Neanderthal Museum in Mettmann Mumien lassen Epochen lebendig werden

METTMANN · Das Neanderthal Museum widmet sich den „Geheimnissen des Lebens“. Zu sehen sind Menschen und Tiere, die vor vielen Jahrhunderten gestorben sind. Ihre Überreste helfen bei der Erforschung der Erdgeschichte.

 Ausstellungsmacherin Melanie Wunsch betrachtet den Mumienkopf eines Ägypters mit Bandagenresten, datiert auf 200 vor Christus.

Ausstellungsmacherin Melanie Wunsch betrachtet den Mumienkopf eines Ägypters mit Bandagenresten, datiert auf 200 vor Christus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Viele Jahrhunderte alt sind die menschlichen Mumien, die das Neanderthal-Museum ab Samstag bis zum 1. Mai 2022 in einer spannenden Sonderausstellung zeigt. „Mumien – Geheimnisse des Lebens“ heißt die Schau, die neben den spektakulären menschlichen Mumien auch viele neuere mumifizierte Tiere zeigt.

„Die Mumien-Funde und ihre Erforschung sind Thema der Ausstellung“ sagt Kurator und Archäologe Rick Springer. Und seine Kollegin Beate Schneider, die im Neanderthal-Museum zuständig ist für das Begleitprogramm der Sonderausstellung, fügt hinzu: „Wir wollen den Familien und speziell auch den Kindern die Faszination dieser Exponate behutsam erklären“. Beide Museumsmitarbeiter sind stolz, zum ersten Mal natürliche Mumien zeigen zu können. In sieben Bereiche ist die Ausstellung mit sechs Menschen und 21 Tieren gegliedert: Erforschung, Konservierung, Menschen, Künstliche Räume, Salzmumifizierung, Moor und archäologische Methoden.

Anfang der 1990er Jahre wurde die Gletscher-Mumie Ötzi gefunden. Die gut erhaltenen Überreste eines Menschen aus der Jungsteinzeit habe der Wissenschaft und den Menschen die Bedeutung dieser Erforschung von uralten Lebensumständen vor Augen geführt, schwärmt Rick Springer. Seither habe die Fachwelt viel verstanden und rekonstruieren können. Die älteste Mumie im Neanderthal-Museum ist viel jünger und stammt etwa aus dem 11. bis 14. Jahrhundert. Genau können die Fachleute die Mutter mit zwei Kindern nicht einordnen. Der Fund stammt aus Südamerika, mehr weiß man nicht. Aber klar ist, so Springer, dass das zweite Kind dem Mumienfund erst viel später beigefügt wurde. Die schönen braunen Haare und der Gesichtsausdruck beeindrucken und verblüffen.

 Mumifiziert werden auch Tiere, wie die Ausstellung zeigt.

Mumifiziert werden auch Tiere, wie die Ausstellung zeigt.

Foto: Reiss-Engelhorn-Museen

Die Exponate der Neandertaler Sonderausstellung stammen von den Mannheimer Reiss Engelhorn Museen. Ein eigens angereister Präparator aus dem Mannheimer Museum habe die Exponate begleitet und vorsichtig im Museum angeordnet. Bei unsachgemäßer Behandlung könnten die Mumien zerfallen. Neben den spektakulären menschlichen Mumien werden im Neandertal 21 Tiere gezeigt, darunter ein Wüstenfuchs und eine Hyäne. Diese Funde sind etwa 100 Jahre alt. Viele kleine Tiere faszinieren genauso. Spektakulär ist die Replik der berühmten Mammutmumie „Dima“. Vor 35.000 Jahren soll das Jungtier gelebt haben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das sieben Monate alte und 90 cm große Mammutbaby krank war. Es war von Parsiten befallen. Im sibirischen Eis konnte es konserviert werden. Die Replik ist naturgetreu, bis hin zu den Haaren an den Füßen.

Zu den spannenden Geschichten rund um die Mumien gehört für die Neanderthal-Museum Kuratoren auch die moderne Methode der Leichenkonservierungen. Die in den USA und in Russland durchgeführte Kryonik-Methode, bei der die Leichen tiefgefroren werden, wird ebenso erklärt wie andere Konservierungen – klar verständlich, allerdings nur kurz. Schüler-Gruppenführungen und -Workshops werden als Begleitprogramm von fachkundigen Scouts durchgeführt. Auch Familien- und Taschenlampenführungen für Kinder ab acht Jahren werden in den Weihnachtsferien und dann ab Januar wieder angeboten. Spannende Geschichten über Totenbräuche, Rituale oder 3D- Scans werden dabei buchstäblich ausgeleuchtet.

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