michael Patrick die fair gehandelten Kaffeebohnen für ihre Firma „Wertkaffee“ importieren. „Aus gesundheitlichen Gründen, wird das aber nicht mehr möglich sein“, bedauert der Jubilar.

Erfreuen kann sich das Diamantene Hochzeitspaar an sieben Enkelkindern und einer Urenkelin. In ihrem neuen Haus in Oberdorp, indem sie seit 2003 leben, hängen zahlreiche Familienbilder an den Wänden. „Traurig macht uns, dass unser ältester Sohn mit 40 Jahren verstorben ist. Er fehlt in unserer Mitte und besonders an diesem Tag“, sagen Marianne und Friedel Pfeiffer.

Allgegenwärtig ist die Wertschätzung, die sich die Ehepartner entgegenbringen. Und obwohl Friedel Pfeiffer die Kochkünste seiner Frau lobt, zählen ganz profane Speisen wie Kartoffeln und Milchsuppe zu seinen Leibgerichten. „In den 60 gemeinsamen Ehejahren haben wir uns immer sehr gut ergänzt“, sagt Marianne Pfeiffer, und ihr Ehemann fügt hinzu: „Gott hat uns unterschiedliche Gaben geschenkt, die wir in vielfältiger Weise einbringen konnten – in unsere Familie und auch in den Aufbau der Gefährdetenhilfe und die Begleitung vieler Menschen.“

Für die Zukunft wünscht sich das Paar, wie es der Bibelvers sagt, nicht müde zu werden. „Wir haben oft unsere Enkel hier und freuen uns, wenn wir Gutes tun können. Daher können wir es uns gar nicht erlauben, senil zu werden“, sagt Friedel Pfeiffer mit einem Lächeln auf den Lippen.

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