Goch Stadtwerke übernehmen Stromnetz

Goch · 4,5 Millionen Euro haben die Stadtwerke Kevelaer an RWE gezahlt, um Eigentümer des Stromnetzes zu werden. Die neu gegründeten Niersenergie Netze erlauben viel Mitbestimmung und seien gut angelegt, sagt Hans-Josef Thönnissen.

Lange Zeit standen Kevelaers Stadtwerke "nur" für Wasser, Tiefbau und Bürgerbusse. Dann kam die "Niersenergie" mit dem eigenen Öko-Strom aus skandinavischer Wasserkraft hinzu, und nun prangt auf dem "Firmenschild" noch ein weiterer Aufdruck: "Niersenergie Netze". Kevelaers Wasserturm an der Kroatenstraße ist seit kurzem auch Eigentümer des Stromnetzes – Miteigentümer, um genau zu sein. Denn 51 Prozent der Anteile hält weiter RWE, 49 Prozent liegen nun bei den Kevelaerern.

Die mussten dafür tief in die Tasche greifen: 4,5 Millionen Euro stehen in der Bilanz – Geld, das die Stadtwerke natürlich nicht hatten. "Wir mussten die Summe aufnehmen", erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Josef Thönnissen. Und ist überzeugt davon, dass dies ein gutes Geschäft war, denn es handele sich ja um eine "rentierliche Investition" – RWE garantiere eine überdurchschnittliche Rendite. Die Nutzer der begehrten Stromleitungen müssen für die Durchleitung zahlen. Die Werksleitung geht davon aus, dass Niersenergie Netze pro Jahr 70 000 Euro Gewerbesteuer an die Stadt abführen kann. Und Trinkwasser und Nahverkehr sollen bürgerfreundlich günstig bleiben.

Aber es geht nicht nur um den finanziellen Vorteil. "Der kommunale Einfluss verschafft uns mehr Steuerungsmöglichkeiten und Einfluss auf den Betrieb des Stromnetzes", betont Thönnissen. Anstehende Investitionen könnten besser abgestimmt und gemeinsam durchgeführt werden. Aktuell stünden jedoch keine Veränderungen am Netz an. Zuletzt kamen Winnekendonker Bürger in den Genuss des "eigenen" Netzbetreibers: Als Arbeiten an Wasserleitungen anstanden, wurden gleich Stromleitungen mit eingegraben – und die insbesondere in der Landwirtschaft unbeliebten Freileitungen verschwanden.

Dass es zur Übernahme des Netzes kam, lag daran, dass der Strom-Konzessionsvertrag Ende 2012 endete. Der bisherige Netzbetreiber RWE erhielt nach Ausschreibung und langwierigem Verfahren unter einem halben Dutzend Bewerber erneut den Zuschlag, allerdings mit der Auflage zur "Rekommunalisierung" des Netzes. In der neuen Gesellschaft Niersenergie Netze agierten die Partner RWE und Stadtwerke auf Augenhöhe, was sich auch in Personalien widerspiegele. Bürgermeister, Kämmerer und einige Kommunalpolitiker sind in den Gremien vertreten oder sogar deren Vorsitzende: Paul Schaffers steht dem Aufsichtsrat vor, Axel Stibi der Gesellschafterversammlung. Die Geschäftsführung wiederum teilen sich Rainer Hegmann von RWE und Kevelaers Stadtwerke-Chef.

Die Aufgabenverteilung der neuen Gesellschaft funktioniert so: Niers Energie Netze verpachtet das Stromnetz an die RWE-Tochter Westnetz, die die technische Wartung übernimmt, und erhält dafür ein Pachtentgelt. Die Stadtwerke erledigen gegen eine entsprechende Vergütung das Kaufmännische.

(RP)
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