Erkelenzer Feuerwehr Wolfgang Willemsen hat 24 Jahre über den Atemschutz gewacht

Erkelenz · Wolfgang Willemsen gibt seine Aufgaben weiter. Er leitete die Ausbildung und Kontrolle der Erkelenzer Atemschutzgeräteträger – die Königsdisziplin der Feuerwehrleute.

 Hauptbrandmeister Wolfgang Willemsen (Mitte) hat sich 24 Jahre lang um die Ausbildung und Überwachung der Atemschutzgeräteträger gekümmert.

Hauptbrandmeister Wolfgang Willemsen (Mitte) hat sich 24 Jahre lang um die Ausbildung und Überwachung der Atemschutzgeräteträger gekümmert.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

Der Raum ist stockfinster. Auch der dichte Nebel sorgt dafür, dass die Sicht nicht nur eingeschränkt, sondern unmöglich ist. Die Enge ist eine zusätzliche Belastung. Ein etwa 25 Kilogramm schweres Gepäck fordert die körperliche Leistungsfähigkeit heraus. Und dann ist da auch die Sache mit dem nicht enden wollenden Stress und der Angst, mit der immer gerechnet und die aus eigener Kraft bekämpft werden muss. Hauptbrandmeister Willemsen weiß genau, was er den jungen Feuerwehrleuten gerade zumutet. Sie durchlaufen eine der anspruchsvollsten Ausbildungen überhaupt – es geht darum, Atemschutzgeräteträger zu werden.

24 Jahre lang hat sich Willemsen bei der Feuerwehr der Stadt Erkelenz um die Ausbildung in dieser Königsdisziplin gekümmert, auch die regelmäßige Überwachung der Leistungsfähigkeit der Atemschutzgeräteträger, die innerhalb von zwölf Monaten immer erfolgen muss, zählte zu Willemsens Aufgaben. Damit ist nun Schluss. Die Wehrleute verabschiedeten den 61-Jährigen nun, seine Aufgaben gibt er nun weiter an Brandinspektor Sebastian Lux.

160 Atemschutzgeräteträger hat die Feuerwehr der Stadt Erkelenz in ihren Reihen. Mit einer einmaligen Ausbildung ist es aber nicht getan. „Von ihrem Job hängen Leben ab. Die Leben der Menschen, die gerettet werden müssen, und schlichtweg auch ihr eigenes“, bringt es Willemsen auf den Punkt. Er weiß noch zu gut, als er die Dokumentation, dazu sind die Feuerwehren gesetzlich verpflichtet, für jeden einzelnen Feuerwehrmann und jede einzelne Feuerwehrfrau noch per Hand auf Papier niedergeschrieben hat, ehe das Ganze dann digitalisiert wurde.

In seiner Laufbahn hat Wolfgang Willemsen Wehrleute erlebt, die die Ausbildung abbrechen mussten. „Natürlich gibt es die, die zum Beispiel mit der Enge schon in der Strecke nicht zurechtkommen oder die, die Vollmaske nicht tragen können“, sagt er. Doch das werde niemandem negativ ausgelegt.

„Bei der Feuerwehr gibt es auch genug andere wichtige Aufgaben“, so Willemsen. Wenn er von der Strecke spricht, meint er damit diesen einen besonderen Raum im Keller des Feuerschutzzentrums. Hier wird auf möglichst realistische Art simuliert, wie es im Einsatzfall aussehen kann. Dort befindet sich auch eine äußerst enge Röhre. „Hier kann es übrigens passieren, dass man in voller Montur nicht durchpasst. Dann lautet die Lösung, die Ausrüstung abzulegen, sie vor sich herzuschieben“, erklärt Malte Ammernick, der stellvertretende Leiter der Feuerwehr der Stadt Erkelenz. Das sei im Einsatz die einzige Option im Ernstfall. Ammernick: „Hier können wir künstlichen Stress erzeugen, hier simulieren wir die Menschenrettung mit einer Puppe. Die Strecke ist dazu da, um die Angst wegzubekommen.“

Nebenan sind unterdessen noch die Wehrleute dabei, mit voller Ausrüstung die 150 Meter auf dem Laufband, 15 Meter auf der Endlosleiter und drei Minuten auf dem Ergometer zu absolvieren. Klingt machbar, ist aber mit Atemschutzgerät schon eine andere Hausnummer.

Auf einen Faktor hat Wolfgang Willemsen, der 15 Jahre lang der stellvertretende Einheitsführer in Schwanenberg war, die Feuerwehrleute immer hingewiesen. „Sie müssen auf Kommunikation achten und darauf, dass sie nie alleine agieren, sondern als Trupp. Sie verbinden sich über den Schlauch oder eine Leine und stellen gemeinsam die Rückzugssicherung klar.“

Während Malte Ammernick von der körperlich fordernsten Ausbildung spricht, erinnerte sich Wehrleiter Helmut van der Beek noch gut daran, „als wir unter Atemschutz Schneemänner bauen mussten“. Der Wehrleiter richtete seinen ausdrücklichen Dank an Wolfgang Willemsen, zeichnete ihn zum Abschied mit der Ehrennadel in Gold der Feuerwehr der Stadt Erkelenz aus. Willemsen wird im aktiven Dienst seiner Einheit Schwanenberg bleiben und dort seinen Grundsatz an junge Wehrleute weitergeben: „Feuerwehr ist nicht der Dienstgrad, Feuerwehr ist das Team.“

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