Hilden Wahlwerbung auf der Resterampe

Hilden · Ein paar Plakate hängen noch. Die Parteien wollen jetzt alle abhängen und bitten um Hinweise, wo noch welche sind.

Eigentlich sollten die Wahlplakate allmählich weg sein, zehn Tage nach der Bundestagswahl — aber gestern hingen in Hilden unter anderem noch vereinzelt Konterfeis der Grünen Ophelia Nick an den Einfallstraßen. Helga Achterwinter, der Sprecherin der Hildener Grünen, ist das unangenehm. "Spätestens eine Woche nach der Wahl sind die normalerweise abgehängt. Auf die Plakate, die wir selbst aufgestellt haben, trifft das auch zu."

Diesmal hat allerdings auch der Kreisverband Mettmann in Hilden plakatieren lassen. Kreisgeschäftsführer Dirk Kapell ist zuständig fürs Abhängen. Er war aber nach der Wahl ein paar Tage krank und hat noch ein anderes kleines Problem: "Ich habe die nicht aufgehängt und weiß auch nicht, wo die hängen." Gestern wollte er sich in Hilden auf die Suche machen und Ophelia Nicks Plakate einsammeln: Sollte er das eine oder andere übersehen, gilt für genervte Anwohner: "Bitte beim Ortsverband melden. Wir kommen vorbei."

Denn Wahlplakate werden in der Regel von ehrenamtlichen Helfern auf- und abgehängt. Anabela Barata, die Fraktionsgeschäftsführerin der Hildener SPD, meint: "Eigentlich sollten die Tafeln schon alle weg sein. Zumindest die Plakate mit den Metallständern und die ganz leichten sogenannten Hohlkammerplakate."

Auch hier gilt: Falls jemand noch einen vergessenen Steinbrück sieht, "sind wir für jeden Hinweis dankbar", so Barata. Nur bei den ganz großen Tafeln ist sie sich nicht sicher. "Die werden von einer Spezialfirma aufgestellt, für alle großen Parteien, und die schafft es nicht, alles innerhalb von einer Woche abzuhängen."

Tatsächlich: Gestern Morgen grüßte Michaela Noll noch unübersehbar an der Düsseldorfer Straße, gestern Nachmittag war sie überklebt. Die Haaner und Hildener CDU-Ortsvereine waren gestern nicht zu sprechen, nur die Kreisgeschäftsführerin Dagmar Schimmer in Mettmann. Auf die gestern Vormittag noch stehende Großtafel mit dem Bild von Michaela Noll in Hilden angesprochen, verweist auch sie auf die Firma, die fürs Abbauen zuständig ist. "Die hat begrenzte Kapazitäten, aber morgen sollten die eigentlich weg sein."

Natürlich habe auch die CDU ein Interesse, die Bürger nicht zu verärgern und Wahlwerbung bald abzuhängen. In keiner Partei kann man sich daran erinnern, jemals von der Stadt ein Knöllchen wegen nicht entfernter Wahlplakate erhalten zu haben. Das ist auch nicht verwunderlich. Rainer Skroblies, stellvertretender Ordnungsamtsleiter in Haan, erläutert die Spielregeln: "Eine Woche nach der Wahl sollten die Plakate weg sein. Was dann noch hängt, wird angeschrieben."

Dann dürfte die FDP Post bekommen: FDP-Kandidat Moritz Körner zeigt nach wie vor seinen Vor-der-Wahl-ist-nach-der-Wahl-Gesichtsausdruck an der einen oder anderen Stelle im Wahlkreis. Dass der Student immer noch hängt, liegt nach Auskunft seines Hildener Wahlkampfmanagers Yannick Hoppe ebenfalls an den personellen Möglichkeiten der Freidemokraten: "Während die großen Parteien zum Teil auch Firmen beauftragen, sind bei uns, von den Großplakaten abgesehen, nur Ehrenamtler im Einsatz."

Auch, wenn Bürger sich beschweren, kommt Post vom Ordnungsamt. Allerdings kein Bußgeldbescheid, sondern nur die Aufforderung, die Tafeln zu entfernen. "Das machen die dann auch", hat Skroblies festgestellt. "Wir haben nur gute Erfahrungen mit den Parteien gemacht. Weder er noch sein Kollege Daniel Beier vom Hildener Ordnungsamt können sich daran erinnern, jemals Bußgeldbescheide an Parteien verschickt zu haben. In Hilden gibt es trotzdem ein Druckmittel, das die Parteien zur Eile antreibt. "Wenn die Plakate nach einer Woche noch hängen, machen Mitarbeiter des Ordnungsamts eine Liste, wo was hängt. Was nicht rechtzeitig weg ist, wird vom unseren Bauhof-Mitarbeitern entfernt. Die dabei entstandenen Kosten werden den Parteien in Rechnung gestellt", erläutert Beier.

Rigoroser handhabt es übrigens die Nachbarstadt Erkrath. Dort ist von heute an Wahlwerbung verboten, alle Reste von Plakaten müssen verschwunden sein. Muss die Stadt tätig werden, kann es teuer für die Parteien werden.

(RP)
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