Schützenfest zum 200-jährigen Bestehen Nicht nur das Feuerwerk glänzt über Hilfarth

Hilfarth · Die Marien-Schützenbruderschaft Hilfarth feierte am Wochenende mit zahllosen Gästen den 200. Geburtstag – „Lautes“ Wasser für die Zuschauer.

 König Olaf Lengersdorf mit Königin Bettina (M.) mit Adjutanten Markus Sodekamp mit Sylke (l.), Lara und Jan Lengersdorf sowie Udo und Elke Molsisch (v.l.).

König Olaf Lengersdorf mit Königin Bettina (M.) mit Adjutanten Markus Sodekamp mit Sylke (l.), Lara und Jan Lengersdorf sowie Udo und Elke Molsisch (v.l.).

Foto: Willi Spichartz

Ein Dreierbund ließ Hilfarth am Wochenende regelrecht leuchten: Die St.-Marienbruderschaft, die Sonne und die Gastronomie Sodekamp-Dohmen – es lief bis einschließlich Montag das Schützenfest, besonders glanzvoll, da das 200-jährige Bestehen gefeiert wurde. Natürlicher Mittelpunkt: Kaiser und König Olaf Lengersdorf mit seiner Königin Bettina. Verlässliche Adjutanten: Udo Molsisch, mit Ehefrau Elke, Markus Sodekamp, mit Ehefrau Sylke. Der Nachwuchs glänzte mit Schülerprinzessin Mia Wenzel und deren Adjutantinnen Maja Gauder und Kara Scholz.

Und da allgemein bekannt ist, dass man in Hilfarth sehr gut feiern kann, blieb man nicht allein: Zum Festzug am Sonntag zeigten sich zahlreiche Zuschauer nicht nur aus den anderen Stadtteilen Hückelhovens, auch aus den benachbarten Städten. Allein fast 1000 standen und applaudierten zum Bezirks-Schützen-Festzug am Sonntag zentral an der Einmündung der Kaphof- in die Breitestraße. Dabei waren die Schützenbruderschaften aus Hückelhoven, Ratheim, Baal, Doveren, Kleingladbach, Brachelen und Millich, die zum Teil ihre örtlichen Intrumentalvereine und -korps mitgebracht hatten.

Auch als „Leuchtturmprojekt“ zeigte sich das Fest schon am Freitag – an der Königs-Residenz am Jugendheim in der Nohlmannstraße wies ein rund vier Meter hoher Holzleuchtturm auf die Majestät hin: Kaiser Olaf Lengersdorf. Er macht gern Urlaub auf Gran Canaria unter dem Schein des Leuchtturms von Maspalomas. Und den hatten die Schützen-Brüder exakt en miniature nachgebaut.

Davon, dass die Schützenbruderschaften vor Jahrhunderten zur Erfüllung öffentlicher Sicherheitsaufgaben ins Leben gerufen worden waren, zeugten die zahlreichen Umzüge durch die Straßen, mit denen man die Öffentlichkeit suchte und fand, und das nicht zu knapp. Täglich fanden Züge durch die verschiedensten Straßen der Ortsgeographie des 4000-Seelen-Ortes statt, voller Menschen Saal und Gelände der örtlichen Gastronomien Sodekamp-Dohmen und Windelen, fleißige Helferinnen und Helfer im Standquartier Jugendheim in der Nohlmannstraße – so tritt Hilfarth zu Feierlichkeiten auf.

Mit den Musikgruppen zu Unterhaltung und Tanz im Saal hatte man, nicht verwunderlich, gute Griffe getan. Das Feuerwerk der geselligen Veranstaltungen drinnen und draußen krönte am Samstagabend das weithin über dem Tal-Himmel sichtbare Feuerwerk namens „Rur in Flammen“. Wenn nächstes und die folgende Jahre auch kein Schützenjubiläum gefeiert werden kann – auf das flammende Flüsschen bei Sodekamp-Dohmen dürfen sich Anfang Juli wieder die Menschen als Ergebnis der Zusammenarbeit von Gastronomie und Schützen wieder freuen.

Als im Jahr 1821 eine erste Initiative zur Gründung einer Hilfarther Schützenbruderschaft ergriffen wurde, war deren Zeit als Schutzeinheit gegen marodierende Banden aller Art oder Soldateska im Wesentlichen vorbei, aber die Aufgabe als Trägerin des gesellschaftlichen Lebens war nicht weniger anspruchsvoll. Mit dabei immer schon der natürliche Glanz der Majestäten mit ihren Adjutanten, der sich verband mit dem Glanz des Schützensilbers, der Degen und Musikinstrumente.

Zwei Elemente verknüpften die Geschichte der Hilfarther Schützen mit dem nunmehrigen Festsonntag. 1890 sah sich der Vorstand gezwungen, eine Strafe von einer Mark für Mitglieder ins Statut zu setzen, die, statt der Beisetzung eines Kameraden auf dem Friedhof beizuwohnen, in der Kneipe hockten. Am Sonntagnachmittag verkündete der Organisator auf dem Schulhof über Lautsprecher den dort schon zahlreichen Zuschauern, dass sich der Abmarsch des großen Festzugs um „zehn Minuten verzögert,  da zwei Kapellen noch was trinken“.

Die zweite Verbindung fand sich auf der Breitestraße in Form von zahlreichen Kästen „lauten“ und gut gekühlten Mineralwassers, die alle paar Meter auf dem Bürgersteig standen mit Trinkbechern, um die bis zu 1000 Zuschauer kostenlos gegen Dehydrierung zu wappnen, eine echte Schützen-Humanität. In den ersten hundert Jahren der Schützenbruderschaft musste diese sich damit keine Mühe machen, mehrere öffentliche Pumpen versorgten in Hilfarth vor der zentralen Wasserversorgung die Menschen mit dem Trank aus den Brunnen – nicht nur zu Vereinsjubiläen. Wer allerdings damals Wasser verschmähte, traf alle paar Meter auf eine Kneipe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort