Geschichte von Klein-Netterden Das neue Buch war echte Teamarbeit

EMMERICH · Der Emmericher Geschichtsverein hat sich der Geschichte von Klein-Netterden angenommen. Das dauerte zehn Jahre. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Nachschlagewerk mit einer witzigen Geschichte über einen Schmuggler.

 Herbert Kleipaß (Mitte) mit dem neuen Buch und den vielen Autoren und Helfern. Rechts Bürgermeister Peter Hinze.

Herbert Kleipaß (Mitte) mit dem neuen Buch und den vielen Autoren und Helfern. Rechts Bürgermeister Peter Hinze.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Nach mehr als zehn Jahren Arbeit und Recherche ist es jetzt endlich fertig – das Buch über Klein-Netterden. „Klein-Netterden ist der letzte von uns bearbeitete Ortsteil – eigentlich kein Dorf, sondern eher eine Bauernschaft“, stellte Herbert Kleipaß, Vorsitzender des Geschichtsverein, am Mittwoch im Rheinmuseum das Buch vor.

Ein Dorf ohne Kirche und Schule, ohne Schützen- und Fußballverein, ohne Dorfkern. „Es ist schon erstaunlich und interessant, wie viel die Autoren zusammengetragen haben. Es ist Geschichte, die teilweise selbst erlebt wurde. Wenn wir das heute nicht aufschreiben, ist das alles weg.“

Man müsse schon ein bisschen geck sein, um mitzumachen. „Aber es macht auch viel Spaß“, so Kleipaß. Eigentlich sollte das Buch bereits im letzten Jahr erscheinen, dann kam die Idee auf, es noch mit Luftbildern zu ergänzen, die von Ingrid und Björn Heuer gemacht wurden.

Rund 390 Seiten stark und 1,3 Kilogramm schwer ist ein Exemplar. „Aus Klein-Netterden ist ein Schwergewicht geworden“, sagte Bürgermeister Peter Hinze. Es sei aber nicht wichtig, wie schwer es ist, sondern was drinstehe - über die Geschichte, Ursprünge, das Dorfleben und Familien.  So bewahre man alles für die Nachwelt.

Hans Friedrichs, zweiter Vorsitzender des Geschichtsvereins, war mit der technischen Abwicklung betraut. Er erzählte, wie sich die Autoren donnerstags und sonntags im Archiv trafen. „Es ist beeindruckend, was ich in dieser Zeit alles über den Ortsteil erfahren habe. Wir sind stolz, dass das Buch jetzt fertig ist“, so Friedrichs.

Klein-Netterden gehörte gemeinsam mit Speelberg und Leegmeer bis 1816 zu Holland und wurde durch den Traktat vom 1. März 1817 an Preußen verwiesen. Damals bestand Klein-Netterden aus zehn Häusern und 108 Einwohnern, heute leben dort knapp 700.

„Ich freue mich, dass es jetzt endlich auch ein Buch über Klein-Netterden gibt“, sagte Ortsvorsteher und Deichgräf Herbert Scheers. „Ich habe immer in Klein-Netterden gewohnt, immer an derselben Stelle. Durch die Eingemeindung aber schon an der dritten Adresse.“ Das zeige die wechselhafte Geschichte des Ortsteils. „Klein Netterden hatte auch mal einen eigenen Bürgermeister.“

Sehr lesenswert finde er die Berichte über die verschiedenen Höfe – zusammengetragen von Ina und Hein Pastor. „Wir haben zwar keinen Ortskern, aber die Bürger von Klein-Netterden waren auch in den Vereinen der umliegenden Ortsteile sehr aktiv. Sie besuchten die Speelberger Kirche und die Liebfrauen-Schule.“

Die Themen sind vielseitig. Kirche und Schule sind ebenfalls Bestandteil des Buches. Und die Zählung 1955: Am 31. Dezember waren in der Gemeinde 649 Einwohner gemeldet, 312 männlich und 337 weiblich. Die Viehzählung ergab unter anderem: 1029 Rinder, 16 Schafe, 3106 Hühner, eine Ziege, 45 Bienenvölker und 26 Gänse.

Weitere Themen in dem Buch sind unter anderem die Deichschau, die „schwarze Brücke und die Edelhorstbrücke in Klein-Netterden“ die Fatima-Kapelle, Steinfabrik Industria, Wegekreuz am Kapellenberger Weg, Restaurant „Zum Zollamt“ und Schenkwirtschaft Gellekum, die Milchhändler Anton Smits und „Pöngel Ebbing“ und Schmuggelgeschichten.

So fuhr ein Mann jeden Tag mit einer kleinen Kiste voll Sand hinten auf seinem Fahrrad über die Grenze. Die Zöllner hatten den Verdacht, dass er schmuggelte und untersuchten jedes Mal die Kiste, fanden aber nichts. Die Kiste war nur ein Ablenkungsmanöver. Den Zöllnern fiel nicht auf, dass der Mann morgens mit einem neuen Fahrrad nach Deutschland fuhr und abends mit einem alten Rad wieder zurückkehrte.

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