Praxis bleibt geöffnet Kinderarzt Dr. Lycko sagt „Servus“

Emmerich · Wenn der Mediziner Ende März in Ruhestand geht, gibt es in Emmerich keinen reinen Kinderarzt mehr. Gespräche mit einem potienziellen Nachfolger laufen. Ehefrau Beate Lycko führt die Praxis weiter. Sie ist Allgemeinmedizinerin.

 Erich Lycko mit seiner Ehefrau Beate. Die Allgemeinmedizinerin wird die Praxis am Neuen Steinweg weiterführen.

Erich Lycko mit seiner Ehefrau Beate. Die Allgemeinmedizinerin wird die Praxis am Neuen Steinweg weiterführen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der beliebte Kinderarzt Erich Lycko geht zum 30. März in den Ruhestand. Die gute Nachricht: Seine Frau Beate Lycko führt die Praxis weiter. Sie ist Allgemeinmedizinerin und behandelt auch die Kinder mit. Die schlechte Nachricht: Die Praxis bleib zunächst ohne Kinderarzt. Damit hat Emmerich keinen Kinderarzt mehr. Peter Schieferdecker ist zwar Kinderarzt, hat aber nur eine Zulassung als Allgemeinarzt. „Zurzeit werden aber intensive Gespräche geführt, in denen auch unser Bürgermeister Peter Hinze involviert ist“, erklärt der 67-jährige Lycko. „Es gibt auch schon Interessenten und es besteht eine sehr reelle Chance auf einen Nachfolger.“

Am 15. Februar 1993 eröffnete Lycko seine Kinderarzt-Praxis am Neuen Steinweg. Geboren ist er in Grafenweiler in Oberschlesien. Er besuchte das Gymnasium in Rüthen. Arzt zu werden war zunächst nicht seine erste Wahl. In der Obersekunda wollte er Bankkaufmann werden. „Doch mein Vater sagte ‚Nö, du machst Medizin’!“

Sein Studium absolvierte Lycko in Münster, beendete es mit dem Staatsexamen und dem Doktor-Titel. Danach ging er 15 Monate zur Bundeswehr. Während er sich im Studium eher für Rechtsmedizin interessierte, wuchs sein Interesse für die Kindermedizin, als er in seinem praktischen Jahr in der Kinderklinik in Minden arbeitete. Er machte den Facharzt und suchte dann eine neue Herausforderung. „Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich an den Niederrhein wollte“, so Lycko, der 1986 in das gerade neu erbaute St. Agnes Krankenhaus nach Bocholt wechselte. Dort war er rund sechs Jahre als Oberarzt und Chefarzt-Stellvertreter tätig und erlebte den Aufbau einer Intensiv-Abteilung und Diabetis-Ambulanz für Kinder mit. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Beate kennen.

„Der Ruf, dass in Emmerich ein Kinderarzt gesucht wurde, wurde bis nach Bocholt gehört“, erzählt Lycko. Dr. Göpel hatte seine Praxis bereits zwei Jahre vorher aufgegeben, als Lycko im Februar 1993 kam. Ehefrau Beate kam zum 1. Juli nach. Erste Arzthelferin war Elke Hinze-Gebhardt. „Sie ist heute noch bei uns, mit ihr feierten wir im letzten Monat das Silberjubiläum.“

In den 26 Jahren haben die Lyckos, die drei Kinder im Alter von 24, 21 und 20 Jahren haben, gemeinsam rund 64.000 Patienten behandelt. „Das ist zwei Mal Emmerich“, so Lycko. Bis 2010 konnten sich in der Praxis zwölf angehende Ärzte weiterbilden. „Leider ist keiner am Niederrhein geblieben.“ Bereits seit 2010 bemühten sie sich um einen Nachfolger. Zum 1. Januar 2018 hatten sie eine Kinderärztin gefunden, die Unterlagen waren unterschriftsreif. Die Praxis sollte zu einem medizinischen Versorgungszentrum werden. „Doch kurz vor dem Ziel ist der Betreiber abgesprungen, weil er lieber in einer größeren Stadt das MVZ aufbauen wollte. Damit waren alle Pläne geplatzt“, bedauert Lycko.

Anfang April macht der Ruheständler erst einmal Urlaub, besucht aber in Leipzig eine medizinische Fortbildung. Danach wird der Hobbykoch sich „um alles, was auf dem Schreibtisch liegen geblieben ist“ und „im Hintergrund“ auch etwas um die Praxis kümmern.

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