Seltene „Gnadenhochzeit“ in Grevenbroich Bei den Magers hält das Band der Ehe seit 70 Jahren

Elfgen · Käthe und Engelbert Mager aus Elfgen feiern am heutigen Dienstag, 21. März, das Fest der Gnaden- oder Platinhochzeit – ein äußerst seltenes Ehejubiläum. 1953 gaben sich die beiden das Ja-Wort fürs Leben. Kennengelernt haben sie sich in den Wirren der Nachkriegszeit.

Käthe und Engelbert Mager aus Elfgen sind seit sieben Jahrzehnten ein Ehepaar.

Käthe und Engelbert Mager aus Elfgen sind seit sieben Jahrzehnten ein Ehepaar.

Foto: Ursula Wolf-Reisdorf

Für 70 Jahre Ehe gibt es mehrere Bezeichnungen. Gnadenhochzeit ist die geläufigste, doch Platinhochzeit trifft es besser. Schließlich ist dieses Ehejubiläum ausgesprochen selten. Käthe und Engelbert Mager aus Elfgen können heute, am 21. März, das Fest der Gnaden- oder Platinhochzeit feiern.

Beim Rückblick auf ihr Leben erzählen beide viel aus ihrer Kindheit, in der sie mit Entbehrungen, Krieg und persönlichen Verlusten klarkommen mussten. Acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg begann ihr gemeinsames Eheleben. Das Band zwischen den beiden war und ist so stark, dass es seit sieben Jahrzehnten hält.

Direkt im Anschluss an die standesamtliche Hochzeit, die am 21. März im Jüchener Standesamt erfolgte, flog Engelbert Mager für seinen Arbeitgeber Buckau in die Türkei. Pünktlich zur kirchlichen Hochzeit, die im Oktober in der St.-Georg-Pfarrkirche in Alt-Elfgen gefeiert wurde, kam der junge Mann wieder ins Rheinland zurück.

Geboren wurde der Jubilar im später abgebaggerten Ort Buchholz, wo er mit einer Schwester aufwuchs. Nach der Volksschule machte er „ein Pflichtjahr“ bei einem Bauern. „Das war damals so, für Jungen und Mädchen“, erzählt der 94-jährige.

Seine Lehre zum Maschinenschlosser absolvierte er bei der Grevenbroicher Maschinenfabrik Buckau-Wolf. Täglich fuhr er von seinem Heimatort rund 26 Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit. Dafür brauchte er im Schnitt jeweils eine Stunde. „Bei Gegenwind konnte es auch schon mal mehr sein“, erinnert sich der 94-Jährige schmunzelnd. Seine Frau Katharina (92), genannt Käthe, wuchs mit neun Geschwistern, zwei verstarben früh, in Alt-Elfgen und an der Neuenhausener Straße in der Erftwerksiedlung auf.

Schreckliches musste Käthe Mager im Frühjahr 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, durchmachen. Sie geriet mit zwei Schwestern in der Innenstadt unter Beschuss und wurde unter den Trümmern des Finanzamtes verschüttet. Zwei Schwestern starben. Käthe wurde von ihrem Vater aus den Trümmern befreit. „Der wurde für die Aktion noch bestraft, weil er das Ausgehverbot missachtet hatte“, erinnert sich die Jubilarin an die Zeit vor 78 Jahren.

Ihr „Pflichtjahr“ machte sie im Haushalt des Architekten Helfenstein. Später arbeitete sie in der Druckerei von Karl Bochum an der Kölner Straße.

Auf der Neuenhausener Spätkirmes im Jahr 1948 lernte sie Engelbert Mager beim Tanz kennen. „Es war eher Liebe auf den zweiten Blick“, erzählt die Jubilarin lachend. Direkt nach der kirchlichen Hochzeit im Oktober 1953 zog das Paar zu ihrer Tante Maria nach Alt-Elfgen. Dort hatte Käthe ein paar Jahre gelebt, da ihre Mutter früh verstorben war. Engelbert Mager wechselte später zu RWE in Frimmersdorf, wo er in der Revision arbeitete und „Engel“ gerufen wurde.

Vier Kinder bekam das Paar. Marita (68), Beatrix (62), Klaudia (60) und Frank (55). Sie wuchsen im Umsiedlungsort Elfgen auf, wo das Ehepaar im Jahr 1977 ein Haus gebaut hatte. „Auch die Tante zog mit und lebte bei uns bis kurz vor ihrem Tod“, erzählt Tochter Klaudia.

Beim Urlaub waren Magers bescheiden. „Sonntags fuhren die Eltern mit uns Kindern regelmäßig in die Eifel“, berichtet die Tochter weiter. Später machte das Ehepaar gemeinsam Urlaub an der Nordsee und im Schwarzwald. „Hobbys hatte ich keine. Ich hatte doch das Haus und meine Familie“, erzählt die 92 Jahre alte Jubilarin.

Sie erlernte das Nähen und fertigte für die Kinder Kleider an. Mit filigranen Handarbeiten wie Sticken, Stricken und Häkeln verbrachte Käthe Mager ihren Feierabend.

Sieben Enkel und vier Urenkel gehören mittlerweile zur Familie Mager. Die Kinder des Paares wechseln sich ab und unterstützen das Jubelpaar, so gut sie können.

Genauso lange wie die Ehe, 70 Jahre, hält auch schon Engelbert Magers Mitgliedschaft im Bürgerschützenverein Elfgen-Belmen.

Ihre Gnadenhochzeit wollen Engelbert und Käthe Mager ganz ruhig angehen lassen und im kleinen Kreis mit der Familie feiern. Das dürfte allerdings schwer werden, denn die Familie ist ja mit allen Kindern, deren Partnern, Enkeln und Urenkeln ziemlich groß. „Seit Jahren feiern wir die standesamtliche Trauung im März, weil meine Eltern ja nicht wissen, ob sie im Oktober noch leben“, erzählt Tochter Klaudia schmunzelnd.

Doch so fit wie die Platin-Hochzeitler aussehen, kann es gut sein, dass noch ein weiteres Jubiläum dazukommt und sie in Grevenbroich noch den „Rekord der Ehejubiläen“ knacken.

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