Mädchen aus Grevenbroich ermordet Ermittler verfolgen neue Spuren im Fall Claudia Ruf

Hemmerden · Im Fall der vor 25 Jahren ermordeten Claudia Ruf geht die Kripo neuen Hinweisen nach. Das LKA wertet DNA-Proben von weiteren 32 Personen mit Bezug zu Hemmerden aus. Warum diese Proben besondere sind.

 Der Mordfall Claudia Ruf wurde in den vergangenen Jahren mehrmals in der Sendung „Aktenzeichen XY“ behandelt.

Der Mordfall Claudia Ruf wurde in den vergangenen Jahren mehrmals in der Sendung „Aktenzeichen XY“ behandelt.

Foto: Screenshot ZDF

Auch mehr als 25 Jahre nach dem Mord an der damals elfjährigen Claudia Ruf aus Hemmerden lassen die Ermittler nicht locker. Die Mordkommission will den Täter fassen – und hat weiterhin gut zu tun: In den vergangenen Wochen konnten die Kriminalisten 32 Personen ausfindig machen, die zur Tatzeit im Mai 1996 einen Bezug zu Hemmerden gehabt haben sollen. Die LKA-Untersuchung der Speichelproben dieser 32 Personen stehen noch aus.

Robert Scholten, Sprecher der ermittelnden Polizei in Bonn, erklärt, warum es sich bei diesen Proben um besondere handelt: „Das sind Leute, die im Nachgang ermittelt wurden.“ Es handele sich um Menschen, die damals beispielsweise als Handwerker im Bereich Hemmerden beschäftigt waren oder um solche, die bei ihrer Mutter oder Freundin gelebt haben, aber dort nicht gemeldet waren. „Die Ermittlungen gehen weiter“, sagt Scholten: „Auch nach so langer Zeit ergeben sich neue Spuren.“

Neue Ermittlungsansätze hatte es unter anderem durch die DNA-Reihenuntersuchung 2019 in Hemmerden gegeben. Damals war die Polizei nicht nur mit Personal angerückt, das DNA-Proben entnimmt, sondern auch mit Vernehmungsteams. Laut Scholten hätten manche Bürger dabei Angaben gemacht, die sich später durch den immensen Aktenbestand – bei der Polizei Bonn füllen die Akten zum Fall Claudia Ruf einen Raum – nachgeprüft werden konnten.

 Die Ermittler nahmen Speichelproben bei mehr als 2000 Menschen, die 1996 einen Bezug zu Hemmerden hatten. Einen Treffer gab es bisher nicht.   Foto: dpa

Die Ermittler nahmen Speichelproben bei mehr als 2000 Menschen, die 1996 einen Bezug zu Hemmerden hatten. Einen Treffer gab es bisher nicht. Foto: dpa

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Durch die Erinnerungen von Bürgern und durch die Angaben in den Akten lassen sich Informationen wie Puzzleteile zusammenfügen und ergeben insgesamt neue Fragmente, mit denen sich die Polizei ein immer besseres Bild vom Geschehen zur damaligen Zeit in Hemmerden machen kann. „Einzelne Fragmente kommen hinzu, die ermittlungstechnisch wertvoll sein können“, sagt Polizeisprecher Scholten: „In der heutigen Zeit haben wir ganz andere Möglichkeiten zum Abgleich von Spuren. Wir sind optimistisch, den Fall klären zu können.“

Die Ermittlungen führen die Mordkommission auch ins Ausland. Derzeit stehen noch 15 Rechtshilfeersuchen aus. „Die Zahl der Rechtshilfeersuchen hat sich inzwischen mehr als halbiert“, sagt Scholten. Man versuche, Menschen unter anderem in den USA, in Großbritannien, Serbien, Frankreich, den Niederlanden, in Belgien und Portugal ausfindig zu machen.

Die Ermittler lassen sich dabei von bürokratischen Hürden und Datenbarrieren nicht abschrecken: Schreibweisen können sich geändert haben, zum Teil existieren Angehörige nicht mehr. Das Interesse an den Personen im Ausland ist nicht deshalb groß, weil sie im Laufe der Zeit nach dem Mord ins Ausland gegangen sind, wie Scholten erklärt: „Relevant ist der Bezug zu Hemmerden zur fraglichen Zeit.“ Dass man nach 25 Jahren auch im Ausland recherchieren müsse, sei nicht verwunderlich: „In dem langen Zeitraum haben sich bei einigen Menschen Änderungen der Lebenssituation ergeben.“

Im Gesamtspurenkontext gestaltet sich die Recherche bei rund 200 Menschen schwierig, weil ihre Spuren nur schwer nachzuverfolgen sind – aus verschiedenen Gründen. Beispielhaft dafür stehen inzwischen Verstorbene, deren letzter Wohnort sich nicht mehr eindeutig feststellen lässt. Insgesamt beziffert die Polizei in Bonn den Umfang der DNA-Proben auf rund 2400.

Die Frage lautet nach wie vor: Wer kann Hinweise zum Mord an Claudia Ruf geben? Das Mädchen war am 11. Mai 1996 zwischen 18.30 und 18.45 Uhr mit einem Hund ihrer Nachbarn spazieren und soll dabei auf den Täter gestoßen sein. Später wurde ihre Leiche auf einem Feld bei Euskirchen-Oberwichterich gefunden.

Profiler gehen davon aus, dass der Täter entweder mit einem Fahrzeug im Bereich seiner Anlaufstelle in Hemmerden unterwegs war und Claudia Ruf entführte – oder das Mädchen in Hemmerden in eine Räumlichkeit des Täters gelockt wurde. Die These, dass der Täter durch Zufall an Hemmerden vorbeikam, hatten die Ermittler nach einer Neubewertung verworfen.

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