Menschen im Rheinischen Revier Landwirte lernen am Tagebaurand

Grevenbroich/Jüchen · Der 17-jährige Max Dahlem wird bei RWE Power zum Landwirt ausgebildet, da seine Familie keinen eigenen Hof hat. Die Vielfalt der Ackerfrüchte, die er auf den rekultivierten Flächen anzubauen lernt, ist sehr groß.

 Max Dahlem lässt sich jetzt bei RWE Power zum Landwirt ausbilden.

Max Dahlem lässt sich jetzt bei RWE Power zum Landwirt ausbilden.

Foto: Gundhild Tillmanns

Obwohl er „nicht vom Bauernhof stammt“, wollte Max Dahlem immer schon Landwirt werden. Jetzt hat der 17-Jährige seine Ausbildung begonnen, allerdings nicht auf einem herkömmlichen Bauernhof, sondern bei RWE Power. Was zunächst merkwürdig erscheinen mag, dazu liegt die Erklärung aber sogar auf der Hand: „Wir bauen auf dem rekultivierten Land eine wahrscheinlich noch viel größere Vielfalt an Feldfrüchten an, als es in einem normalen landwirtschaftlichen Betrieb der Fall ist“, verdeutlicht RWE-Landwirtschaftsausbilder Michael Ortmann.

So sieht Max Dahlem auf den rekultivierten Flächen an den Tagebaurändern in Jüchen und Hambach nicht nur die Luzerne aufwachsen, mit der die Äcker in den ersten Jahren für die späteren Fruchtfolgen vorbereitet werden. Ebenso lernt er, Weizen, Gerste, Dinkel, Einkorn, Emmer, Zuckerrüben, Futtermais, Fenchel, Senf oder Phacelia (Wasserblattgemüse) anzubauen. „Wir pflanzen auch viele Blühstreifen an, um die Artenvielfalt zu fördern“, fügt Ortmann hinzu.

Allerdings betreibt RWE keine Viehzucht, so dass Max Dahlem aktuell seine Ausbildungsstation für diesen Bereich auf einem Bauernhof bei Langerwehe absolviert: „Da gibt es 60 Kühe“, berichtet er. Und zur Berufsschule muss er für die Unterrichtsblöcke von seinem Wohnort Niederzier aus immer nach Aachen fahren. „Mir macht die Ausbildung Spaß, und ich hoffe, übernommen zu werde“, sagt der 17-Jährige, der 2020 mit seiner Ausbildung fertig wird. Und da er zu Hause nicht die Nachfolge für einen Hof antreten könne, wolle er auch möglichst später eine Anstellung als Landwirt finden, fügt er hinzu.

Dabei ist für Max Dahlem der in greifbare Nähe gerückte Kohleausstieg im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen bei RWE kein Damoklesschwert: „Das rekultivierte Land ist wie ein Baby, das noch ganz lange Zeit der Pflege und Aufzucht bedarf“, schildert sein Ausbilder bildreich die Berufsperspektive für den jungen Mann, der auch seine Freizeit in der Landwirtschaft verbringt: „Ich treffe mich mit meinen Freunden auf den Nachbarhöfen. Und dann schrauben wir an den Traktoren herum“, erzählt er. Schon als kleines Kind habe er immer auf den Höfen in der Umgebung gespielt und sich „da so richtig im Element gefühlt“, erzählt der 17-Jährige.

Folgerichtig suchte sich der damaligen Realschüler später für sein Schulpraktikum eine Adresse in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Durch einen Tipp eines Bekannten kam er auf den Vielhecker Hof, den RWE am Grubenrand in Jüchen betreut – und wurde auch prompt genommen. „Das hatte schon im Praktikum hier gut funktioniert“, erinnert sich der Ausbilder, der auch von ganz anderen „Kandidaten“ zu berichten weiß: „Hier hat sich mal eine junge Frau mit dem Hinweis beworben, dass sie schon mal ein Praktikum in einem Zoo gemacht hatte“, berichtet Michael Ortmann schmunzelnd. Er fügt aber auch hinzu: „Generell haben wir natürlich nichts gegen Frauen hier in der Landwirtschaft.“ Momentan sei Max Dahlem zwar der einzige Auszubildende in diesem Bereich bei RWE, aber nächstes Jahr würden wieder neue Bewerber angenommen. Ortmann berichtet: „Wir haben auch schon Studentinnen hier gehabt, und eine ist dann Agraringenieurin geworden“, spricht er denkbare Aufstiegs- und Karrierechancen an. Und gerade in der Landwirtschaft würden Fachkräfte gesucht, ermuntert er den 17-jährigen Max, seinen Kindheitstraum, Bauer zu werden, auch mit Konsequenz und Freude an der Natur weiter zu verfolgen.

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