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Aktion zum Weltfrauentag in Hilden Frauen kreiden Cat-Calls an

Hilden · Aus Anlass des Weltfrauentages hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden und die Beratungsstelle des SKFM Mettmann zu einer besonderen Aktion gegen verbale sexualisierte Gewalt auf den alten Markt eingeladen.

Kirsten Max, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden, hatte die Ankreide-Aktion zur sexuellen Belästigung organisiert.

Kirsten Max, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden, hatte die Ankreide-Aktion zur sexuellen Belästigung organisiert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Am Weltfrauentag verwandelte sich der Boden des Alten Marktes in eine Art Anklagetafel. Mit verschiedenfarbigen Kreiden wurden hier die Sprüche und Betitelungen niedergeschrieben, die sich Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens immer wieder anhören müssen und die durch den englischen Begriff „Catcalls“ einen Namen erhalten haben. Catcalling stammt aus der Umgangssprache und bedeutet übersetzt soviel wie „Katzen-Rufen“. Damit wird ein sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum bezeichnet.

Welche Frau kennt es nicht, dass ihr hinterher gepfiffen wird oder dass ihr bezüglich ihres Körpers oder einzelner Körperteile Anspielungen, Beschimpfungen oder sonstige Anzüglichkeiten hinterhergerufen werden. So ist denn auf den Bodenplatten des alten Markes in Hilden beispielsweise „Geiler Arsch“ zu lesen.

Das, was viele Männer als harmlos oder gar als Kompliment abtun, ist jedoch nichts anderes als eine verbale Form der sexuellen Belästigung. Deshalb startete die städtische Gleichstellungsbeauftragte in Hilden die Aktionen rund um den diesjährigen Frauentag gemeinsam mit der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt des SKFM Mettmann mit einer „Ankreide-Aktion“, zu der alle Frauen eingeladen waren, Catcalls, die sie selbst erlebt haben, groß auf den Marktplatz zu schreiben und damit öffentlich anzukreiden.

Die Idee zu diesem Auftakt kam vom SKFM. „Wir haben davon gehört aus Köln“, erzählt die SKFM-Fachberaterin, „und wollten das im Kreis Mettmann verwirklichen.“ Deshalb wurde die Aktion „Wir kreiden an!“ auch am Frauentag in jeder Stadt des Kreises durchgeführt. Jedoch sollte es keine einmalige Aktion sein, sondern längerfristig etwas in Bewegung setzen. Aus diesem Grund werden alle Catcalls von nun an bis nach den Sommerferien gesammelt. „Wir stellen Boxen auf“, erzählt die Hildener Gleichstellungsbeauftragte Kirsten Max. Auf den dunklen Boxen steht deutlich zu lesen „Wir kreiden an!“. Diese werden überall verteilt. „Hier können alle Betroffenen die Sprüche einwerfen“, so die SKFM-Fachberaterin. Damit sind nicht nur Mädchen und Frauen gemeint, denn auch Männer werden häufig Opfer verbaler sexualisierter Gewalt.

Aus allen gesammelten Catcalls soll zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November eine Wanderausstellung zusammengestellt werden. „Die kann dann von den Gleichstellungsbeauftragten angefordert werden“, sagt die SKFM-Fachberaterin. Mit dieser kreisweiten Aktion soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass auch Worte Gewalt antun können. „In Frankreich ist Catcalling eine Straftat“, weiß die SKFM-Fachberaterin. Die Reaktionen auf dem Alten Markt sind unterschiedlich. „Unheimlich viele Männer sind interessiert stehen geblieben“, freut sich Kirsten Max. „Die finden das gut.“

Viele ältere Frauen können mit dem Begriff „Catcalling“ nichts anfangen. Sobald sie jedoch hören, was damit gemeint ist, erzählen sie von ihren Erlebnissen. Die meisten jüngeren Frauen kennen den Begriff und finden es gut, dass auf diese Weise darauf aufmerksam gemacht wird. Denn Catcalling ist für viele Frauen mit Gefühlen der Unsicherheit, Angst und Bedrohung verbunden. Deshalb bieten die Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsstelle und des SKFM auch an ihrem Infostand die Möglichkeit zum Gespräch an. „Viele wissen nicht, wie sie auf so einen Spruch reagieren sollen“, weiß die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und die SKFM-Fachberaterin ergänzt: „Es tut gut zu sehen, dass man nicht allein ist.“

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