Handball Zwei Brüder - eine Leidenschaft

Aldekerk · Semir und Can Greven setzen eine Tradition fort, die sich wie ein roter Faden durch die Handballabteilung des TV Aldekerk zieht. Häufig sind es ganze Familien, die sich dem Spiel mit der bisweilen klebrigen Kugel verschreiben.

 Can Greven (l.) und sein vier Jahre jüngerer Bruder Semir sind Teil der vielköpfigen Handballfamilie des Aldekerker Turnvereins.

Can Greven (l.) und sein vier Jahre jüngerer Bruder Semir sind Teil der vielköpfigen Handballfamilie des Aldekerker Turnvereins.

Foto: Gerhard Seybert

Die in Grün und Weiß getauchte Handballwelt beim TV Aldekerk lebt seit Jahren davon, dass sich ganze Familien dem Spiel mit der bisweilen klebrigen Kugel verschreiben. Can und Semir Greven setzen diese Tradition fort. Während sich der jüngere Semir die ersten Sporen im Senioren-Handball in der Landesliga-Reserve erwirbt, ist der vier Jahre ältere Can bereits eine feste Größe im Oberliga-Kader.

Er arbeitet nach seiner Ausbildung bei der Gemeindeverwaltung in Kerken. Ab und an stylt er sich die Haare in der Mitte des Kopfes zu einem Kamm, so wie David Beckham ihn getragen hat. Ein Bekannter sagt über ihn: "Can lebt aber nur für den Handball." In den letzten Spielen lebte er allerdings mehr nach den Regeln von Trainer Achim Schürmann. Der sagte nach der Saisonvorbereitung: "Es ist schon erstaunlich, was für eine Entwicklung Can in der Abwehr genommen hat." Was Schürmann dann auch taktisch nutzt, indem sich Greven und Kleinelützum den Part zwischen Angriff und Abwehr teilen.

Can Greven, der den Typ des geschmeidigen Handballers verkörpert, kann aber nicht nur Abwehr. Wann immer ihm danach ist, steigt er im linken Rückraum in die Luft und schleudert den Ball aus erstaunlichen Höhen ins gegnerische Tor. Mit welcher Klasse er das macht, zeigte der 24-Jährige in der Aufstiegssaison unter Trainer Burghard Heesen, als er den über einige Wochen ausgefallenen Christoph Kleinelützum erstklassig vertrat und sich dadurch großen Anteil am späteren Aufstieg in die 3. Liga erwarb.

Wenn Aldekerks Scharfschütze Nummer eins aber fit ist, dann hat es Greven noch schwer, Kleinelützum auf dessen Position im Angriff zu verdrängen. Dann weicht er nach halbrechts aus und/oder auf die Rückraum-Mitte und nimmt dort die Fäden des Aldekerker Angriffspiels in die Hand. Viel Verantwortung für den Oberligaspieler, doch er geht die Sache recht locker an. Can Greven, der für die junge Generation im Team der ersten Mannschaft steht, ist ein talentierter Spieler, der seine Karriere nach einer kleinen Unzufriedenheit beim ATV in der letzten Saison in Homberg fortsetzte. "Der Can spielt wieder bei uns", ließ Obmann Frank Fünders vor dem Beginn dieser Saison wissen. Und irgendwie klang da auch Erleichterung mit, dass einer von ihnen seine Fähigkeiten wieder auf der richtigen Seite einbringt.

Studiert in Kamp-Lintfort Medien-Design. Vom Aldekerker Geschäftsmann Günter Schäfer inspiriert, arbeitete er im Rahmen des sozialen Jahres viele, viele Monate im südafrikanischen Hinterland, getrieben von dem ehrgeizigen Willen, zu lernen und anderen zu helfen — beim Handball ist das schließlich nicht viel anders. Er ist im Übrigen nicht der Einzige aus der grün-weißen Aldekerker Handball-Metropole, der die soziale Verankerung des Sports in Soweto kennen lernte.

Mit einem sozialen Jahr in Südafrika hat er aber nicht nur seine Freunde überrascht, er hat vor allem auch seinen Mitspielern imponiert. In der zweiten Mannschaft des ATV will er nach seiner Rückkehr nun zeigen, was er sportlich alles drauf hat. Er ist ein Handballer, von dem andere Landesligisten nur träumen können. Und er kann, wie man so sagt, fast alles. Pässe spielen, Tore werfen. Ein Typ, für den man Telefonzellen wieder aufstellen möchte in denen der Filigrantechniker die gegnerischen Spieler austricksen kann.

Privat: Seit Semir Greven acht war, spielt er für den ATV: Der große Junge, dessen Liebe zum Handball schon sehr früh begann, blieb dem ATV immer treu — der Freundin auch. Als er gefragt wurde, ob diese Saison sportlich seine bislang größte Herausforderung sei, zögerte er ein wenig, bevor er die Antwort gab. "Der Weg zum Titel ist immer eine große Herausforderung, ich kann nur gut sein, wenn wir als Mannschaft gut sind." Das hat er in den ersten Spielen bereits angedeutet.

(hem)
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