Ausgefallene Immobilie in Rees Hermanns-Mühle steht bei Ebay zum Verkauf

Rees · Einst Gastwirtschaft und Nachtlokal, fiel die Mühle aus dem 18. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf. Jetzt soll sie verkauft werden.

 So sieht die ausgebrannte Mühle in Esserden heute aus. Die Natur hat den Steinturm und das 5600 Quadrameter große Grundstück zurückerobert.

So sieht die ausgebrannte Mühle in Esserden heute aus. Die Natur hat den Steinturm und das 5600 Quadrameter große Grundstück zurückerobert.

Foto: Stadtarchiv Rees / Michael Scholten

Seit Jahren sucht die ausgebrannte Mühle am Kreisverkehr einen neuen Besitzer. Jetzt bietet ein Immobilienmakler die „Rarität aus dem 17. Jahrhundert“ sogar auf der Internetseite Ebay-Kleinanzeigen an. Der Preis von 300.000 Euro plus Provision umfasst auch das 5600 Quadratmeter große Grundstück rund um die ausgebrannte Mühle. „Mit großer Freude dürfen wir Ihnen eine wirklich ausgefallene Immobilie präsentieren“, steht im Begleittext: „Die Alte Mühle in Rees aus dem 17. Jahrhundert, welche nicht nur eine Wohnimmobilie, sondern auch ein Stück Reeser Geschichte ist.“

Die früher als Hermanns-Mühle bekannte Anlage (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Hermanns-Mühle, die bis heute in der Feldmark steht und inzwischen Scholten-Mühle heißt) blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die nur zum Teil durch Unterlagen aus dem Reeser Stadtarchiv rekonstruiert werden kann. Das Baujahr wird mit 1776 angegeben, womit die Windmühle also, streng genommen, aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Zeugnisse für ihre Nutzung finden sich eher aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. So berichtete das „Jahrbuch Kreis Rees 1971“ über eine acht Jahre zurückliegende Überprüfung des Zustands der Windmühlen im Kreis und erwähnt dabei auch die Hermanns-Mühle: „Ausbesserung und Herrichtung des Daches zur Erhaltung der Substanz erforderlich. Balken und Teile des Königs noch gut erhalten.“

Im Oktober 1966 wurde eine neue Haube gebaut, am 9. November 1968 eröffnete die Gastwirtschaft Hermanns-Mühle, die später vor allem als Vergnügungslokal und Nachtclub von sich reden machte.

Für Schlagzeilen sorgte auch die Zwangsversteigerung im August 1978, die von der Vereinsbank in Sonsbeck beim Amtsgericht Kleve beantragt worden war. Das Startgebot lag bei 180.000 Mark, am Ende ließ der Auktionator den Hammer beim Stand von 221.000 Mark fallen.

Am 1. Januar 1988 brannte die Mühle komplett aus. Den Schaden bezifferte die Presse damals auf 500.000 Mark. Seither blieb der Steinturm in einer Art Dornröschenschlaf. Stark mit Pflanzen überwuchert und von hohen Bäumen und Sträuchern umgeben, ist die Mühle vom benachbarten Kreisverkehr an der L 7 und B 67 nicht mehr zu sehen. Nur wer von der Rheinbrücke oder vom SB-Markt Real kommt und Richtung Kreisverkehr fährt, kann die Mühle auf der linken Hand erkennen.

„Bitte sehen Sie vom Betreten des Grundstückes ohne vorherige Absprache ab“, betont der Immobilenmakler in seiner Ebay-Kleinanzeige und bereitet den möglichen Käufer auf viel Arbeit vor: „Die Immobilie ist sanierungsbedürftig und im aktuellen Zustand nicht bewohnbar. Das über 5000 Quadratmeter große Grundstück bietet jedoch viele außergewöhnliche Möglichkeiten. Gerne entwickeln wir mit Ihnen zusammen ein Neubauprojekt oder ein Sanierungskonzept. Die alte Mühle selbst sollte aus unserer Sicht erhalten bleiben.“

Die Hermanns-Mühle, zeitweise auch Tauer-Mühle genannt, gehört zu den wenigen steinernen Zeugnissen einer Jahrhunderte alte Mühlentradition in Rees. Neben Schiffsmühlen, die auf dem Rhein vor Rees lagen und von Wasserkraft angetrieben wurden, und kleineren „Rossmühlen“, die im historischen Stadtkern mit Pferdekraft angetrieben wurden, gab es seit dem späten 14. Jahrhundert auch die aus Holz gebaute „Kassmöll“ am Grüttweg, die bis heute namentlich in der Kassmöllstraße weiterlebt. Auch der 1470 erbaute Mühlenturm an der Promenade trug einst eine Haube und Windmühlenflügel. Gleiches galt für den früheren Wehrturm auf der Rosau in Bienen.

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