7 Fakten zum Altes Helmholtz in Hilden „Pflanz- und Pflegestätte deutschen Geistes“

Schule, Kaserne, Lazarett, Denkmal, Weiterbildungszentrum: Das „Alte Heimholtz“ ist schon vieles gewesen. Hier sind 7 Fakten zu seiner Geschichte, die Sie vielleicht noch nicht kennen.

 1936 wird die Schule in „Helmholtz-Schule, städtische Oberschule für Jungen“ unbenannt. Trotzdem dürfen ab 1923 auch Mädchen die Schule besuchen.

1936 wird die Schule in „Helmholtz-Schule, städtische Oberschule für Jungen“ unbenannt. Trotzdem dürfen ab 1923 auch Mädchen die Schule besuchen.

Foto: Stadtarchiv Hilden

1) 1912 gewinnt der Barmer Architekt Peter Klotzbach (1875-1947) den Architektenwettbewerb für den Neubau einer Schule an der Gerresheimer Straße 20. Er gilt als Vertreter des Heimatschutzstils und entwirft auch zahlreiche Schul- und Verwaltungsgebäude sowie etliche Denkmäler. Im August 1913 ist Baubeginn, am 26. Januar 1915 wird der Neubau als „Pflanz- und Pflegstätte deutschen Geistes“ eingeweiht. Klotzbachs Entwurf steht ganz im Zeichen der Zeit, des Wilhelminischen Zeitalters: erhaben, mit klassizistischen Säulen im Eingangsbereich und der Aura einer Ehrfurcht gebietenden Lehranstalt. „Groß und klein freute sich darauf, bald in das eigene, endgültige Heim übersiedeln zu können“, erinnert sich Leiter und Oberlehrer Dr. Heinrich Pfennig später in einer Festschrift. Baukosten ohne Mobiliar: 175.000 Mark.

2) Am 28. Juli 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Er ändert vieles. Als Bürgermeister Karl Heitland am 27. Januar 1915 das Gebäude seiner Bestimmung übergibt, ist die Feier nicht pompös. Als „ewig-ernste Mahnung für alle kommenden Geschlechter“ interpretiert Pfennig die schlichten Jahreszahlen um das Kreuz auf dem Portal. Noch deutlicher wird der Zeitgeist in einer Inschrift im Treppenaufgang, die im Laufe der Zeit verschwunden ist. Sie lautet: „In schwerer, waffenstarrender Zeit ward dies Haus erbaut, eine Pflanz- und Pflegestätte deutschen Geistes, der allein unser Volk groß und stark erhalten kann.“

 1946 bekommt die Schule den Namen Helmholtz-Gymnasium.

1946 bekommt die Schule den Namen Helmholtz-Gymnasium.

Foto: Stadtarchiv Heinz Hedrich/Heinz Hedrich

3) Lehrer, aber auch der Hausmeister Max Höller, werden an die Front beordert. Fast drei Jahre lang, bis zum Kriegsende 1918, übernehmen Ehefrau und Kinder seine Pflichten in der Schule. Die Familie ist der Schule verbunden – und Hausmeister Höller erfüllt 25 Jahre lang seinen Dienst. Einen neuen Lehrer begrüßt er in den 1920er Jahren mit den dokumentierten Worten: „Herr Studienrat, wir han en fein Schöölche – und nen Direktor, dat is en Seel von Kääl“.

4) Als Folge des Ersten Weltkriegs beschlagnahmen schottische Soldaten im Rahmen der Alliierten Rheinlandbesetzung das Gebäude und nutzen es vom 17. Dezember 1918 bis 31. Oktober 1919 als Kaserne. Erst danach kann es wieder die städtische Realschule nutzen. 1922 wird die Realschule in Helmholtz-Realschule umbenannt, ab 1923 Helmholtz-Oberrealschule. Anlass ist der 100. Geburtstag des Physikers Hermann von Helmholtz am 31. August 1921.

 Im Oktober 1998 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Im Oktober 1998 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Foto: MSH

5) Am 30 Januar 1933 wird auch an der „feinen Schule“ die Hakenkreuzflagge gehisst. Während des Nationalsozialismus wird die Oberrealschule (ein Vorläufer des Gymnasiums) in den „Normaltyp der deutschen Oberschule“ umgewandelt. Die „mittlere Reifeprüfung“ kann dort nun nicht mehr abgelegt werden. 1936 wird die Schule in „Helmholtz-Schule, städtische Oberschule für Jungen“ unbenannt. Trotzdem dürfen ab 1923 auch Mädchen die Schule besuchen. Unter den Abiturienten des Jahres 1940 ist als einzige junge Frau die 18-jährige Ellen Wiederhold, spätere Bürgermeisterin und Ehrenbürgerin von Hilden. Über 100 Schüler und Lehrer fallen im Zweiten Weltkrieg.

 Altes Helmholtz Gymnasium. Foto: Stephan Köhlen

Altes Helmholtz Gymnasium. Foto: Stephan Köhlen

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

6) Die Wehrmacht nutzt das Gebäude ab 28. Februar 1945 als Lazarett, nach Kriegsende US-Truppen als Kaserne. 1946 bekommt die Schule den Namen Helmholtz-Gymnasium. Unternehmer Walter Wiederhold trägt 1951 durch eine großzügige Spende zum Erhalt der Schule bei. 1974 zieht das Helmholtz-Gymnasium in einen Neubau am Holterhöfchen. Ab 1975 wird das alte Gebäude nach einem Umbau von der Theodor-Heuss-Hauptschule genutzt. Von September 1987 bis 1. August 2001 nutzt die Berufsschule des Kreises Mettmann das Gebäude als Zweigstelle.

 Besatzungszeit 1919-20: Engländer im Hof der Oberrealschule Gerresheimer Straße 20, die als Kaserne dient.

Besatzungszeit 1919-20: Engländer im Hof der Oberrealschule Gerresheimer Straße 20, die als Kaserne dient.

Foto: Stadtarchiv Hilden
 Hilden Helmholtz-Gymnasium Abitur-Klasse 1953.

Hilden Helmholtz-Gymnasium Abitur-Klasse 1953.

Foto: Stadtarchiv Hilden/Stadtarchiv HIlden
 Das Lehrer-Kollegium im Jahr 1951.

Das Lehrer-Kollegium im Jahr 1951.

Foto: Stadtarchiv Hilden

7) Im Oktober 1998 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 2001 verkauft die Stadt das Baudenkmal an die Grundstücksgesellschaft der Stadtwerke Hilden. Diese sanierte das Gebäude für 5,5 Millionen Euro und vermietet es an die Volkshochschule, die Musikschule, das Stadtarchiv, die Freizeitgemeinschaft für Behinderte und Nichtbehinderte sowie an den Stadtverband der Sänger. 2004 wird das Kultur- und Weiterbildungszentrum auf den Namen „Altes Helmholtz“ getauft.

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