Hilden Hilfe in Lebenskrisen

Hilden · Im vergangenen Jahr erhielt Hilden den Zuschlag für das Modellprojekt "Lebenslinien", das ältere Menschen in schwierigen Situationen unterstützen soll. Hintergrund ist die steigende Zahl an Selbstmorden im Alter.

 Pfarrerin Sonja Schüller im Gespräch mit einer Seniorin. Die evangelische Kirche will ältere Menschen über ein Netzwerk unterstützen.

Pfarrerin Sonja Schüller im Gespräch mit einer Seniorin. Die evangelische Kirche will ältere Menschen über ein Netzwerk unterstützen.

Foto: ola

Schicksalsschläge gehören zum Leben dazu. Doch im Alter nehmen traurige Ereignisse und Lebenskrisen zu. "Angehörige sterben, man bekommt gesundheitliche Probleme, und die Angst vor weiteren Verlusten und Einsamkeit steigt", sagt Claudia Wernik-Hübner. Sie ist für das Projekt "Lebenslinien — Krisenbewältigung im Alter" zuständig, das die Evangelische Erwachsenen Bildung (EEB) seit vergangenem Herbst in Hilden organisiert.

Bereits 490 Männer und Frauen haben an den verschiedenen Veranstaltungen — Filmvorführungen, Vorträge, Seminare und besondere Gottesdienste — teilgenommen. "Die Resonanz ist sehr gut", sagt die Gemeindepädagogin. "Nur eine Veranstaltung vergangene Woche mussten wir absagen, weil es zu wenig Anmeldungen gab."

Ziel sei es, älteren Menschen frühzeitig Hilfsangebote wie das städtische Seniorenbüro, Notfallseelsorge, Telefonseelsorge, Psychotherapie und anderes vor Augen zu führen — "damit sie nicht unvorbereitet sind, wenn sie eine Krise ereilt". Dies sei offensichtlich dringend notwendig. Denn die Zahl der Selbstmorde steige mit zunehmendem Alter drastisch an, insbesondere bei den Männern.

Bezogen auf jeweils 100 000 Einwohner setzten rund 35 Männer zwischen 75 und 80 Jahren ihrem Leben ein Ende, hat das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland ermittelt. Bei den 80- bis 85-Jährigen seien es fast 50 und bei den 85- bis 90-Jährigen sogar über 75. Die Zahl der Selbstmorde bei Frauen liegt dagegen bei etwa 15 in der Altersgruppe der 85- bis 90-Jährigen.

In Hilden ist man dabei, ein Netzwerk für Ältere aufzubauen, für das Ehren- und Hauptamtliche in der Seniorenarbeit, Seelsorger, Pfleger, Hausärzte und Apotheker als "Krisenbegleiter" geschult werden. Sie lernen, auch auf mögliche Selbstmordgedanken oder eine Depression zu achten. Denn laut Nationalem Suizidpräventionsprogramm ist die Depression die Hauptursache für Selbstmorde im Alter. Sie werde bei Senioren in fortgeschrittenen Lebensjahren allerdings häufig nicht erkannt.

Finanziert wird das 940 000 Euro teure Landesmodellprojekt "Lebenslinien", das neben Hilden auch in Gelsenkirchen und Bielefeld aufgebaut wird, zum Großteil von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Träger ist die Diakonie Rheinland — Westfalen — Lippe.

Für das laufende erste Halbjahr 2012 sind noch drei weitere Veranstaltungen vorgesehen. Die nächste ist am Dienstag, 12. Juni. Inwiefern man bei den Vorträgen und Diskussionen Menschen in Krisen erreiche, sei nicht bekannt. "Das muss uns ja kein Teilnehmer mitteilen", erklärt Wernik-Hübner.

(RP/rl)
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