Neujahrskonzert in Rees Begeisterndes Konzert im Bürgerhaus

REES · Das Neujahrskonzert mit dem Philharmonischen Orchester Köln hatte viele Höhepunkte zu bieten. Die gut 500 Besucher, die nach Rees gekommen waren, wurden vor allem von der Violonistin Ye Wu in ihren Bann gezogen.

 Die chinesische Violonistin Ye Wu begeisterte mit ihrer Interpretation eines Stückes von Mendelsson-Bartholdy.

Die chinesische Violonistin Ye Wu begeisterte mit ihrer Interpretation eines Stückes von Mendelsson-Bartholdy.

Foto: Michael Scholten

Das Philharmonische Orchester Köln hatte noch keinen Ton gespielt, als im vollbesetzten Bürgerhaus bereits ein dankbarer Applaus aufbrauste. In den folgenden zwei Stunden sollte deutlich werden, dass diese Vorschusslorbeeren mehr als berechtigt waren. Schließlich weiß das Reeser (und Emmericher) Stammpublikum, dass ein Neujahrskonzert unter der Leitung des Dirigenten Theo Römer immer wieder für Musik in Perfektion bürgt.

Die Auswahl der Stücke wurde dominiert von beschwingten Melodien, darunter viele beliebte Klassiker, aber auch einige Überraschungen. Den Anfang machte die Ouvertüre von Engelbert Humperdincks spätromantischer Märchenoper „Hänsel und Gretel“.

Einen Höhepunkt erlebte das Neujahrskonzert mit der Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert für Violine und Orchester. Dabei faszinierte vor die chinesische Violinistin Ye Wu, zweite Konzertmeisterin des WDR-Sinfonieorchesters Köln und zum dritten Mal zu Gast in Rees, mit ihrem unverkennbaren Spiel. Die elfenhaft flirrende und schwirrende Interpretation der Komposition wanderte von der Violine spielerisch ins Orchester und wieder zurück zur Solistin, dabei entzündeten alle Musiker ein wahres Feuerwerk an Instrumentationseffekten, denen die mehr als 500 Zuhörer andächtig und gebannt lauschten.

Nach der Pause nahm der „Vergnügungszug“ von Johann Strauß (Sohn) Fahrt auf. Dieser Express-Polka folgte eine klangvolle Flusskreuzfahrt. Friedrich Smetanas bekanntestes Werk „Die Moldau“ aus seinem sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ schildert den Lauf der Moldau, angefangen bei den beiden kleinen Quellen, über die Vereinigung der Bächlein zu einem Fluss und dessen Lauf durch Wälder und Landschaften, in denen eine Bauernhochzeit gefeiert wird, Nymphen bei nächtlichem Mondschein ihren Reigen tanzen und stolze Burgen, Schlösser und Ruinen emporragen, bis die Moldau Prag und manche Stromschnelle passiert, um letztlich in der Ferne in die Elbe zu entschwinden.

Mit Franz Lehárs Erfolgswalzer „Gold und Silber“, bestimmt von langen Melodiebögen und aparten Klangfarben, setzten Theo Römer und das Philharmonische Orchester Köln auf einen weiteren Klassiker, bevor sie Neuland betraten. „Ich wette, dass niemand von Ihnen den folgenden Titel kennt“, wandte sich Theo Römer an das Publikum und ergänzte: „Wir spielen ihn nicht zuletzt für alle Leute, die sich im letzten Jahr über die Bahn geärgert haben.“ Der „Kopenhagener Eisenbahn-Dampf-Galopp“ des dänischen Komponisten Hans Christian Lumbye feierte am 26. Juni 1847 die Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwischen Kopenhagen und Roskilde. Wie vom Tivoli-Kapellmeister Lumbye, dem „Strauß des Nordens“, vorgesehen, imitierte das Orchester nach dem feierlichen Einstieg mit ungewöhnlichen Instrumenten und großer Spielfreude das Fauchen, Stampfen und Pfeifen der Lokomotive.

„Das war`s mit unserem Programm“, schloss Theo Römer das Neujahrskonzert, um sich sogleich selbst zu korrigieren: „Wie könnte ein Orchester, das aus Köln kommt, einen Komponisten vergessen, der vor 200 Jahren in Köln geboren wurde? Das geht einfach nicht – und das machen wir nicht!“ So erklangen zu Ehren von Jacques Offenbach, der am 20. Juni 1819 als Jakob Ernst in Köln zur Welt kam, Auszüge aus dessen Oper „Orpheus in der Unterwelt”, darunter auch der als „Höllen-Cancan“ bekannt gewordene „Galop infernal“. Damit nicht genug: Mit dem „Radetzky“-Marsch, den Johann Strauss (Vater) im geschichtsträchtigen Jahr 1848 für Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz komponierte, fand das Reeser Neujahrskonzert eine mitreißende Zugabe und einen furiosen Abschluss.

(Michael Scholten)
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