Ratssitzung in Wachtendonk „Bauchschmerzen“ beim Rathaus-Anbau

Wachtendonk · Letzter Akt im Erweiterungs-Drama: Wachtendonks Rat billigt mit 13 ja-Stimmen 220.000 Euro Mehrkosten. Die Fraktionen sind unzufrieden mit der Projektkoordination und beklagen mangelnde Transparenz.

 An der Mühlenstraße entsteht der Anbau für das Wachtendonker Rathaus.    RP-Foto: Prümen

An der Mühlenstraße entsteht der Anbau für das Wachtendonker Rathaus. RP-Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen

Das Drama um die Wachtendonker Rathaus-Erweiterung hat seinen letzten Akt erlebt: Mit acht Gegenstimmen, zwei Enthaltungen und 13 Ja-Stimmen hat der Wachtendonker Rat die Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung für Mehrausgaben in Höhe von knapp 220.000 Euro gebilligt. Grünen-Fraktionschef Ludwig Ramacher und einige der anderen 13 Befürworter haben nur mit großen Bauchschmerzen der Beschlussvorlage zustimmen können, um größeren finanziellen Schaden von der Gemeinde abzuhalten.

Schock Eine Kostensteigerung von rund 40 Prozent war im August bekannt geworden und hatte die Wachtendonker Kommunalpolitiker schockiert. Nach der Sitzung des Planungsausschusses sollte nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht werden.

Kritik der WWG Simon Kretschmer von der Wankumer Wählergemeinschaft (WWG) stimmte gegen die Vorlage und schoss verbal massiv gegen die Projektverantwortlichen. Er forderte Einsparungen an allen Ecken und Kanten, so dass das Projekt auf alle Fälle unter einer Million Euro kosten wird. Die mit 70 Euro kalkulierten speziellen IT-Steckdosen und die geplanten Rollos sowie der geplante Fliesenboden seien zu teuer. Er fordert einen Vinylboden, der ein Einsparpotenzial von 30.000 Euro bietet. Auch mit den Mehrkosten einer Be- und Entlüftungsanlage ist Kretschmer nicht einverstanden. „Ich finde es eine Frechheit, wie hier mit dem Rat und mit den Steuergeldern der Bürger umgegangen wird“, so der WWG-Mann.

Position des WBV Günter Seidel vom Wachtendonker Bürgerverein (WBV) kann in weiten Teilen seinem Vorredner zustimmen. Er kritisiert die fehlende Transparenz im Hinblick auf die anfallenden Kosten für den geplanten Rathaus-Anbau. Er schlug das Aufleben einer Arbeitsgruppe vor.

Haltung der Grünen Annette Merseburg von den Wachtendonker Grünen wollte wissen, wer als Hauptkoordinator für das Projekt verantwortlich ist. Auch ihr Fraktionskollege Ramacher stellte sich bereits diese Frage. Die stückchenweise Bereitstellung von Informationen lasse vermuten, dass es von Seiten der Verwaltung keine strukturierte Koordination des Bauprojektes gab. Fernab von den diskutierten Einsparungspotenzialen glaubt der Grünen-Fraktionschef, dass Expertisen im Baubereich eine Belüftungsanlage als energetisch klug ansehen und sie zudem auch zentral für die Wärmerückentwicklung sind. Derartige „Fakten“ seien aber nicht ausreichend in die Kreise des Rates und der Ausschüsse kommuniziert worden, sodass eine kompetente Entscheidungsfindung für die Fraktionen unmöglich ist.

Meinung der CDU Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Georg Camp kritisierte ebenfalls die Verwaltung. 105.000 Euro Einsparungsmöglichkeiten wurden von seiner Fraktion aufgezeigt. In der Verwaltungsvorlage seien diese Vorschläge als Einsparungspotenziale nicht ausreichend berücksichtigt worden, meint er.

Gemeinde und Unterstützer Kämmerer Uwe Marksteiner von der Abteilung Finanzen und Soziales merkte an, dass der zuständige Architekt, bis auf eine Alternative zum geplanten Bodenbelag (Vinylboden statt Fliesen) keine Potenziale zur Einsparung erkennt. Weder auf die IT-Dosen noch auf die Belüftungsanlage könne verzichtet werden. Andreas Böhm von der CDU-Fraktion unterstützt die aktuellen Bauvorhaben. Alles günstiger machen, gestalte den Rathaus-Anbau langfristig nicht günstiger, meint Böhm. Fliesen sind seiner Meinung nach langlebiger als ein Vinylboden. Zu wenig sei bei dem Projekt hinterfragt worden und zu voreilig kamen die Rufe nach billigeren und günstigeren Alternativen. Warum das Bauvorhaben zu Beginn mit utopischen 450.000 Euro seitens der Fachleute kalkuliert wurde, stößt jedenfalls nicht nur bei Ramacher auf größtes Unverständnis.

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