Bildungseinrichtung in Kerken Streit an der Robert-Jungk-Gesamtschule

Kerken · Die Schulpflegschaft wirft der Schulleitung in einem Brief vor, nicht transparent zu handeln und Spenden nicht gezahlt zu haben. Sie spricht sogar von „diktatorischen Zuständen“. Inzwischen rudert die Vorsitzende zurück.

 Nicht nur von außen eine Baustelle? Die Robert-Jungk-Gesamtschule in Aldekerk.

Nicht nur von außen eine Baustelle? Die Robert-Jungk-Gesamtschule in Aldekerk.

Foto: Eirik Sedlmair

An der Robert-Jungk Gesamtschule in Aldekerk rumort es. Die Schulfpflegschaft, also die Elternvertretung, macht der Schule schwere Vorwürfe. Unter anderem wirft Patricia Gerlings-Hellmanns, Vorsitzende der Schulpflegschaft und Bürgermeisterkandidatin für die Bürgervereinigung Kerken (BVK) der Schule „diktatorische Zustände“ vor. Es geht um schlechte Lernbedingungen während der Corona-Krise, versetzte Lehrer – und nicht gezahlte Spenden.

Unserer Redaktion liegt ein fünfseitiges Schreiben der Schulpflegschaft an die Schulleitung vor, es ist auf den 21. Juni 2020 datiert. Darin kritisiert die Pflegschaft, dass die Schule Lehrer „in ihrem Bemühen um einen persönlichen Kontakt nicht unterstützt“ habe. Auch seien viele engagierte Lehrer von der Schule gegangen, das sei „besorgniserregend“, heißt es im Schreiben. Deshalb befürchtet die Elternvertretung einen Lehrermangel.

 Schulleiterin Regina Lingel Moses (links) und Schulpflegschaftsvorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns.

Schulleiterin Regina Lingel Moses (links) und Schulpflegschaftsvorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns.

Foto: Eirik Sedlmair

Zum ersten Punkt, der fehlenden Unterstützung für Lehrer, sagt Schulleiterin Regina Lingel-Moses: „Das stimmt nicht.“ Auch Patricia Gerlings-Hellmanns, die Vorsitzende der Schulfpflegschaft und eine der Unterzeichnerinnen des Briefes, sagt, das sei ein Missverständnis gewesen.

Den zweiten Kritikpunkt, die hohe Lehrerfluktuation, bestreitet Lingel-Moses nicht. Das sei aber auch nicht schlimm, im Gegenteil: „Das ist eine Auszeichnung für uns.“ Die engagierten Lehrer, die die Schule verlassen, seien allesamt solche, die jetzt eine höhere Stelle annehmen, „den nächsten Karriereschritt machen“, wie Lingel-Moses sagt. Dass sie das machen können, sei ein Pluspunkt für die Robert-Jungk-Gesamtschule. Gerlings-Hellmanns sagt, es sei auf den ersten Blick schade gewesen, dass so viele gute Lehrer, die die Schule mit aufgebaut haben, diese nun verlassen. Und von außen betrachtet auch unverständlich. Jetzt sieht sie das anders – wie so einiges, was sie in ihrem Brief moniert hatte. Denn vieles scheint wieder geklärt zu sein.

Mehrere Gespräche mit Lingel-Moses haben dafür gesorgt, die Streitpunkte nach und nach abzuarbeiten. Und Gerlings-Hellmanns darin bestärkt, vieles nicht mehr so harsch zu formulieren, sondern zuerst das Gespräch zu suchen. Die Formulierung „diktatorische Zustände“ würde sie nicht mehr benutzen. Und auch nicht sofort die Bezirksregierung in Düsseldorf miteinbeziehen.

Denn die Schulpflegschaft schickte das Schreiben zusätzlich auch an die zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf. Deren Antwort liegt unserer Redaktion ebenfalls vor. Die Bezirksregierung sieht keine Gefahr, dass der von der Schulpflegschaft befürchtete Lehrermangel eintritt. „Ich darf ihnen aber versichern, dass die Schulaufsicht für eine angemessene Versorgung mit Lehrkräften Sorge trägt“, schreibt die zuständige Dezernentin.

Ein weiterer Vorwurf wiegt besonders schwer: Versprochene Spenden wurden nie gezahlt. Es geht um insgesamt 4000 Euro, eingesammelt bei einem Spendenlauf im Jahr 2019. Je 1500 Euro davon sollten an den Verein „Help a child e.V.“ und an „Christkind aktiv“ gehen, 1000 Euro an die Flüchtlingshilfe Kerken. Diese Spenden sind bisher noch nicht bei den Organisationen angekommen, so der Vorwurf in dem Schreiben. Regina Lingel-Moses bestätigt das. Und verspricht, die Zahlungen so schnell wie möglich nachzuholen. „Das ist schlichtweg untergegangen“, sagt Lingel-Moses, „da wurde nichts veruntreut oder Ähnliches“. Das Geld hätte eigentlich über den Förderverein an die Organisationen weitergegeben werden sollen. Spätestens durch die Corona-Krise habe man das vergessen, sagt Schulleiterin Lingel-Moses. Sowieso, die Corona-Krise. Sie sei auch ein Hauptgrund für den Unmut der Eltern gewesen. „Das war für alle Beteiligten neu, das hat es noch nicht gegeben“, sagt Gerlings-Hellmanns. „Es waren alle nervös und aufgeregt, das habe ich ein bisschen unterschätzt“, so Lingel-Moses. Der Umgang damit habe dazu geführt, dass viele Eltern sich alleine gefühlt hätten.Vor dem Virus bekamen die Eltern jede Woche einen Brief, in dem Rückmeldungen zu ihrem Kind und seinen Schulleistungen erörtert worden sind. Dieser „Freitagsbrief“ ist jetzt weggefallen.

In ihren Gesprächen haben beide Frauen nun vereinbart, dass diese Briefe jetzt auch wiedereingeführt werden sollen. Und die Schule auch regelmäßig darüber informieren will, wie es nach den Sommerferien weitergeht.

Allgemein, so der Tenor von Lingel-Moses und Gerlings-Hellmanns, ist der Streit zwischen der Schulpflegschaft und der Schulleitung beigelegt. Man wolle jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass die Schule gute Arbeit leistet. Auch soll zum Beispiel die Schulleitung für Fragen der Eltern direkter und einfacher zu erreichen sein als vorher, so Schulleiterin Lingel-Moses. Und sie ist überzeugt: „Wir haben eine großartige Schule.“

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