Jahresbilanz Sparkasse HRV Bürger fürchten Vermögensverlust

Ratingen /Hilden · Die Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert blickt auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Kunden lassen sich aus Angst vor Inflation vermehrt zu Wertpapiergeschäften beraten.

 Vorstandsvorsitzender Udo Zimmermann und Vorstandsmitglied Beate Händeler erläutern die Bilanzzahlen der Sparkasse.

Vorstandsvorsitzender Udo Zimmermann und Vorstandsmitglied Beate Händeler erläutern die Bilanzzahlen der Sparkasse.

Foto: Sparkasse HRV

Wenn Beate Händeler und Udo Zimmermann aus dem Vorstand der Sparkasse HRV (Hilden/ Ratingen/ Velbert) das Jahr 2021 Revue passieren lassen, müssen sie feststellen: „Es war herausfordernd.“ Die Monate waren geprägt von Corona, der andauernden Niedrigzinsphase und aktuell blicken die Finanzexperten besorgt auf die Geschehnisse in der Ukraine.

Zimmermann hat einen kritischen Blick in die Bücher geworfen: „Wir haben als regionales Institut nicht in der Ukraine oder in Russland investiert“, stellt er fest. Aber: „Wir können nicht ausschließen, dass der Konflikt Auswirkungen haben wird, die auch unsere Kunden betreffen. Welche, können wir aktuell noch nicht abschätzen.“

Auch die Sparkasse selbst blieb nicht verschont. Der Starkregen im Juli richtete nicht nur in Hilden, Ratingen und Velbert große Schäden an – in Langenberg musste die Filiale wegen massiver Wasserschäden geschlossen werden. Im November wurde ein Geldautomat in Velbert gesprengt. Die Räume wurden komplett zerstört.

Was die Zahlen angeht, blickt die Sparkasse auf „ein solides Ergebnis“ zurück, wie Zimmermann es nennt. Die befürchtete, coronabedingte Insolvenzwelle bei Betrieben in der Region sei ausgeblieben, so Zimmermann.

Vorstandskollegin Beate Händeler beobachtet bei den Kunden dennoch zunehmende Besorgnis. „Das extrem niedrige Zinsniveau und die sich im Jahresverlauf 2021 abzeichnende deutliche Inflationssteigerung sorgen dafür, dass Sparer schleichend immer stärker enteignet werden“, sagt Händeler. Sie rechnet damit, dass die Inflation bis zum Jahresende weiter steigen wird. Das bemerken die Kunden bei ihren Guthaben. Der vorsorglich beiseite gelegte „Spargroschen“ für die Altersvorsorge ist immer weniger wert.

„Wir sind deshalb in die Beratungsoffensive gegangen und informieren verstärkt zum Wertpapiergeschäft“, so Händeler. Zwar sei auch die Börse Schwankungen unterworfen, am Ende zeige sich aber, dass die Märkte trotz Krisen langfristig einen Wertzuwachs des Vermögens bieten. Händeler rät deshalb auch bei Turbulenzen an der Börse: „Ruhe bewahren.“

Die Kunden würden das Beratungsangebot dankbar aufgreifen, so Händeler. So verzeichnet die Sparkasse HRV einen Zuwachs von 20 Prozent bei der Anlage Neudepots und eine Steigerung von ebenfalls rund 20 Prozent bei Sparverträgen. Gerade diese stießen bei Sparern auf breites Interesse und seien bereits ab 25 Euro monatlich möglich. Zum ersten Mal habe die Sparkasse die Schallgrenze von einer Million Euro bei Wertpapieranlagen durchbrochen. Bei Rentenversicherungen als Anlagemodell konnte die Sparkasse ähnlich wie 2020 ein Beitragsvolumen von 45 Millionen Euro vermitteln.

Dennoch stellte die Sparkasse fest, dass ihre Kunden weniger gespart haben als in den Vorjahren. „Die Zuwachsrate im bilanziellen Einlagengeschäft lag mit 113 Millionen Euro (3,5 Prozent) spürbar unter dem Wert aus dem Jahr 2020“, sagt Händeler. Unverändert hoch sei das Interesse an Immobilien.

Coronabedingt nahm das Interesse an digitalen Leistungen bereits im Vorjahr zu. Dieser Trend setze sich fort, so Udo Zimmermann. Der persönliche Kontakt sei aber nach wie vor unerlässlich. So arbeiteten die Mitarbeiter rund 18.000 Beratungstermine ab.

„Wir leben in, von und für die Region“, so Zimmermann. Deshalb unterstützte die Sparkasse im Jahr 2021 mehr als 200 Vereine und Einrichtungen mit Sponsoring, Spenden oder aus Stiftungsmitteln. 684.000 Euro insgesamt wurden ausgeschüttet – für Anzeigen im Abibuch, Spielgeräte oder eine Hochleistungsspülmaschine im Seniorenheim und nicht zuletzt an Hochwasseropfer.

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