Jahresbilanz Arbeitsmarkt 2021 Fachkräfte weiter dringend gesucht

Duisburg · In Duisburg ist die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen auf 177.086 gestiegen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Hartz IV-Empfänger. Die Arbeitsagentur zahlte 2021 rund 74,1 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld.

 Die Duisburger Arbeitsagentur an der Wintgensstraße.

Die Duisburger Arbeitsagentur an der Wintgensstraße.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Fachkräfte dringend gesucht: Auch im Pandemiejahr 2021 fehlen auf dem Arbeitsmarkt in Duisburg Pflegekräfte, Handwerker, Lageristen, Zusteller, Maschinenbauer oder Lokführer. Ganz anders ist die Situation bei den Helfern ohne abgeschlossene Berufsausbildung – hier gab es Probleme.

Deshalb war die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Duisburg im Pandemiejahr 2021 auch zweigeteilt: Während es in vielen Betrieben an Fachkräften fehlt, hat sich die Situation der Langzeitarbeitslosigkeit verschärft. Das ist eines der Ergebnisse der Bilanz für den Arbeitsmarkt 2021, die Duisburgs Arbeitsagenturchef Marcus Zimmermann und Jobcenter-Geschäftsführer Frank Böttcher am Donnerstag vorstellten. Aktuell sind 70.816 Menschen in Duisburg vom Jobcenter abhängig.

Während die Zahl der Menschen ohne Job, die noch unter die Arbeitslosenversicherung fallen, im Jahresdurchschnitt 2021 um 6,1 Prozent sank, stieg die Zahl der Hartz IV-Empfänger um 4,2 Prozent.

„Die Krise trifft die Schwächsten der Schwachen besonders stark“, sagte Böttcher. Die Langzeitarbeitslosigkeit sei in Duisburg das Kernproblem, zumal die Pandemie die positive Entwicklung vor der Krise hier beendet habe. Rund drei Viertel der Langzeitarbeitslosen in Duisburg haben keinen Berufsabschluss. Mehr als 21 Prozent der Hartz IV-Bezieher in Duisburg sind 55 Jahre und älter, rund 57 Prozent sind bereits zwei Jahre und länger arbeitslos.

Mehr als die Hälfte der Langzeitarbeitslosen (51,2 Prozent) sind Frauen. Böttcher will dafür Sorge tragen, dass die Frauen nicht zu den Verliererinnen der Pandemie gehören. „Die Doppelbelastung mit Familie und Beruf ist dann besonders gravierend, wenn zum Beispiel Schulkinder zu Hause bleiben müssen“, so Böttcher.

 Frank Böttcher, Geschäftsführer des Duisburger Jobcenter.

Frank Böttcher, Geschäftsführer des Duisburger Jobcenter.

Foto: Jobcenter Bochum

Der Arbeitsmarkt in Duisburg mit seinen bekannten Problemen habe sich im vergangenen Jahr „den neuen Herausforderungen der Corona-Pandemie angepasst“, so die Experten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als ein wichtiger Indikator für die Situation auf dem Arbeitsmarkt habe sich sogar um 1,4 Prozent auf 177.086 erhöht.

Die Auswirkungen der Pandemie haben sich auf die Unternehmen je nach Branche sehr unterschiedlich ausgewirkt. Darauf hatte in der vergangenen Woche bereits die Industrie- und Handelskammer hingewiesen. Im Jahresvergleich (Stichtag 30.6.) gab es in Duisburg im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung mit 12,5 Prozent den größten Zuwachs. Viele Firmen hätten verstärkt auf Zeitarbeit gesetzt, erklärte Agenturchef Zimmermann. Grundsätzlich fände er unbefristete Arbeitsverhältnisse besser, aber so habe man die Folgen der Krise abmildern können.

 Marcus Zimmermann, Chef der Arbeitsagentur Duisburg.

Marcus Zimmermann, Chef der Arbeitsagentur Duisburg.

Foto: Agentur für Arbeit

Die mit Abstand meisten Beschäftigten stellen die Bereiche Metall-, Elektro und Stahlindustrie. Hier gab es einen Zuwachs von 1814 auf 27.405 Beschäftigte – eine Steigerung um 7,1 Prozent. Dies lag aber zu einem großen Teil daran, dass Siemens zuvor anderen Branchen zugerechnet wurde und nun zusätzlich in diesen Bereich fält. Auch im Baugewerbe gab es mit 8,9 Prozent einen deutlichen Zuwachs.

Der Strukturwandel und die Energiewende sorgten dafür, dass der Rückgang in den Bereichen Berbau sowie Energie- und Wasserversorgung mit 37,8 Prozent (1739 Beschäftigte) am stärksten war. Hier gibt es nun nur noch 2950 Beschäftigte, das entspricht etwa 1,7 Prozent aller Jobs in Duisburg.

Rückgänge bei der Beschäftigung gab es dagegen unter anderem auch in den Bereichen Information und Kommunikation, sonstige Dienstleistungen, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Chemie, Gastgewerbe und Herstellung von häuslich konsumierten Gütern. Aufgrund zunehmender Digitalisierung hätte man davon ausgehen können, dass der Bereich Information und Kommunikation zu den Gewinnern der Pandemie gehört. Dies habe aber noch nicht auf den Arbeitsmarkt in Duisburg durchgeschlagen, so Zimmermann.

Die Kurzarbeit war im Jahresverlauf 2021 rückläufig, nachdem es im Vorjahr hier besondere Steigerungen gegeben hatte. Rund 74,1 Millionen Euro zahlte die Arbeitsagentur in Duisburg an Unternehmen für die Inanspruchnahme von Kurzarbeit aus. Zum Vergleich: Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es 101,8 Millionen Euro gewesen.

Im April 2020 hatte es noch 2493 kurzarbeitende Betriebe mit 18.687 Beschäftigten gegeben, im Juni 2021 waren es noch 934 Betriebe mit 5512 Beschäftigten. Die Anmeldungen nach den zuletzt geänderten Coronaregeln könnten aber wie berichtet wieder auf einen Anstieg hindeuten.

Die Kurzarbeit ist ein Faktor, der Betriebe vor einer Insolvenz bewahrte. So sei trotz aller Probleme die Zahl der gestellten Insolvenzanträge nicht signifikant gestiegen, so Zimmermann.

Mehr als zwei Drittel der Arbeitslosen in Duisburg arbeiteten im Helfer-Bereich und hatten meist keinen Berufsabschluss, während bei den Fachkräften die Zahl der Arbeitslosen sogar um acht Prozent zurückging. Bei den freien Stellen dagegen sind rund 58 Prozent auf Fachkräfte zugeschnitten, nur 21 Prozent beträgt hier der Anteil an Helfern.

Am Ausbildungsmarkt konnten 1355 junge Erwachsene unter Beteiligung der Agentur einen Ausbildungsplatz finden. Das sind zwar 144 weniger als im Vorjahr, von einem „Corona-Jahrgang“ könne aber keine Rede sein, so Zimmermann. Trotz zum Teil geschlossener Schulen habe man als eine von drei Agenturen in NRW mehr Schüler erreichen und ansprechen können als im Vorjahr. Die Vernetzung der Akteure von Schule und Agentur in Duisburg sei besonders gut.

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